Berliner Sportlerwahl: Der 1. FC Union ist Berlins Mannschaft des Jahres
Der Bundesliga-Aufsteiger aus Köpenick gewinnt die Teamwertung, Urs Fischer wird zum besten Trainer gekürt. Die Wahl ist nur logisch.
Als der größte Triumph der jüngeren Vereinsgeschichte feststand, tanzte auch Urs Fischer. Er ballte die Fäuste, herzte Menschen, lachte, schrie. Es war einer jener seltenen Momente, in denen es aus dem sonst eher bedächtig wirkenden Fußballlehrer herausbrach – denn der Rahmen war durchaus ein festlicher.
Immerhin hatte es Urs Fischer an diesem historischen 27. Mai 2019 geschafft, den 1. FC Union erstmals in dessen Vereinsgeschichte in die Fußball-Bundesliga zu führen.
Doch als auf dem Rasen, den Tausende Fans freudetrunken stürmten, die große Sause ihren Lauf nahm, dachte Urs Fischer auch an die zutiefst deprimierten Verlierer. Dem weinenden Trainer Nico Willig, dessen VfB Stuttgart Fischers Berliner in zwei packenden Relegationsspielen (2:2/0:0) in die Zweite Liga gestürzt hatten, widmete Unions Coach auf der Pressekonferenz nach dem Spiel seine ersten Worte.
Und es war zu spüren, dass es Fischer ernst meinte mit seinen Mitleidsbekundungen. Anschließend analysierte er ganz sachlich noch das Aufstiegsspiel, sprach von Taktik, Glück und Statistiken in einem Tonfall, als referiere er über ein x-beliebiges Vorbereitungsspiel. Natürlich dankte er später auch noch all jenen, die zum Aufstieg beigetragen hatten, tatsächlich allen, inklusive Wäschefrau.
Fußball, das betont der Trainer gerne, bedeutet für ihn Teamarbeit. Getreu dem Motto, dass man eben nur gemeinsam stark sei, schweißte Fischer eine Mannschaft zusammen, die dieses Motto auch lebte. Den großen Kader, der in der Bundesliga nochmal größer geworden ist, nutzte der Trainer voll und ganz aus.
Natürlich, auf ein paar Stützen, insbesondere in der Defensive, zählte er quasi immer, allen voran sind der meinungsstarke Torwart Rafal Gikiewicz, Kapitän Christopher Trimmel oder die Innenverteidiger Florian Hübner und Marvin Friedrich zu nennen. Auch Grischa Prömel und Manuel Schmiedebach, die beiden Antreiber im Mittelfeld, spielten in der Aufstiegssaison wichtige Rollen.
Aber Fischer verstand es genauso, die vermeintlich zweite Reihe bei Laune zu halten. Dass die Mannschaft äußerst intakt wirkte, durften die stimmgewaltigen Fans gerade in den wichtigen Spielen beobachten. Die Aufstiegsfavoriten Köln und Hamburg schlugen die Köpenicker in der Rückrunde jeweils 2:0, in den Relegationsspielen verzweifelten die Stuttgarter Angreifer an der einsatzfreudigen Berliner Elf.
In der Bundesliga ist Union längst angekommen, mehr noch: Heimsiege gegen Vizemeister Borussia Dortmund (3:1), Tabellenführer Mönchengladbach (2:0) oder den Stadtrivalen Hertha BSC (1:0) haben für bundesweite Schlagzeilen gesorgt.
Viel verändert hat sich rund um das enge Stadion An der Alten Försterei eigentlich nicht. Die neuen Spieler, darunter gestandene Bundesligagrößen wie Christian Gentner oder Neven Subotic, haben sich prächtig eingeführt, und Trainer Fischer führt seine Arbeit weiter so akribisch aus, wie es das Klischee von einem Schweizer verlangt.
Es geht eben immer weiter, im Jahr 2019 vor allem höher und schneller für Union. Das ist das große Verdienst des sachlichen Trainers Urs Fischer. Auf das Jahr 2020 darf man jetzt schon gespannt sein.