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Seltene Spezies. Unions Urs Fischer (rechts) und sein Freiburger Pendant Christian Streich sind die dienstältesten Trainer der Bundesliga.
© imago images/Sportfoto Rudel

Letztes Heimspiel in diesem Jahr: Der 1. FC Union und Freiburg wollen zurück in die Spur

Nach der Niederlage beim bis dahin sieglosen Schlusslicht in Fürth müssen sich die Berliner steigern. Die Bilanz gegen den SC Freiburg macht Mut.

Im Laufe dieser nun schon fast zwei Jahre andauernden Pandemie hat es viele seltsame Fußballspiele gegeben. Vor gespenstisch leeren Rängen oder trotz rasant steigender Infektionszahlen vor viel zu vollen Tribünen, doch das Heimspiel des 1. FC Union gegen den SC Freiburg im Herbst 2020 rangiert in diesem Kuriositätenkabinett ziemlich weit oben. Nicht wegen der auf 4500 Zuschauer reduzierten Kapazität, sondern wegen der Geräuschkulisse. Singen, Schreien, Pfeifen – all diese typischen Stadionausdrucksformen waren verboten. Stattdessen wurde auf Töpfen herumgetrommelt und geklatscht.

Wenn Union und Freiburg an diesem Mittwoch (20.30 Uhr, Sky) erneut im Stadion An der Alten Försterei aufeinandertreffen, wird die Kulisse eher gewöhnlich daherkommen, sofern man das bei der pandemiebedingt auf 5000 Zuschauer reduzierten Kapazität sagen kann. Dafür verspricht das Spiel sportlich einiges. Die Breisgauer sind Fünfter, Union rangiert direkt dahinter auf Rang sechs. Mit Urs Fischer und Christian Streich treffen die dienstältesten Trainer der Fußball-Bundesliga aufeinander. Beide Mannschaften haben zuletzt enttäuschende Niederlagen kassiert – und gegen kaum einen Gegner haben die Berliner seit dem Aufstieg besser ausgesehen als gegen den Sport-Club.

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Fischer möchte die positive Bilanz von drei Siegen aus fünf Partien aber nicht überbewerten. „Das waren alles sehr umkämpfte Spiele. Ich glaube, dass wir da auch das nötige Matchglück hatten“, sagt Fischer. Vor dem kommenden Gegner hat der Schweizer viel Respekt, auch wenn die Freiburger vier der letzten fünf Ligaspiele verloren haben. „Ich finde, dass sie zurecht da oben stehen“, sagt der 55-Jährige. Die Mannschaft mache einen sehr stabilen Eindruck, sei eingespielt und agiere mit dem Ball mutig. Dass die Ergebnisse der vergangenen Wochen abgesehen vom spektakulären 6:0 in Gladbach nicht stimmten, spiele keine große Rolle. „Ich analysiere Stärken und Schwächen, nicht Resultate“, wiederholt Unions Trainer sein Credo, mit dem er schon vor der Niederlage in Fürth gewarnt hatte.

Eben jene Herangehensweise veranlasste ihn auch dazu, nach dem 0:1 beim bis dahin sieglosen Schlusslicht nicht allzu hart mit seinen Spielern ins Gericht zu gehen – zumindest öffentlich. Die interne Analyse wird vermutlich dennoch mehr Kritikpunkte als die fehlende Effizienz enthalten haben. Doch zurückschauen wollen die Berliner ohnehin nicht mehr und dafür ist auch keine Zeit. Zwei Spiele stehen in diesem ebenso erfolgreichen wie anstrengenden Jahr 2021 noch auf dem Programm. Am Mittwoch gegen Freiburg muss Fischer noch mal auf den erkrankten Marvin Friedrich verzichten, am Samstag in Bochum könnte der Verteidiger zurückkehren. Angesichts der zuletzt doch recht wechselhaften Leistungen der Berliner scheint zwischen null und sechs Punkten alles im Bereich des Möglichen zu sein.

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Auch Freiburgs Trainer Streich, mit dem sich Fischer blendend versteht, will die jüngsten Leistungen seiner Mannschaft nicht auf die Ergebnisse reduziert sehen. „Wir ärgern uns selbst am meisten. Weil wir nicht damit einverstanden sind, dass wir aus den letzten fünf Spielen trotz dieser Leistungen nur drei Punkte geholt haben“, sagt der 56 Jahre alte Trainer. Am Samstag unterlag Freiburg im eigenen Stadion Hoffenheim, verschoss dabei einen Elfmeter und kassierte in der vierten Minute der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer.

Das von Fischer so gerne zitierte Matchglück fehlt den Breisgauern momentan etwas. Zudem verletzte sich gegen Hoffenheim Nationalspieler Nico Schlotterbeck am Fuß. Ob der Innenverteidiger für das Duell mit seinen ehemaligen Kollegen wieder fit wird, ist ungewiss. „Wir hatten richtig Glück, das hätte anders ausgehen können“, sagt Streich, der nicht nur wegen der Erfahrungen aus den vergangenen Duellen großen Respekt vor den Berlinern hat. „Union hatte enorme Erfolge in den vergangenen Jahren. Sie verfügen über eine enorme Körperlichkeit, das Spiel ist sehr physisch angelegt. Sie sind bereit, alles zu verteidigen und dann daraus sofort in die Offensive umzuschalten.“

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