Nächster Rückschlag für Borussia Dortmund: Der BVB verliert 0:3 bei Tottenham
Erst das Aus im DFB-Pokal, jetzt eine bittere Niederlage in der Champions League: Im Achtelfinal-Hinspiel verliert der BVB bei Tottenham Hotspur 0:3.
Und jetzt? Ratlos schlichen die Spieler von Borussia Dortmund über den Rasen des Wembley-Stadions. Ein halbes Jahr lang ist ihnen der Erfolg zugeflogen, jetzt weht er davon und ist einfach nicht mehr zu greifen. Nicht in der Bundesliga, im DFB-Pokal und auch nicht in der Champions League. Im Hinspiel des Achtelfinales spielte der Tabellenführer der Bundesliga bei Tottenham Hotspur eine gute erste Hälfte und fiel dann in der zweiten in sich zusammen. Die 0:3(0:0)-Niederlage dürfte der Anfang vom Ende aller europäischen Ambitionen der Dortmunder gewesen sein.
Vor 75.000 Zuschauern trafen am Mittwoch Heung-Min Son, Jan Vertonghen und Fernando Llorente für die Spurs. Und so, wie sich die Dortmunder in dieser desaströsen zweiten Halbzeit präsentierten, sollte niemand einen Gedanken an ein Weiterkommen beim Rückspiel in zwei Wochen verschwenden. Sondern Angst davor haben, dass am Montag in der Bundesliga beim Abstiegskandidaten Nürnberg der nächste Rückschlag erfolgt.
Dortmund hätte einen Elfmeter bekommen können
Es war ein Abend, dessen Trostlosigkeit für die Dortmunder so schwer zu ertragen war, weil sie sich am Anfang überhaupt nicht abgezeichnet hatte. Vermeidung von Fehlern genoss zunächst Priorität, und das gelang auch ganz gut. Tottenham stürmte zwar von Anfang an, stellte sich dabei aber nicht allzu geschickt an. Mit jeder Minute gewann der BVB an Sicherheit und erspielte sich folgerichtig auch die erste größere Chance der Partie.
Das war nach einer Viertelstunde, als der anfängliche Schwung der Spurs an Vehemenz verlor und sich das Spielgeschehen in die andere Hälfte des Platzes verlagerte. Ganz vorn übte Mario Götze Druck auf Juan Foyth aus. Der Ball kam in den Lauf von Christian Pulisic, der noch ein paar Schritte lief und sofort schoss, allerdings genau auf Tottenhams Torhüter Hugo Lloris. Der Franzose bekam gerade noch rechtzeitig die Beine zusammen und verhinderte die durchaus mögliche Dortmunder Führung.
Immer mehr wagte der BVB, bevorzugt über Pulisic und Jadon Sancho. Bevorzugt über die rechte Seite trugen sie ihre Angriffe vor. Einmal spielte sich Pulisic Erfolg versprechend durch, aber der scharf in die Mitte gepasste Ball geriet ihm zu ungenau. Die Spurs waren zwar häufiger am Ball, aber die gefährlicheren Aktionen gingen vom BVB aus. Einen Schuss von Thomas Delaney klatschte Lloris nach vorn ab. Kurz darauf hatte Tottenham Glück, dass Schiedsrichter Antonio Mateo Lahoz das Spiel großzügig weiterlaufen ließ, als Moussa Sissoko dem enteilten Sancho in die Hacken trat – unabsichtlich zwar, aber doch gegen das Regelwerk.
Auch die Spurs hatten durch Son eine Chance, aber auch die war schnell vergessen, als abermals Sancho auf Dan-Axel Zagadou flankte. Dortmunds Innenverteidiger sprang höher als Foyth, traf den Ball mit der Stirn aber nicht optimal, so dass er nicht genug Tempo bekam, um Lloris in noch größere Not zu bringen.
Hinten spielte der BVB zu fehlerhaft
Es sah gut aus für den BVB – bis dann ein individueller Fehler gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit das Aufbauwerk zunichte machte. Auf der rechten Seite verschluderte Achraf Hakimi mit der ihm eigenen Leichtsinnigkeit in der Vorwärtsbewegung den Ball. Jan Vertonghen flankte in die Mitte, über den schlecht postierten Zagadou, aber wie hätte er Hakimis Fehler auch gedanklich vorwegnehmen sollen? Hinter ihm stand jedenfalls Son bereit und drückte den Ball unbedrängt ins Tor. Da war die zweite Halbzeit erst eine gute Minute alt.
An der Seitenlinie senkte Trainer Lucien Favre die Arme, er wollte Beruhigung vermitteln, aber die Verunsicherung seiner Spieler war bis unter das Tribünendach zu spüren. Jetzt waren die Spurs im Spiel. Son hatte viele gute Szenen, auch Christian Eriksen freute sich über Räume, die er zuvor nicht hatte. Tottenhams dänischer Spielgestalter hätte Son beinahe ein zweites Tor aufgelegt, erneut über die von Hakimi verantwortete Seite, aber diesmal ging Zagadou mit dem Kopf dazwischen.
Das Schicksal aber war nicht mehr aufzuhalten. Dem BVB gelang im Spiel nach vorn nichts mehr und hinten schlichen sich immer mehr Fehler ein. Es spielten nur noch die Spurs, und spät schossen sie auch die dazu passenden Tore. Acht Minuten vor Schluss tauchte Vertonghen frei vor Dortmunds Torhüter Roman Bürki auf und wuchtete den Ball zum überfälligen 2:0 ins Tor. Weitere drei Minuten später hielt der eingewechselte Fernando Llorente nach Eriksens Ecke den Kopf hin und das Dortmunder Debakel war perfekt.
Sven Goldmann