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Alfred Gomis ist Torhüter des Senegal.
© picture alliance / Actionplus

Fußball-WM 2018 in Russland: Der einzige Italiener bei der WM

Die Squadra Azzura verpasst die WM. Ein Italiener ist trotzdem dabei: Alfred Gomis kommt aus dem Nachwuchs des AC Turin und steht für Senegal im Tor – in Gedenken an seinen Vater.

Es wurmt viele noch immer. Die Cafés in Mailand und Turin sind spärlich besucht, Italien-Trikots sieht man nur selten, auch die TV-Übertragungen versenden sich ins Nirgendwo. Es ist bereits acht Monate her, dass die Squadra Azzura die WM verpasste, aber der Schmerz darüber, dass in Russland zum ersten Mal seit 60 Jahren keine italienischen Fahnen bei einer Weltmeisterschaft wehen, ist geblieben.

Eine grün-weiß-rote Italien-Flagge wird es in Russland trotzdem geben, auch wenn sie nicht am Mast des Luschniki-Stadions in Moskau hängen oder vor einer WM-Partie ausgebreitet auf dem Rasen liegen wird. Nein, sie wird gut gefaltet und gebügelt im Koffer von Alfred Gomis liegen, dem Torhüter des Senegal. Im Südwesten des Landes in Ziguinchor geboren, etwa 500 Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt, ist Alfred Gomis mit seinem Vater Charles und seiner Mutter Anne Marie im Alter von drei Jahren nach Cuneo in Norditalien gekommen.

Auch zwei seiner Brüder sind Torhüter

Der Schlussmann, der in der Serie A für SPAL aus Ferrara spielt, besitzt die italienische Staatsbürgerschaft, hat 2013 sogar ein Trainingslager mit der U20 unter Trainer Di Biagio absolviert und das Tor der „B-Italia“ verteidigt, eine Auswahl der italienischen Serie B. Auch zwei seiner drei Brüder sind Torhüter.

Bei der WM in Russland aber wird Gomis das Tor des Senegal hüten. Bis 2017 war Gomis fünfzehn Jahre lang nicht mehr in seinem Geburtsland, erst der Tod seines Vaters zog ihn wieder in den Senegal. „Mein Vater war vor Kurzem gestorben. Ich bin in den Senegal geflogen, um nach seinem Grab zu sehen und um ein bisschen mit ihm zu plaudern. Da hat es Klick gemacht. Ich habe mich in Erinnerung an meinen Vater für den Senegal entschieden. Was er für meine Brüder, auch Torhüter, und für mich getan hat, war unglaublich. Wir waren sicherlich nicht wohlhabend und er hat ein sehr hartes Leben geführt, damit wir unseren Traum verwirklichen konnten“, sagte Gomis der Corriere della Sera.

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Ein Stück Italien im Koffer

Die Helden seines Vaters waren Italiens Torwartlegende Dino Zoff und dessen Kamerunischer Kollege Thomas N’Kono – eine Leidenschaft, die die Entscheidungen der Kinder, sich ins Tor zu stellen, sicherlich beeinflusst hat: „Er hat uns nie dazu ermutigt zu spielen. Er wollte, dass wir glücklich sind, egal wo und wie“, sagte Gomis der Tageszeitung "La Stampa". Auf die Entscheidung, für den Senegal zu spielen, folgte alsbald sein Debüt. Am 14. November 2017, einen Tag nach der verpassten WM-Qualifikation Italiens, stand Gomis zum ersten Mal für das Land seines Vaters im Tor. Und sicherte seiner Mannschaft beim 2:1-Sieg gegen Südafrika prompt das Ticket nach Russland.

Nun, im südwestlich von Moskau gelegenen Kaluga, wo die Senegalesen ihr Quartier aufgeschlagen haben, wird auch ein Stück Italien mit bei der WM sein: „Ich werde die italienische Fahne im Koffer mitnehmen und zwar mit Stolz. Ich fühle mich als Italiener, von der Erziehung und der Bildung her, nicht nur im sportlichen Bereich. Und ich werde Italien immer dankbar sein: Ich bin hierhergekommen als ich drei war, bin erst in Cuneo und dann in Turin aufgewachsen. Und dieses Jahr habe ich meine erste Saison in der Serie A bestritten und dabei das historische Ziel des Klassenerhalts erreicht: besser als jeder Traum.“

Jetzt heißt sein Traum Russland und als Torhüter für sein Land wird er die Schüsse von Robert Lewandowski oder James Rodriguez abwehren müssen, um dem Senegal das Weiterkommen im Turnier zu schenken. Und natürlich seinem Vater, dessen Grab er nach dem Turnier wieder besuchen wird.

Emanuele Giulianell

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