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Bayerns Torhüter Manuel Neuer mit der Trophäe nach dem Champions-League-Finalspiel.
© Julian Finney/Getty Images via UEFA/dpa

Flick zum Champions League Finale: "Der Erfolg ist nur gemietet. Und die Miete ist jeden Tag fällig."

Eine perfekte Mischung im Kader führt auf Europas Thron. Der Weg des Teams ist noch nicht zu Ende.

Für den Henkelpott war der mit den größten Muckis zuständig. Leon Goretzka packte die 7,5 Kilogramm schwere Trophäe für den europäischen Champion ganz lässig mit einer Hand, als die Mannschaft des FC Bayern im Hotel außerhalb von Lissabon angekommen war. Ohne große Mühe hielt er sie die paar Meter zum Eingang vor der Brust.

Thiago brauchte da später schon zwei Hände, als er sich den Pokal auf den Kopf setzte. Der Spanier, der wohl seinen letzten Auftritt für die Münchner hatte und beim 1:0-Finalsieg gegen Paris Saint-Germain bewiesen hat, dass er eben doch einer für die ganz großen Spiele sein kann, schien sich niemals so bayerisch gefühlt zu haben wie an diesem Abend in Portugal.

Feier im ganz kleinen Kreis

Er grölte voller Inbrunst die Vereinshymne "Forever Number One" und dirigierte seine Mannschaft auf der Bühne so wie zuvor im Stadion. Nach seiner Auswechslung hatte Thiago von außen im Stile eines Trainers die Kollegen angefeuert und instruiert. Auf die Maske, die die Spieler auf den Plätzen hinter der Trainerbank eigentlich tragen sollten, pfiff er.

"Ich habe selten einen verschworeneren Haufen erlebt als diese Truppe", sagte Vorstandschef Karl- Heinz Rummenigge bei der Party nach dem sechsten Sieg in der Champions League oder dessen Vorgängerwettbewerb und dem zweiten Triple nach 2013. Anders als sonst nach solchen Triumphen fand die Feier im ganz kleinen Kreis statt.

Spieler warfen Trainer in die Luft

Im Moment des Erfolges sind es oft Szenen am Rande, die zeigen, ob die Einheit tatsächlich so riesig wie beschrieben oder allein dem Sieg geschuldet ist. Wie sich jene Spieler zum Beispiel verhalten, die nicht so viel beitragen durften. Als erstes fällt einem bei Bayern Lucas Hernandez ein, Rekordtransfer des vergangenen Jahres, aber nach ein paar Verletzungsproblemen in der Abwehrhierarchie weit zurückgefallen.

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Beim Champions-League-Turnier war er nur gegen Barcelona zu ein paar Spielminuten gekommen. Doch nach dem Schlusspfiff war der Franzose einer der ersten, der Trainer Hansi Flick in die Arme fiel. Und auch als die Spieler später den Trainer in die Luft warfen, war Hernandez ebenfalls vorne mit dabei.

Elf Siege in elf Spielen

Elf Siege in elf Spielen, nie zuvor hat es eine Mannschaft geschafft, alle Champions-League-Spiele einer Saison zu gewinnen. Das ist ebenso ein Rekord wie die 43 erzielten Tore. Robert Lewandowski wurde außerdem Torschützenkönig mit 15 Treffern – und vielleicht gibt es für ihn am Ende des Jahres noch eine Trophäe. Rummenigge wird jedenfalls alles dafür tun, dass die Weltfußballer-Wahl stattfindet.

Das Finale war das einzige Spiel des Wettbewerbs, bei dem der Stürmer leer ausging. Er dürfte es verschmerzen, dass Kingsley Coman das Tor des Tages erzielte, denn Lewandowski darf sich endlich als Vollendeter fühlen, sieben Jahre nachdem er mit Dortmund das Endspiel gegen die Bayern verloren hat.

Kampfgeist geweckt

Schon oft sind bei den Münchnern den großen Siegen große Enttäuschungen vorausgegangen: dem Triumph 2001 die Last-Minute-Niederlage gegen Manchester United 1999, dem Triple 2013 das verlorene Finale im eigenen Stadion ein Jahr zuvor. Dieses Mal war es kein singuläres Ereignis, aus dem sich die Gier speiste, sondern eine "Talsohle", wie Thomas Müller die schwierige Phase im Herbst bezeichnete, die in der Entlassung von Niko Kovac gipfelte.

"Im November war zu lesen, dass man keine Angst, keinen Respekt mehr hat vor der Mannschaft und wie schlecht sie einfach ist", sagte Flick. Das hat den Kampfgeist geweckt, diese Motivation gepaart mit einem Trainer, der es verstand, die in Schieflage geratenen Dinge zu ordnen, den Spielern ihr Selbstvertrauen zurückzugeben.

Bereit zu leiden

Da waren zum einen die Routinierten, die beweisen wollten, dass sie noch gut genug für Europas Spitze sind, und zum anderen die Jungen um Joshua Kimmich, Teil einer hochtalentierten Generation, die mächtig aufs Tempo drückten, um nicht wie die Generationen zuvor zwei Anläufe zum Champions-League-Titel zu benötigen. "Die Jungs sind bereit zu leiden", sagte Thomas Müller. Und füreinander da.

Diese Einstellung führte zu einem "Gefühl der Unschlagbarkeit", wie es Kimmich beschreibt. Aber es ist nicht mehr als eine Momentaufnahme, weiß Flick: "Der Erfolg ist nur gemietet. Und die Miete ist jeden Tag fällig." Ein paar Tage Aufschub haben der Trainer und das Team allerdings, ehe sie wieder liefern müssen. Die neue Saison beginnt am 11. September, im DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren. Der Weg der Mannschaft ist noch nicht zu Ende.

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