DFB-Pokal gegen FSV Frankfurt: Der BFC Dynamo und die Bionade
Der BFC Dynamo möchte mit einer Charmeoffensive ein breiteres Publikum gewinnen – vor allem in Prenzlauer Berg. Doch die eigenen Fans stehen dem mitunter im Weg.
Die letzte Woche war eine gute Woche für den BFC Dynamo und dessen Sportdirektor Angelo Vier. Sicher, der Sieg bei Germania Halberstadt (6:2) war wichtig, schließlich will der Berliner Klub aus der Regionalliga in die Dritte Liga aufsteigen. Mindestens genauso wichtig war aber, was laut Vier bei der anschließenden Pressekonferenz passierte. Ein Sponsor der Halberstädter lobte den BFC für das Verhalten seiner Fans und den daraus resultierenden reibungslosen Ablauf des Spiels. Inzwischen, sagt Vier, sei der BFC „überall ein gern gesehener Gast“.
In der Vergangenheit war das oft nicht der Fall. Dynamos Anhänger verursachten mitunter schwere Krawalle. Immer wieder gab es Negativschlagzeilen. Etwa 2011, als es während des DFB-Pokal-Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern zu massiven Ausschreitungen kam.
Seitdem sind vier Jahre vergangen, in denen es weitgehend ruhig blieb. Der Verein widmet der Fanbetreuung mehr Aufmerksamkeit, der Dialog mit den eigenen Zuschauern ist intensiver geworden. Trotzdem gibt es noch viel zu verbessern.
Am Freitagabend will sich der BFC von seiner friedlichen Seite präsentieren. In der ersten Runde des DFB-Pokals geht es gegen den Zweitligisten FSV Frankfurt. Gespielt wird im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion in Prenzlauer Berg (19 Uhr). Etwa 20 000 Zuschauer finden dort Platz, gegen Frankfurt wird das Stadion wohl zur Hälfte gefüllt sein.
Der BFC trägt mittlerweile auch seine Liga-Begegnungen fernab der alten, kleineren Spielstätte in Hohenschönhausen aus. Im Jahn-Stadion und dessen Umgebung sehen die Verantwortlichen die besten Perspektiven. Dynamo möchte nach Hertha BSC und dem 1. FC Union die dritte Kraft im Berliner Fußball werden und verfügt im Vergleich zu Vereinen wie Viktoria 1889 oder dem Berliner AK auch über mehr wirtschaftliche Möglichkeiten. Nur wurden die in der Vergangenheit nie ausgeschöpft. Missmanagement und Chaos in den obersten Gremien ließen den Rekordmeister der DDR bis in die Verbandsliga abstürzen. Seit dem Einstieg des Unternehmers Peter Meyer im Jahr 2007 läuft es sportlich besser. Nun wird der Fokus verstärkt auf andere Bereiche wie die Entwicklung der Zuschauerzahlen gelegt.
Im Prenzlauer Berg sieht der BFC die besten Perspektiven
Das Jahn-Stadion soll nicht nur im DFB-Pokal dabei helfen, ein breiteres Publikum anzuziehen. Will Dynamo wachsen, muss der Klub raus aus der Nische und in der gesellschaftlichen Mitte ankommen. Versuche gab es schon öfter – allerdings erfolglos.
In Prenzlauer Berg leben viele Familien und Zugezogene. Genau die möchte Dynamo ansprechen. Leute, „die einfach nur guten Fußball sehen und sich unterhalten wollen“, wie Vier sagt. Wie schwierig dieses Unterfangen ist, zeigt ein Vorfall von vor zwei Wochen, als mutmaßliche BFC-Anhänger ein homosexuelles Paar in Stadionnähe krankenhausreif schlugen. Der Verein distanzierte sich und verspricht weitere Bemühungen. „Genau wie man sich ein schlechtes Image erarbeitet, muss man sich ein positives erarbeiten“, sagt Vier.
Fußballcamps und Turniere im Kiez sollen helfen, sich als bürgernaher Verein zu präsentieren. Vier, der neben seiner Tätigkeit als Sportdirektor noch als Berater arbeitet und auch einige seiner Spieler beim BFC untergebracht hat, denkt über ein Austauschprogramm nach. Nachwuchs-Fußballer aus anderen Ländern könnten in den Ferien beim BFC trainieren und bei interessierten Familien in Prenzlauer Berg untergebracht werden. Vielleicht, so hofft Vier, kommen die dann auch mal ins Stadion.
Einen Bruch mit dem alten Stammpublikum möchte der BFC aber nicht. „Wir wollen unsere Fans nicht ändern, sondern aus jeder Schicht welche dazugewinnen“, sagt Vier.