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Feiner Fußballer. Lennart Hartmann (links) ist eigentlich zu gut für die sechste Liga. Aber er setzt inzwischen andere Prioritäten.
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Der Beruf geht vor: Der Ex-Herthaner Lennart Hartmann verlässt Tennis Borussia

Lennart Hartmann galt bei Hertha BSC mal als riesiges Talent. Inzwischen hat er mit dem Profifußball abgeschlossen - und wechselt wohl in die sechste Liga.

Die großen Gesten haben sie manchmal auch in der fünften Liga drauf. Kugelschreiber in der Hand, Vertrag auf dem Tisch, den Blick in die Kamera gerichtet. Solche Fotos kennt man auch von Hertha BSC wenn ein neuer Spieler gerade seinen Vertrag unterschrieben hat und Manager Michael Preetz mit dem Neuzugang fürs Foto posiert. Auf der Homepage des Oberligisten Tennis Borussia ist aktuell ein Bild zu sehen, das sich an dieser Ästhetik durchaus orientiert: Der Vorstandsvorsitzende blickt lächelnd über seine Lesebrille, der Neue hält den Kuli schreibbereit. Kann man ja mal machen, wenn man als Fünftligist einen Spieler von einem klassenhöheren Klub verpflichtet. Lukas Rehbein heißt die jüngste Neuverpflichtung Tennis Borussias, 22 Jahre alt, Mittelfeldmann und bisher beim BFC Dynamo unter Vertrag. Er ist der zweite Spieler aus der Regionalliga, den der Klub in diesem Winter verpflichtet hat. Vom FC Viktoria 89 kommt zudem Mittelfeldspieler Kevin Giese, 23, der schon im Sommer als Zugang im Gespräch war.

Dafür haben die Borussen auch einen prominenten Abgang zu verzeichnen. Lennart Hartmann verlässt den Klub und wird wohl zur VSG Altglienicke wechseln. Bestätigt hat der souveräne Tabellenführer der Berlin-Liga, für den bereits die beiden Ex-Profis Kevin Pannewitz und Francis Banecki spielen, den Transfer allerdings noch nicht.

"Die schönste Zeit, die ich als Fußballer hatte"

„Natürlich ist das schade, dass Lenny uns verlässt“, sagt Andreas Voigt, der Vorstandsvorsitzende von Tennis Borussia. „Er hat bei uns eine tragende Rolle gespielt und unheimlich viel dazu beigetragen, dass wir in der vorigen Saison aufgestiegen sind.“ Trotz intensiver Gespräche und Versuche, ihn zum Bleiben zu bewegen, ließ sich der 24-Jährige nicht mehr umstimmen. Hartmann war vor anderthalb Jahren vom Berliner AK zum damaligen Berlin-Ligisten Tennis Borussia gewechselt, zehn Tore erzielte er seitdem für den Klub. „Es war mit meine schönste Zeit, die ich als Fußballer bisher hatte“, schreibt Hartmann auf seinem Facebook-Account.

Ein Talent und sein Förderer. Unter Lucien Favre hat Hartmann 2008 für Hertha in der Bundesliga debütiert.
Ein Talent und sein Förderer. Unter Lucien Favre hat Hartmann 2008 für Hertha in der Bundesliga debütiert.
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Die aufregendste war es vermutlich nicht. Hartmann galt einmal als Riesentalent im deutschen Fußball. Mit 17 wurde er mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber als zweitbester Nachwuchsspieler seiner Altersklasse ausgezeichnet; nur wenige Tage später debütierte der Mittelfeldspieler für Hertha BSC in der Bundesliga – da war er 17 Jahre, vier Monate und vier Tage alt. Bis heute ist Hartmann damit der jüngste Bundesligaspieler des Klubs. Für die große Profikarriere reichte es auch aufgrund mehrerer Verletzungen trotzdem nicht. Nach den Stationen Alemannia Aachen, SV Babelsberg und BAK landete er im Sommer 2014 bei TeBe in der sechsten Liga. Dahin kehrt er nun wohl auch zurück.

Hartmann könnte auch heute noch deutlich höherklassig spielen, aber er studiert inzwischen Jura und konzentriert sich auf seine berufliche Karriere. Der Fußball ist nur noch eine – vermutlich nicht ganz schlecht bezahlte – Freizeitbeschäftigung. Die VSG Altglienicke soll ihm zudem eine berufliche Perspektive in einer renommierten Anwaltskanzlei geboten haben.

An der sportlichen Perspektive von Tennis Borussia hat sich durch die personellen Veränderungen nichts Grundlegendes verändert. Giese und Rehbein dürften dank ihrer Erfahrungen in der Regionalliga eine Verstärkung für das Oberligateam sein. Zudem sucht der Klub noch einen Offensivspieler. Zur Winterpause liegt die Mannschaft von Trainer Daniel Volbert, die als Aufsteiger lange Zeit Tabellenführer war, mit vier Punkten Abstand auf Spitzenreiter Hertha Zehlendorf auf Platz vier. „Unser Ziel ist es zu versuchen, weiter oben mitzuspielen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Voigt. „Wenn sich die Chance zum Aufstieg ergibt, wollen wir die auch wahrnehmen. Aber wenn wir Vierter, Fünfter oder Sechster werden, ist das auch kein Beinbruch.“

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