Zweite Liga: Der 1. FC Union glänzt zum Jahresauftakt gegen Köln
Nach dem 2:0-Sieg gegen den 1. FC Köln steht der 1. FC Union auf Relegationsplatz drei. Für den Höhepunkt sorgte Marcel Hartel schon nach 25 Sekunden.
Die Zuschauer im Stadion an der Alten Försterei haben in dieser bisher so erfolgreichen Saison schon einiges erlebt. Torwart Rafal Gikiewicz erzielte gegen Heidenheim den Ausgleich, Sebastian Polter gelang beim Comeback ein Tor des Monats. Es waren Tore in letzter Minute, die das Fanvolk in Ekstase versetzten. Was beim Heimspiel des 1. FC Union gegen den 1. FC Köln am Donnerstagabend wenige Momente nach dem Anpfiff passierte, übertraf diese emotionalen Ergüsse jedoch noch mal deutlich.
Eine Flanke von Suleiman Abdullahi nahm Marcel Hartel mit der Brust an, der gebürtige Kölner drehte sich leicht und setzte zum Fallrückzieher an. Nach handgestoppten 25 Sekunden senkte sich der Ball hinter Timo Horn ins Tor und abgesehen vom prall gefüllten Kölner Block stand das Stadion Kopf. Der 1. FC Union führte 1:0, erhöhte noch vor der Halbzeit durch Florian Hübner und siegte vor 22012 Zuschauern 2:0 (2:0) gegen den großen Aufstiegsfavoriten. Dadurch sind die Berliner wieder Dritter, nur zwei Punkte hinter den Kölnern auf dem direkten Aufstiegsplatz.
Topspiel wie ein Vorgeschmack auf die Zukunft
Schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff wirkte das Topspiel der Zweiten Liga wie ein Vorgeschmack auf eine Zukunft, die sie beim 1. FC Union nicht mehr allzu weit entfernt hoffen. Das Stadion war bereits seit Wochen ausverkauft, die mit zahlreichen Bussen angereisten Gästefans füllten ihren Block bis auf den letzten Platz aus und Unions Fans sangen noch lauter als sonst. Kurz gesagt: Die Stimmung war erstklassig. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte sie, als Michael Parensen, der auf den Tag genau zehn Jahre zuvor sein erstes Spiel für die Berliner bestritten hatte, mit einem donnernden „Fußballgott“ begrüßt wurde.
Für einen Platz in der Startformation reichte es für das Urgestein aber erwartungsgemäß nicht. Unions Schweizer Trainer Urs Fischer verzichtete auf Experimente. So saß auch Neuzugang Carlos Mané anfangs nur auf der Bank. Kölns Trainer Markus Anfang setzte von Beginn auf die Bundesliga-erfahrenen Neuzugänge Florian Kainz und Johannes Geis.
Der Berliner Blitzstart schien die Kölner aber nicht allzu sehr zu verunsichern und so ergriffen die Gäste die Initiative. Union schaffte es kaum, den Ball mal über mehr als zwei Stationen zu halten und Köln machte viel Druck. Flanke nach Flanke segelte in den Berliner Strafraum, doch Marvin Friedrich und Florian Hübner machten ihrem Ruf als bestes Innenverteidiger-Duo der Liga alle Ehre. Nach 29 Minuten hatte Köln 78 Prozent Ballbesitz, durch Dominick Drexler aber nur eine klare Chance. Dann holte Felix Kroos einen Freistoß heraus, Christopher Trimmel flankte, Florian Hübner köpfte und plötzlich stand es 2:0. Es war erst der zweite Torabschluss der Berliner.
Reichel bringt Kölner zurück ins Spiel
Nun wirkte Köln geschockt und für Union ergaben sich durch Reichel und Polter weitere Chancen. Es ging nun schnell hin und her und die Gastgeber hatten Glück, dass Tormaschine Simon Terodde zwei guten Gelegenheiten ausließ. Die verletzungsbedingte Auswechslung von Sebastian Polter, ihn ersetzte Sebastian Andersson, und ein Abseitstor von Grischa Prömel beendeten eine ereignisreiche erste Hälfte.
Nach der Pause bestimmte Köln das Spiel erneut klar, kam aber kaum gefährlich in den Strafraum. Andersson hatte für Union zwei Chancen, doch dann dezimierte Ken Reichel die Berliner völlig unnötig. Am Kölner Strafraum traf er seinen Gegenspieler 25 Minuten vor Schluss im Gesicht und musste mit Gelb-Rot vom Platz. Köln rannte nun noch vehementer an, dem Absteiger fehlten aber die Ideen und Gikiewicz hielt, was auf sein Tor kam. Parensen durfte am Schluss auch noch helfen, den Sieg über die Zeit zu bringen. Die Chancen, dass Union nächste Saison regelmäßig in solch einem erstklassigen Rahmen spielt, sie sind wieder ein bisschen gestiegen.
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