Fußball-Bundesliga: Der 1. FC Union verliert beim VfL Wolfsburg
Die Berliner halten in Wolfsburg bis rund 20 Minuten vor Schluss das 0:0. Eine Unachtsamkeit nutzt Wout Weghorst zum spielentscheidenden Tor.
Für Experimente ist Urs Fischer eher nicht bekannt. Der Trainer des 1. FC Union setzt gewöhnlich auf Kontinuität. Nach drei Niederlagen in Folge versuchte der Schweizer gegen das einzig ungeschlagene Team im deutschen Profifußball dann aber doch etwas Neues. Zum ersten Mal in 15 Monaten als Trainer des Bundesliga-Aufsteigers stellte er in der Abwehr auf eine Dreierkette um. Angesichts der Wolfsburger 3-4-3-Formation war das durchaus eine sinnvolle taktische Variante, nur Erfolg brachte sie nicht. Trotz einer ordentlichen Leistung unterlagen die Berliner durch ein Tor von Wout Weghorst am Sonntag vor 27.012 Zuschauern verdient mit 0:1 (0:0).
Der VfL Wolfsburg klettert damit auf Rang zwei, während Union nun auf dem Relegationsplatz steht. „Aus meiner Sicht war es ein glücklicher Sieg für Wolfsburg“, sagte Fischer. „Wir müssen uns aber den Vorwurf machen, dass wir unsere Möglichkeiten nicht mit der nötigen Konsequenz genutzt haben.“
Fischer veränderte nicht nur das System, sondern wechselte auch sein Personal. Für Akaki Gogia, dem das Team nach seinem Kreuzbandriss mit extra angefertigten Aufwärmshirts Mut zusprach, spielte Sheraldo Becker. Außerdem rückten Keven Schlotterbeck und Christopher Lenz für Manuel Schmiedebach und Ken Reichel in die Startelf. Anfangs wackelten die Berliner defensiv aber bedenklich. In den ersten zehn Minuten hatten die Niedersachsen vier ordentliche Möglichkeiten, um in Führung zu gehen. Besonders bei der Chance von Weghorst nach einem bösen Fehlpass von Neven Subotic hatte Union Glück, dass Wolfsburgs bester Torjäger den Ball nicht an Rafal Gikiewicz vorbeibrachte.
Der VfL war die aktivere Mannschaft, die Berliner kämpften sich aber langsam hinein ins Spiel. Mehr als ein zentraler Schuss von Marius Bülter und ein Freistoß neben das Tor durch Robert Andrich kam bei den zaghaften Angriffsbemühungen des Aufsteigers aber nicht heraus. Das hatte auch etwas damit zu tun, dass Wolfsburg bei potenziell gefährlichen Berliner Kontern schnell das taktische Foul beging.
Fischer bewies mit den Einwechslungen kein glückliches Händchen
Besonders flüssig war das Spiel der Wolfsburger ebenfalls nicht. „Union hat uns oft zu langen Bällen gezwungen und es so geschafft, das Spiel zu ihrem Spiel zu machen“, sagte VfL-Trainer Oliver Glasner. Dennoch hatte sein Team weiter die besseren Chancen. Bei Flanken in den Strafraum war es Weghorst, der die Berliner Verteidiger auf sich zog und damit Platz für seine Mitspieler schaffte. William und João Victor verfehlten das Tor per Kopf aber jeweils um wenige Zentimeter.
So ging es torlos in die Halbzeitpause. An den Kräfteverhältnissen auf dem Platz änderte sich jedoch nichts: Wolfsburg hatte mehr Ballbesitz, Union gewann die Mehrzahl der Zweikämpfe. In der 53. Minute bereiteten sich die VfL-Fans dann allerdings auf das Führungstor vor. Weghorst stand nach einem Klammergriff von Marvin Friedrich im Strafraum bereits am Elfmeterpunkt – bevor sich der Videoassistent meldete und Schiedsrichter Bastian Dankert nach Ansicht der Bilder korrekterweise auf Handspiel des Stürmers entschied.
Die Berliner Fans, die deutlich mehr als nur die 3300 Plätze im Gästeblock einnahmen, wurden noch ein paar Dezibel lauter. Christian Gentner, der vor zehn Jahren mit dem VfL Deutscher Meister geworden war, hatte zwei Chancen, ließ allerdings die Präzision im Abschluss vermissen. Glasner brachte nun mit Josip Brekalo einen frischen Offensivspieler – und das sollte sich auszahlen. Der Kroate steckte vor dem Strafraum geschickt auf Weghorst durch und der Angreifer ließ sich diese Chance nicht entgehen.
Auch Fischer reagierte mit den Einwechslungen von Marcus Ingvartsen, Anthony Ujah und Joshua Mees, hatte dabei aber nicht das glückliche Händchen seines österreichischen Kollegen. Union versuchte alles, um die vierte Niederlage in Folge zu verhindern – Sekunden vor dem Schlusspfiff strich ein Distanzschuss von Andrich allerdings knapp am Pfosten vorbei.