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Immer eine Spitze voraus. Marcus Ingvartsen (l.) und der 1. FC Union schlagen auch den 1. FC Köln mit Simon Terodde.
© Andreas Gora/dpa

Vierter Heimsieg in Folge ohne Gegentor: Der 1. FC Union siegt souverän

Die Berliner stellen beim 2:0 gegen einen schwachen 1. FC Köln erneut ihre Heimstärke unter Beweis. Die Kölner Fans fordern Lukas Podolski.

Bei der riesigen Anzahl an Statistiken, die mittlerweile im Fußball erhoben werden, ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten, zumal der isolierte Blick auf die Zahlen durchaus irreführend sein kann. Beim Aufsteigerduell zwischen dem 1. FC Union und dem 1. FC Köln war er jedoch sehr treffend. Beide Mannschaften hatten vor dem Spiel einen ungewöhnlich hohen Anteil ihrer Tore nach Standardsituationen erzielt, und am Sonntag bestätigten sie diese Stärke nach ruhenden Bällen im mit 22 012 Zuschauern ausverkauften Stadion An der Alten Försterei.

Nach einer Ecke von Christopher Trimmel köpfte Sebastian Andersson Union in Führung. „Standards sind enorm wichtig für uns“, sagte Christian Gentner. „Und Trimmi schlägt sie einfach überragend, das ist eine Waffe.“ Später erzielte Andersson auch noch sein achtes Saisontor, dieses Mal aus dem Spiel. Durch den 2:0 (1:0)-Sieg – es war der vierte Heimerfolg ohne Gegentreffer in Folge – haben die Berliner bereits elf Punkte Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz.

Der 1. FC Union muss defensiv umstellen

Unions Trainer Urs Fischer musste seine Dreierkette auf zwei Positionen umstellen. Da sich Keven Schlotterbeck auf Schalke verletzt hatte und Neven Subotic mit muskulären Problemen ausfiel, verteidigten Florian Hübner und Michael Parensen neben Marvin Friedrich. In der Offensive profitierte Sebastian Polter von der Umstellung auf zwei echte Stürmer und rückte für Marius Bülter in die Startelf.

Die Kölner, zu denen die Union-Ultras seit einiger Zeit eine innige Abneigung pflegen, wurden mit Pfiffen und beleidigenden Sprechchören begrüßt, nur der ehemalige Berliner Simon Terodde bekam Applaus und „Fußballgott“-Sprechchöre. Die Gäste spielen bisher eine enttäuschende Saison und hatten vor der Fahrt nach Berlin sechs Pflichtspiele nicht mehr gewonnen, unter dem neuen Trainer Markus Gisdol gab es vor einer Woche immerhin mal wieder einen Punkt. Den Kölner Profis war aber anzumerken, dass sie viel Respekt vor den Berlinern hatten und selbst nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen. So überließen sie Union anfangs den Ball, standen sehr tief und warteten auf gegnerische Fehler.

Dass das gegen die in den vergangenen Wochen so überzeugenden Berliner nicht die schlechteste Taktik ist, zeigte sich schnell. Union ließ den Ball laufen und gewann auch die meisten Zweikämpfe, kam aber kaum in die Nähe des Kölner Strafraums. Mehr als ein paar harmlose Abschlüsse gaben die Gastgeber in der ersten halben Stunde nicht ab.

Der 1. FC Union ist zunächst nicht besonders gefährlich

Köln war deutlich gefährlicher – und das nicht überraschend vor allem durch Standards. Birger Verstraete prüfte Rafal Gikiewicz zwei Mal per Freistoß, Unions Torwart parierte aber sicher. Nach einer schönen Hereingabe mit dem Außenrist von Dominick Drexler verfehlte Terodde das Tor nur knapp.

Dann rutschte Verstraete jedoch im Spielaufbau aus und ermöglichte Andersson einen Schuss, den Kölns Torwart Timo Horn gerade noch so ins Toraus abwehren konnte. Die folgende Ecke von Trimmel köpfte der Schwede dann unwiderstehlich zum 1:0 ins Tor. Es war schon das achte Berliner Tor nach einer Standardsituation in dieser Saison.

Die Führung. Weil Kölns Terrode (r.) seinen Sturmkollegen Andersson nicht stoppen kann, trifft Union wieder mal nach einer Ecke.
Die Führung. Weil Kölns Terrode (r.) seinen Sturmkollegen Andersson nicht stoppen kann, trifft Union wieder mal nach einer Ecke.
© Andreas Gora/dpa

„Wir machen genau so einen Fehler, vor dem wir vorher gewarnt haben. Das können wir uns in unserer Situation nicht erlauben“, sagte Gisdol und lobte den Gegner: „Wie Union mit totaler Konsequenz Fußball spielt, das ist ein Orientierungspunkt für uns.“

Die Stabilität, die die Berliner seit Wochen auszeichnet, fehlte Köln in dieser Phase allerdings, und Union verpasste noch vor der Pause die Vorentscheidung. Einen Konter mit Vier-zu-eins-Überzahl spielten die Berliner schlampig aus, sodass Polter letztlich im Abseits stand.

Nach der Pause holte Union dieses Versäumnis dann schnell nach. Gentner schickte Andersson mit einem feinen Pass in die Tiefe, der Stürmer umkurvte Horn und schoss Richtung Tor. Kölns Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw versuchte zwar noch zu retten, seine Grätsche kam aber zu spät. Die Torlinientechnik signalisierte Schiedsrichter Patrick Ittrich, dass der Ball die Linie schon in vollem Umfang überquert hatte.

Zupackend. Michael Parensen (l.) im Zweikampf gegen Kingsley Ehizibue.
Zupackend. Michael Parensen (l.) im Zweikampf gegen Kingsley Ehizibue.
© Andreas Gora/dpa

Union hatte das Spiel nun im Griff, und im Kölner Block steigerte sich der Unmut. Die Fans forderten ihr Team erst zum Kämpfen auf und dann auch noch ihren ewigen Liebling Lukas Podolski, der kurz vor dem Ende seines Vertrags in Japan steht. Auch der langjährige Nationalspieler hätte den Kölnern nun aber wohl nicht mehr helfen können.

Zwar erzwangen die Gäste beinahe ein kurioses Eigentor von Parensen, Union war einem weiteren Tor aber näher als die Kölner dem Anschlusstreffer. Selbst die Standards waren nun nicht mehr gefährlich, bei einem Freistoß aus 16 Metern rutschte der eingewechselte Florian Kainz aus – es war eine bezeichnende Szene für den Zustand des 1. FC Köln.

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