Medien-Mogul John Malone: Der "Cable Cowboy" kauft die Formel 1
Er ist eine der größten Nummern im Fernsehgeschäft. Al Gore nannte ihn den „Darth Vader“ der Kabel-Industrie. Nun schnappt sich John Malone die Formel 1.
Einer der erfahrensten Strippenzieher im US-Mediengeschäft will es noch einmal wissen. John Malone, wegen seiner aggressiven Deals auch „Cable Cowboy“ genannt, kauft die Formel 1. Damit wird ein US-Tycoon der alten Schule zur zentralen Figur im Rennzirkus. Für Malones Medienkonzern Liberty Media ist die Übernahme des schillernden PS-Geschäfts trotz einer jahrzehntelangen Firmengeschichte mit zahlreichen Milliarden-Deals ein Meilenstein.
Das dichte weiße Haar zum Seitenscheitel gekämmt, die Hände in den Hosentaschen und ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht: Die wenigen halbwegs aktuellen Fotos, die es von ihm gibt, zeigen Malone hemdsärmelig im Freizeitlook mit Funktionsweste. Doch der lockere Stil täuscht - er gilt noch immer als einer der knallhartesten und abgebrühtesten Geschäftsmänner in den USA.
Das US-Magazin „Forbes“, das sein Vermögen auf 7,1 Milliarden Dollar schätzt, bezeichnet ihn als „mächtigsten Mann im Kabelgeschäft“. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore verpasste Malone wegen der kompromisslosen Art, mit der er seine Geschäftsinteressen verfolgt, den Spitznamen „Darth Vader“. Für die Formel 1 interessiert sich der 75-Jährige offenbar schon länger - bereits 2014 gab es Gerüchte, Firmen aus seinem Imperium stünden kurz vor dem Einstieg.
Der Selfmade-Milliardär ist seit Anfang der 1970er Jahre eine prägende Gestalt im Unterhaltungsmarkt, scheut jedoch selbst das Rampenlicht. Als eine Art graue Eminenz agiert der Liberty-Media-Boss lieber im Hintergrund. Obwohl vor allem in Europa nicht annähernd so bekannt, übertrifft sein Medien-Imperium sogar Branchenschwergewichte wie Rupert Murdochs 21st Century Fox deutlich an Reichweite.
Nach dem Studium der Elektrotechnik und Ökonomie an der Eliteuni Yale machte Malone seinen Master in Industrie-Management an der New Yorker John-Hopkins-Universität, wo er 1967 auch promovierte. Danach begann „Dr. Malone“ seine berufliche Karriere bei der Unternehmensberatung McKinsey, entschied sich jedoch schnell, sein Glück im damals noch in den Kinderschuhen steckenden Kabelfernsehgeschäft zu suchen.
Zu seinem Imperium zählt auch der Medienkonzern Discovery
Malones Aufstieg startete 1973 in Denver mit dem Aufbau der Firma TCI. Mit Hilfe zahlreicher Übernahmen formte er das Unternehmen zu einem Netzgiganten und verkaufte es 1999 für etwa 48 Milliarden Dollar an den US-Telekomkonzern AT&T. Von Branchenkennern fortan als „Vater der US-Kabelindustrie“ bezeichnet, widmete sich Malone nun seinem zweiten Standbein Liberty Media, das nach dem Verkauf an AT&T von TCI abgetrennt wurde.
Heute ist Malones Firmen-Reich nach etlichen weiteren Zukäufen und Abspaltungen ein weit verzweigtes Geflecht diverser, schwer durchschaubarer Beteiligungen. Im Zentrum steht noch immer Liberty Media; der Konzern hat unter anderem Anteile am Shopping-Sender QVC und am Baseball-Team der Atlanta Braves. Das internationale Geschäft wurde 2005 in die Gesellschaft Liberty Global ausgegliedert, die in Deutschland durch Unitymedia vertreten ist.
Zudem zieht Malone die Fäden beim US-Kabel- und Breitbandriesen Charter Communications, der erst vor kurzem für rund 55 Milliarden Dollar den Rivalen Time Warner Cable schluckte. Zum Imperium zählt darüber hinaus der Medienkonzern Discovery - zu dem wiederum der TV-Sender Eurosport gehört. Discovery hatte sich im vergangenen Sommer überraschend die TV-Rechte an den Olympischen Spielen für den europäischen Markt von 2018 bis 2024 gesichert und dafür 1,3 Milliarden Euro bezahlt.
Malone, 1941 in Milford im US-Bundesstaat Connecticut als Sohn eines General-Electric-Managers geboren, ist zugleich der größte private Landbesitzer in den USA. Dem Finanzblatt „Fortune“ zufolge liefert er sich mit seinem Freund Ted Turner, ebenfalls ein bekannter Medien-Unternehmer, eine Art Privatduell und nennt inzwischen über 8900 Quadratkilometer an Wäldern, Ranches und Farmen sein Eigen. (dpa)