Borussia Dortmund vor dem DFB-Pokalfinale: Der BVB spielt wieder fast wie zu seinen besten Zeiten
Rechtzeitig zum Dortmunder Saisonhöhepunkt findet der BVB wieder zum Tempofußball früherer Tage - und die Spieler gewinnen wieder Spaß. Ausgerechnet die Abschiedsankündigung von Trainer Jürgen Klopp scheint Energien freigesetzt zu haben.
Einen Tag, bevor es heute ernst wird beim 31. Finale um den DFB-Pokal in Berlin, stehen sie sich gegenüber wie früher vielleicht am Kickertisch. Links Jürgen Klopp, rechts Dieter Hecking, beide kennen sie sich schon seit gemeinsamen Bolzzeiten. Es geht im konkreten Fall darum, wer heute auf Dortmunder Seite das Tor hüten und wer bei den Wolfsburgern die Abwehr zusammenhalten wird. Die erste Kugel kickt Klopp hinüber in Heckings Spielhälfte. „Wenn du mir verrätst, ob Naldo spielt, dann sage ich dir, wen ich ins Tor stelle.“ Kein Problem, entgegnet der Wolfsburger Trainer, „dann tippe ich mal, dass bei dir Mitch Langerak spielt und bei uns Naldo verteidigt.“
Von beiden Trainern ist bekannt, dass sie beide früher zusammen in der Hessen-Auswahl gespielt haben, wobei der technisch mit eher übersichtlichen Gaben gesegnete Klopp allerdings im Hintergrund stand. Mit dem Hintergrund hat er es heute nicht mehr so, erst recht nicht vor diesem Finale in Berlin. Es ist nach sieben überwiegend erfolgreichen Jahren die Abschiedsvorstellung des Fußball-Intellektuellen mit der hohen Geil-Dichte im Wortschatz. Abwehrchef Mats Hummels sagt, schon deshalb hätten sie dem Trainer unbedingt dieses Endspiel schenken wollen, „aber für uns ist das natürlich auch eine großartige Sache“.
Ganz nah am Tempofußball
Für Hummels und seine Kollegen bietet sich einigermaßen überraschend die Chance, eine missratene Saison noch zu einem schönen Ende zu bringen. Der BVB ist bemerkenswert gut in Fahrt gekommen, seitdem Klopp vor ein paar Wochen angekündigt hat, seinen noch bis 2018 laufenden Vertrag zu kündigen. Einen inhaltlichen Zusammenhang haben alle Beteiligten stets dementiert, mal abgesehen von Klopp selbst und seinem Copyright auf das Aperçu: „Wenn ich gewusst hätte, was das für eine Wirkung hat, dann hätte ich schon vor der Saison meinen Rücktritt erklärt.“
Das Dortmunder Spiel ähnelt jedenfalls rechtzeitig zum Pokalfinale wieder dem überfallartigen Tempofußball, mit dem die Borussia einmal beinahe ganz Europa erobert hätte. Shinji Kagawa kommt langsam wieder in die Form, die ihn mal für Manchester United interessant gemacht hatte. Pierre-Emerick Aubameyang trifft immer häufiger das Tor (wenn auch nicht so häufig wie früher Robert Lewandowski). Wahrscheinlich wird auch Marco Reus nach überstandenen muskulären Problemen mitstürmen. Und hinten rappelt es nicht mehr so oft, egal ob nun der Australier Mitch Langerak im Tor steht oder der Pfälzer Roman Weidenfeller. Beide haben sich in den vergangenen Wochen abgewechselt und längst nicht so viel zu tun bekommen wie in den unseligen Wochen des ausklingenden Jahres 2014, als in Dortmunds Organisation wenig bis gar nichts zusammenpasste.
Mats Hummels hat dabei wieder so viel Spaß gewonnen, dass er ein Angebot aus Manchester ausschlug und seinen Vertrag in Dortmund zu erfüllen gedenkt. Jetzt aber freut er sich erst mal auf das Endspiel, „ich bin jetzt zum vierten Mal dabei und werde zum dritten Mal spielen und ...“ Weiter kommt er nicht, denn neben ihm deutet Klopp sehr deutliche Zweifel an. Gestenreich und lachend wie vielleicht früher am Kickertisch.