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Pierre-Emerick Aubameyang bejubelt sein Tor zum 4:0 mit Felix Passlack, Shinji Kagawa und Marc Bartra (von links).
© Guido Kirchner/dpa

Dortmunds Einzug ins Viertelfinale: Der BVB ist Europas spannendstes Fußball-Projekt

Erst stehen sie an der Klippe, dann spielen sie wie im Rausch: Dortmunds Rasselbande steht im Viertelfinale der Champions League. Dabei waren die Startbedingungen schwierig. Ein Kommentar.

War mal wieder ganz schön langweilig in Dortmund. So hat es Thomas Tuchel kurz vor Mitternacht erzählt und dazu sein jungenhaftes Lachen gelacht. Der große Junge Thomas Tuchel langweilt sich gern, wenn es gut für seine Mannschaft ausgeht, und das war am Mittwoch durchaus der Fall. 4:0 gegen Benfica Lissabon – kann man so machen in einem Achtelfinale der Champions League.

Natürlich war das kein langweiliger Abend im Westfalenstadion, auch der Fußballtrainer Thomas Tuchel hatte an der Seitenlinie schon ein paar brenzlige Situationen zu überstehen, in denen er seinen schmalen, hochaufgeschossenen Körper verrenkte, die Hände entsetzt ins schüttere Haar geklammert.

Das war Ende der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Benfica ein paar Mal gefährlich vors Tor kam und die Borussia daran erinnerte, dass sie nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel gefährlich dicht an der Klippe zum Ausscheiden wandelte. Aber dann machte die Dortmunder Rasselbande, was sie an guten Tagen eben mal macht. Sie spielte sich selbst in einen Rausch und den Gegner an die Wand. Und steht nun im Viertelfinale der Champions League, als eine der acht besten Mannschaften Europas.

Was nun die Langeweile betrifft: Als sie auf den Traversen der Südtribüne noch lachten und sangen und tanzten, zog sich Tuchel mit seinem Trainerteam zu einer ersten Auswertung in die Kabine zurück. Dort lief der Fernseher, Barcelona gegen Paris Saint-Germain. „wir dachten, es steht 4:1, aber da war gerade das fünfte Tor gefallen, noch zwei Minuten zu spielen“, und keiner in der Dortmunder Trainerkabine hat noch an Benfica gedacht. „Wir alle haben gespürt, da fällt noch eins, und dann ist noch eins gefallen, das war Wahnsinn. Da dachten wir ein paar Minuten, wir wären die spannende Nachricht, aber leider waren wir mal wieder langweilig.“

Draußen auf dem Platz aber interessierte sich niemand für Barcelona, aber jeder für das, was gerade in Dortmund passiert. Und als Conclusio steht: Diese Mannschaft ist das spannendste Projekt, das zurzeit Bälle über Europas Rasenflächen tritt. Im vergangenen Sommer hat Borussia Dortmund die internationalen Topstars Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan verabschiedet und als Ersatz eine Handvoll Teenager engagiert. Das hat nicht immer und überall gut funktioniert, aber nach einem guten halben Jahr ist die Dortmunder Rasselbande soweit, dass sie die Champions League aufmischt. Mal sehen, was da noch kommt. So richtig langweilig dürfte es nicht werden.

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