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Sheraldo Becker und der 1. FC Union waren nah dran am Auswärtssieg.
© Leon Kuegeler/REUTERS
Update

1:1 beim FC Schalke 04: Der 1. FC Union muss sich mit einem Punkt begnügen

Die Berliner machen ein gutes Auswärtsspiel, doch ein Gegentor nach einer Ecke bringt den 1. FC Union bei Schlusslicht Schalke 04 um den möglichen Sieg.

„Komm!“, schrie Andreas Luthe kurz vor der Pause durch die nahezu menschenleere Schalker Arena. „Mehr! Mehr! Mehr!“ Der Torhüter des 1. FC Union sah seine Mannschaft noch längst nicht am Maximum angelangt. 0:0 stand es zu diesem Zeitpunkt, aber ein Unentschieden im Stadion des FC Schalke 04 ist schon lange kein Grund mehr, zufrieden zu sein.

Als Union und Schalke vor ziemlich genau einem Jahr erstmals in der Fußball-Bundesliga aufeinandertrafen, waren beide Klubs noch in unterschiedlichen Universen unterwegs. Das ist im Grunde immer noch so, nur haben die Mannschaften inzwischen ihre Rollen getauscht. Insofern war es für den Gast aus Berlin schon eine kleine Enttäuschung, dass er sich am Ende mit einem 1:1 (0:0)-Unentschieden gegen den bisherigen Tabellenletzten begnügen musste. „Wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel abgeliefert“, sagte Unions Innenverteidiger Marvin Friedrich. „Wir hätten auch drei Punkte mitnehmen können. Oder müssen.“

Bei den Berlinern stand anders, als es wohl die meisten erwartet hatten, Andreas Luthe im Tor. Trainer Urs Fischer hatte ihm den Vorzug gegeben vor Loris Karius, der Leihgabe vom FC Liverpool. „Es war eine Entscheidung für Andi, nicht gegen Loris“, sagte der Schweizer vor dem Spiel im Interview mit dem Fernsehsender Sky. „Wir hatten in den vergangenen Spielen Stabilität, wir hatten Ruhe – das ist auch ein Verdienst des Torwarts.“

Im Tor gab es keine Änderung, dafür zwei im Feld: Für Nico Schlotterbeck und Marcus Ingvartsen spielten Marius Bülter und Joel Pohjanpalo. Bei den Schalkern standen im Vergleich zum letzten Spiel vor der Länderspielpause gleich sechs Neue in der Anfangself, darunter erstmals auch der frühere Herthaner Vedad Ibisevic. Bei seinem letzten Einsatz gegen Union im Mai hatte er ein Tor erzielt und zwei weitere vorbereitet. Diesmal blieb er bis zu seiner Auswechslung nach 55 Minuten komplett wirkungslos.

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Urs Fischer hatte in der ersten Halbzeit keinen Grund, seine Entscheidung in der Torhüterfrage in Zweifel zu ziehen. Luthe bekam keine Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Seine Vorderleute hielten Schalke weit vom Tor entfernt; die Heimmannschaft fand keinen Weg durch die beiden Viererketten. Wenn Luthe überhaupt in Aktion treten musste, dann nur, um den Ball mit dem Fuß weiterzuspielen.

Auch die Gäste brauchten einige Zeit, bis sie erstmals offensiv gefährlich wurden – aber dann folgten zehn starke Minuten, in denen Union das Spiel und den Gegner klar dominierte. Frederik Rönnow, Schalkes neue Nummer eins, konnte sich in dieser Phase gleich zweimal auszeichnen. Erst lenkte er einen Seitfallzieher von Grischa Prömel am Pfosten vorbei, gleich darauf parierte er einen Distanzschuss von Robert Andrich.

Die Schalker, saisonübergreifend seit 19 Spielen ohne Sieg und in dieser Spielzeit noch ohne Punkt, wirkten nicht mehr so wirr wie in den vergangenen Wochen, aber wirklich gefährlich wurde die Mannschaft von Trainer Manuel Baum nicht. Union war spielerisch reifer und letztlich auch mehr von sich überzeugt. „Sicherlich waren unsere Möglichkeiten ein bisschen größer als die der Schalker“, sagte Trainer Fischer.

Das war auch nach der Pause zunächst so, als Linksverteidiger Christopher Lenz aus kurzer Distanz an Rönnow scheiterte. Kurz darauf war der Däne im Tor der Schalker machtlos. Nach einer zunächst abgewehrten Ecke konnte Christopher Trimmel den Ball erneut in den Strafraum schlagen. Unions Innenverteidiger Marvin Friedrich, der bei den Schalkern sein Debüt als Profi gefeiert hatte, erwischte die Flanke mit dem Kopf und traf zum 1:0 für die Gäste.

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Anders als zuletzt brachen die Schalker nach dem Rückstand aber nicht auseinander. Der frühere Unioner Steven Skrzybski hatte gut 20 Minuten vor dem Ende die erste Chance für die Gastgeber; Luthe lenkte den Ball nach seinem Schuss auf die Latte. Bei der folgenden Ecke aber kam Unions Torhüter zu spät. Der eingewechselte Goncalo Paciencia erwischte den Ball vor Taiwo Awoniyi und traf ins kurze Eck zum 1:1. „Da sehen wir einfach schlecht aus“, sagte Luthe.

Dass die Schalker einen Standard brauchten, um die nächste Niederlage abzuwenden, passt zu ihrer derzeitigen Verfassung. Dass sich Union auf diese Weise überwinden ließ, ist eher ungewöhnlich. Dass die Mannschaft anschließend nicht mit aller Macht auf Sieg spielte, fand Trainer Fischer sehr clever: „Von daher bin ich mit diesem Punkt wirklich zufrieden.“

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