Nach Zittersieg im DFB-Pokal: Der 1. FC Union sucht noch seinen Rhythmus
Hauptsache gewonnen! Der knappe Sieg im Pokal beim KSC belegt, dass Union-Trainer Urs Fischer und sein neues Team noch Zeit brauchen.
Selten ist ein derart schmuckloses Spiel mit einem so schönen Tor entschieden worden. Nach 118 Minuten Pokal-Patt war es Nico Schlotterbeck, der am Samstagabend einen Geistesblitz hatte. Weil er der Freistoß-Hereingabe von Niko Gießelmann einen Schritt voraus war, musste sich der junge Abwehrspieler verdrehen, um den Ball per Seitfallzieher in die Ecke zu schlenzen. Mit einem Akt erlösender Ästhetik beendete er somit einen klammen Kampf in Karlsruhe, und sicherte für den 1. FC Union den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals.
„Die Jungs haben sich bei mir bedankt, weil wir nicht ins Elfmeterschießen wollten,“ sagte Schlotterbeck nach dem Spiel. Dass ausgerechnet ein 20-jähriger Innenverteidiger mit seinem ersten Tor im Profifußball das Spiel entscheiden musste, war aber symptomatisch dafür, wie schwer sich Union im Angriff getan hatte. „Der KSC hat es uns sehr schwer gemacht. Wir kamen nicht ganz so gut zurecht heute," sagte der Torschütze.
Vor einem „ekligen“ Gegner hatte Trainer Urs Fischer schon vor dem Spiel gewarnt, und behielt damit am Ende auch Recht. Gegen einen unterklassigen Kontrahenten standen für den Berliner Bundesligisten in über zwei Stunden etwas weniger Ballbesitz, knapp weniger Torschüsse und deutlich mehr Fouls in der Statistik.
Aus dem Spiel heraus wirkten die Köpenicker im Angriff meistens stumpf, und am Ende brauchten sie wie so oft zuvor einen Standard, um die gegnerischen Schranken zu durchbrechen. Vor dem Bundesliga-Start gegen Augsburg am kommenden Samstag gibt es also noch Verbesserungsbedarf.
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„Wir tun uns im Spiel mit dem Ball noch schwer, daran arbeiten wir," gab Fischer nach dem Spiel zu. Dabei hatten sich der Schweizer Trainer und seine Mannschaft in der Vorbereitung vorgenommen, sich gerade in diesem Bereich zu steigern. Nachdem man im Debüt-Jahr den Klassenerhalt hart erkämpft hatte, wollte Union in seiner zweiten Saison spielerisch stärker, torgefährlicher und spielbestimmender werden.
Davon waren die Köpenicker im ersten Pflichtspiel der Saison noch ein Stück weit weg. Im Pokal zählt aber nur das Ergebnis, und von einem etwaigen „Warnschuss“ wollte Fischer nach dem Sieg in Karlsruhe nichts hören. „Wir sind eine Runde weiter. Das ist das was zählt,“ sagte der Trainer, und warf auch einen Blick auf die schwierige personelle Situation. „Du musst mit dem auskommen, was du zur Verfügung hast.“
Am Samstag standen viele Angreifer eben nicht zur Verfügung. Max Kruse arbeitet noch auf seine Rückkehr hin, während Keita Endo und Anthony Ujah beide verletzt ausfielen. Auch Sebastian Andersson stand in Karlsruhe nicht auf der Kaderliste, und wird dort womöglich auch in der Zukunft fehlen. Wie Fischer nach dem Spiel bestätigte, stehe bei dem Schweden „ein Transferwunsch im Raum. Von daher war die Konsequenz, dass er nicht im Aufgebot war.“
Andersson wird mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht
Andersson, der in den letzten Monaten vor allem mit Vereinen aus der englischen Premier League in Verbindung gebracht wurde, soll jetzt vor einem Wechsel zum 1. FC Köln stehen. Unerwartet kommt der Verlust zwar nicht, aber ein Loch in der ansonsten sehr gut besetzten Angriffsreihe würde er trotzdem hinterlassen.
Gut möglich, dass Union im Transfermarkt also noch einmal zuschlägt. Zuletzt wurde der Verein etwa mit Karlsruhes Philipp Hofmann in Verbindung gebracht, der am Samstag für die kleine Sensation hätte sorgen können, wenn er den Ball in der Verlängerung bei seinem Kopfball im Tor untergebracht hätte.
Die gewünschte spielerische Steigerung ist aber am Ende nicht nur eine Aufgabe des Mittelstürmers, sondern eine der gesamten Mannschaft. Diese stellt nach den vielen Sommertransfers noch ein relativ neues Gebilde dar, und dauert dem Trainer zufolge noch ein bisschen. „Es braucht ein paar Spiele, um zu sehen, wo du dich befindest,“ so Fischer.
In der Zwischenzeit muss sich Union auf andere Gewissheiten verlassen. Auf die Gefährlichkeit bei Standards, zum Beispiel. Oder auf die nach wie vor stabile Abwehrlinie, die auch ab und zu mal für ein schönes Tor sorgen kann.