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„Ich habe hier noch nie gewonnen. Schön, dass das hier auch mal gelungen ist“, sagte der 56 Jahre alte Streich.
© imago images/Uwe Kraft

Historischer Kantersieg: Das 6:0 war der höchste Bundesliga-Sieg des SC Freiburg

26 Jahre lang hatte Freiburg in Gladbach nicht gewonnen. Am Sonntag wird diese Serie eindrucksvoll beendet. Freiburgs Coach Streich ist angesichts Borussias Lage zurückhaltend.

Christian Streich war der historische Kantersieg seines SC Freiburg bei Borussia Mönchengladbach schon etwas unangenehm. Das 6:0 seines Clubs am Sonntag war der höchste Bundesliga-Sieg Freiburgs überhaupt. Und das in Gladbach, wo die Breisgauer zuletzt 1995 gewonnen hatten - zum bis Sonntag einzigen Mal in der Fußball-Bundesliga.

„Ich habe hier noch nie gewonnen. Schön, dass das hier auch mal gelungen ist“, sagte der 56 Jahre alte Streich. Es war die einzige - höchst dezente - Freude, die er sich nach der Demütigung genehmigte. Extrem zurückhaltend und respektvoll kommentierte Streich ansonsten das Unfassbare. Nach nicht einmal fünf Minuten hatte sein Team bereits 2:0 geführt, nach nicht einmal 20 Minuten 4:0 und nach nur 37 Minuten gar 6:0.

„Wahnsinn“, stammelte auch Streich angesichts des Scheibenschießens. „Jeder Schuss aufs Tor war heute drin. So etwas habe ich auch noch nie erlebt.“ Auch für Nationalspieler Nico Schlotterbeck, Torschütze des sechsten Tores (37. Minute), war die erste Halbzeit „etwas surreal“.

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Die Borussen traben scheinbar teilnahmslos nebenher

An der Wucht im Freiburger Spiel und Zielstrebigkeit nach zuvor drei Niederlagen in Serie lag dies nur zum Teil. Die Gladbacher, die erst vor gut einem Monat den FC Bayern München furios mit 5:0 im DFB-Pokal gedemütigt hatten, waren ein dankbarer Gegner. Vom Anstoß an trabten die Borussen scheinbar teilnahmslos nebenher, verweigerten nahezu jeden Zweikampf und ließen die Gäste gewähren.

Fast jeder Freiburger durfte einmal, fast jeder traf auch. Vor Schlotterbeck trafen Maximilian Eggestein (2.), Kevin Schade (5.), Philipp Lienhart (12.), Nicolas Höfler (19.) und Lucas Höler (25.) gegen einen Defensivverbund, der diesen Namen nicht verdiente.
Zehn Gegentore kassierte die Borussia in wenigen Tagen, schon in der Vorwoche hatte sie sich im Derby beim 1. FC Köln 1:4 blamiert. Dabei fühlten sich die Gladbacher unter ihrem neuen Coach Adi Hütter im Vergleich zu Vorgänger Marco Rose und den etlichen Gegentoren in der vergangenen Saison schon weiter. „Vor dem Köln-Spiel waren wir doch auf einem sehr ordentlichen Weg“, sagte Hütter, der sich erstaunlicherweise erneut vor seine Mannschaft stellte.
Nur gab es seitdem eben zwei überwiegend ganz schlechte Auftritte mit einer katastrophalen Leistung, die Fragen aufwerfen. „Entschuldigung, was für eine Scheiße passiert da gerade?“, fasste Gladbachs Sportchef Max Eberl derbe seine Gedanken zusammen. „Warum wehren wir uns denn nicht?"

Gespannt darf man auf das nächste Spiel bei RB Leipzig sein

Seinen im Sommer für 7,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt als Nachfolger für den zu Borussia Dortmund gewechselten Rose geholten Trainer stellte Eberl damit indes nicht infrage. „Wir haben uns ja für einen gemeinsamen Weg entschieden“, sagte Eberl und bezeichnete Fragen zu möglichen Konsequenzen für Hütter als „absurd“.
Beschädigt scheint Hütter nach diesem Spiel, nach dieser Woche indes allemal. Gespannt darf man auf die kommenden Tage und das nächste Spiel bei RB Leipzig am kommenden Wochenende sein. Am Sonntag reagierte der Österreicher zumindest nach außen besonnen. „Emotionale Ausbrüche bringen nichts“, befand er. Womöglich wird er intern eine andere Worte finden. „Das darf uns in dieser Form nicht passieren“, sagte Hütter nämlich auch. „Man kann sich da nur bei allen entschuldigen.“ (dpa)

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