Pokal-Krimi in Karlsruhe: Der 1. FC Union quält sich in die zweite Runde
In einem Pokal-Krimi setzt sich der 1. FC Union gegen den Karlsruher SC durch. Die Erlösung kommt für die Köpenicker erst nach 118 Spielminuten.
Auf dem Twitter-Kanal des 1. FC Union war am Samstagabend die wesentliche Stimmungslage aus Sicht der Köpenicker festgehalten: „Ja! Egal wie.“ Der Fußball-Bundesligist aus Berlin hatte sich soeben in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 1:0 (0:0, 0:0) beim Zweitligisten Karlsruher SC durchgesetzt. Durchgequält trifft es wohl besser.
Es hatte sage und schreibe 118 außerordentlich zähe Spielminuten gedauert, ehe Nico Schlotterbeck per Direktabnahme das entscheidende Tor erzielte. Es war ein sehr schmeichelhafter Erfolg des 1. FC Union, der fast über die gesamte Spielzeit eine enttäuschende Leistung bot.
Den Spielern war das Wie nach dem Ende der Begegnung aber vollkommen egal. „So ein Spiel wünscht man sich vielleicht nicht. Aber so ist der Pokal, er war nie anders. Wir sind überglücklich“, sagte Unions Abwehrspieler Christopher Trimmel. Und auch sein Teamkollege Grischa Prömel wollte sich gar nicht zu lange mit der Qualität des Spiels aufhalten. „Solche Siege fühlen sich doch am besten an“, sagte er. „Das war kein Spiel für Fußball-Romantiker. Es ist immer eklig, in Karlsruhe zu spielen.“
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Die Partie wurde gemäß der aktuellen Coronavirus-Verordnung in Baden-Württemberg vor gerade einmal 450 Zuschauern ausgetragen – darunter auch der frühere Karlsruher und heutige U21-Nationaltrainer von Schlotterbeck, Stefan Kuntz. 450 Zuschauer klingt nach Bezirksliga – aber so sieht die Realität in manchen Stadien im Profifußball im Jahr 2020 aus. Und für die Spieler sind selbst ein paar hundert Fans schon eine Freude. „Es macht Spaß, wenn Emotionen von der Tribüne runterkommen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Unions Prömel.
Die Berliner, die offensiv neben ihrem nach wie vor am Knöchel lädierten Königstransfer Max Kruse auch auf den angeschlagenen Torjäger Sebastian Andersson verzichten mussten, begannen mit fünf Neuzugängen und durchaus druckvoll. Schon nach vier Minuten hätte Verteidiger Marvin Friedrich sie fast in Führung gebracht, er traf nach einer Ecke aber nur den Pfosten. Wenig später vergab Niko Gießelmann eine gute Gelegenheit.
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In der Folge präsentierte sich der Karlsruher SC stabiler und mutiger. Mehr als einen weiteren Flachschuss von Gießelmann (37. Minute) und einen Konter über Marcus Ingvartsen (40.) ließ er nicht zu. In beiden Situationen war Karlsruhes neue Nummer eins, Marius Gersbeck, zur Stelle und klärte aufmerksam. Auf der anderen Seite blieb ein Schlenzer von Marvin Wanitzek in der 25. Minute aber auch die einzige nennenswerte Chance der Gastgeber in der ersten Hälfte.
Dafür kamen sie umso schwungvoller aus der Kabine. Robin Bormuth köpfte nach einer Ecke über das Tor. Knapp eine Stunde war zu diesem Zeitpunkt gespielt. Eine Viertelstunde später prüfte Marco Djuricin den neuen Union-Keeper Andreas Luthe mit einem starken Schuss aus 20 Metern.
Der Bundesligist hingegen bot mit Ausnahme eines Hebers von Sheraldo Becker in der zweiten Hälfte so gut wie gar nichts. Es fehlten die Ideen und auch der Mut im Spiel nach vorne. Letzteres war angeblich durchaus gewollt. „Wir wollten defensiv gut stehen. Das ist uns gut gelungen. Es war die Idee, dass wir sehr kompakt agieren“, sagte Christopher Trimmel.
Die Verlängerung gestaltete sich wieder ausgeglichener. Der 1. FC Union zeigte zumindest Kämpferqualitäten und steckte nicht auf. Als alles schon auf ein Elfmeterschießen hindeutete, traf Schlotterbeck nach einem Freistoß von Gießelmann von der linken Seite sehenswert. Tsp (mit dpa)