Eishockeyprofi Patrick Köppchen: Der Dauerrenner
Eishockeyprofi Patrick Köppchen hat seit 2007 kein Spiel verpasst – dabei wollte der Berliner ursprünglich etwas anderes werden. Am Mittwoch trifft er mit dem ERC Ingolstadt auf seinen Heimatklub Eisbären Berlin.
Patrick Köppchen lacht ihn weg, seinen großen Traum von einer Karriere als Modedesigner. „Ich bin wohl nicht kreativ genug“, sagt er. Und dann wird er einen Moment doch ganz ernst. Früher, da habe er T-Shirts gestaltet für die Mitspieler. „Mit Farbspritzern.“ Aber irgendwann habe er eingesehen, dass er andere Dinge besser kann, als Kleidungsstücke zu entwerfen. Eishockeyspielen zum Beispiel. Zweimal Deutscher Meister ist er schon geworden der gebürtige Berliner, mit den Hannover Scorpions und zuletzt mit dem ERC Ingolstadt. Dass ist es aber nicht, was den inzwischen 34-jährigen Verteidiger so außergewöhnlich macht in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Köppchen ist auch Meister in puncto Durchhaltevermögen: Seit November 2007 hat er kein einziges Punktspiel in der DEL verpasst: 457 Mal als Eishockeyprofi am Stück im Einsatz. Eine unglaubliche Marke.
Nun ist es nicht so, dass der großgewachsene Köppchen auf dem Eis nicht dahin gehen würde, wo es wehtun kann. Im Gegenteil. Er schindet sich, immer. Er ist in den sieben Jahren ohne Spielpause mit Verletzungen aufgelaufen, die andere zu einer längeren Pause gezwungen hätten. „Da waren mehrere Sachen“, sagt er. „Gebrochene Finger oder in den vergangenen Play-offs eine schwere Kieferprellung.“ Ihn habe es nicht davon abgehalten, immer „100 Prozent zu geben“, immer im Rahmen des Erlaubten, seit Jahren war er nicht mal für ein Spiel gesperrt. „Ich bin eben ein braver Spieler“, sagt er. „Keiner, der unfaire Checks fährt.“
Natürlich habe ihm seine gute Kondition bei der Rekordserie geholfen. „Durch den Einsatz im Kraftraum kann ich schon etwas beeinflussen. Aber ehrlich: Da gehört ganz viel Glück dazu.“ Köppchen ist aber nicht nur Meister im Durchhalten. In den Play-offs der vergangenen DEL-Saison wurde er zum wertvollsten Spieler gewählt. Es ist irrsinnig, dass Bundestrainer Pat Cortina den Verteidiger aus Ingolstadt nicht in sein Aufgebot für die WM in Weißrussland berief. Köppchen versteht es bis heute nicht, nimmt es inzwischen mit Ironie. „Ich scheine irgendetwas falsch zu machen, aber wenn sie mich nicht wollen, dann ist es eben so.“ Nach 48 Länderspielen habe sich das Thema Nationalmannschaft für ihn erledigt. Im Klub dagegen wird es für Köppchen noch lange weitergehen: Bis 2018 hat der Mannschaftskapitän beim ERC Ingolstadt einen Vertrag.
Die Eisbären sind kein Thema mehr für den gebürtigen Berliner
Mit 17 Jahren hat Köppchen die Eisbären verlassen. Über Kanada, Braunlage und Erding schaffte er 2001 den Sprung in die DEL, bei den München Barons. Er zog mit dem Team nach Hamburg um, kehrte über Hannover zu den Freezers zurück und ist nun seit 2013 in Oberbayern. „Ich bin nicht böse darüber, dass ich nicht in Berlin geblieben bin. Ich habe viel von Deutschland gesehen.“ Das Thema Eisbären sei abgeschlossen. „Wenn mein Vertrag in Ingolstadt ausläuft, werde ich wohl kaum noch im Eisbären-Trikot auflaufen.“ Doch ist es immer noch etwas Spezielles für Köppchen, so ein Spiel gegen den Heimatverein wie nun am Mittwoch in Ingolstadt (Beginn 19.30 Uhr). Zumal die Bayern vor den Berlinern rangieren, und er von den Eisbären viel Engagement erwartet. „Die kämpfen ja noch um eine gute Platzierung für die Play-offs.“ Aber so stark seien seine Beziehungen zum Team nicht mehr. „Ein paar von den jungen Alten kenne ich ganz gut, etwa den Florian Busch.“ Doch der wird am Mittwoch fehlen, Busch laboriert an einer Muskelverletzung im Bein.
So eine Blessur würde Köppchen vermutlich nicht von einem Einsatz abhalten. Aber die Konstitution des Menschen ist eben keine feste Größe. Patrick Köppchen wird am Mittwoch zum 805. Mal in der DEL spielen, auf 1000 Einsätze will er kommen. Bis dahin ist noch Zeit, um über die Karriere nach der Karriere nachzudenken. Und wenn es schon mit dem Modedesigner nichts wird, so sollte Patrick Köppchen wenigstens ausreichend Mittel für sein teures Hobby zusammen haben, das auch mit Kleidung zu tun hat. „Ich shoppe mir schon ganz schön viel zusammen“, sagt er.