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Voller Energie. Davie Selke hatte gegen die Schalker zwei gute Chancen, blieb bei Herthas 2:2 aber erneut ohne eigenes Tor.
© Xinhua/Imago

Der Stürmer von Hertha BSC: Davie Selke und die verzweifelte Suche nach dem Tor

Erst ein Tor in 17 Einsätzen: Davie Selke von Hertha BSC hat im Moment beim Abschluss wenig Glück, dafür zeichnet er sich als Vorbereiter aus.

Für seine Größe und seinen Job als Stoßstürmer verfügt Davie Selke über eine fast schon filigrane Statur. Seine Waden zum Beispiel sind dünner als bei manchen Erwachsenen die Unterarme. Trotzdem steckt in Selkes sehnigem Körper jede Menge Energie, was am Freitagabend kurz vor der Halbzeit des Spiels zwischen Hertha BSC und dem FC Schalke 04 zu sehen war. Nachdem Selke mit dem anderthalb Köpfe kleineren Schalker Sebastian Rudy aneinander geraten war, mussten schon drei ausgewachsene Berliner einschreiten, um ihren Kollegen von körperlichen Züchtigungen abzuhalten. Der Stürmer des Berliner Fußball-Bundesligisten war auch sonst mit viel Energie unterwegs. Nicht immer aber gelang es ihm, sie auch in die richtigen Bahnen zu lenken.

„Er ist ein bisschen verkrampft“, sagte Pal Dardai, Herthas Trainer, am Morgen nach dem 2:2 im Heimspiel gegen die Schalker. Nach fünf Minuten hatte Selke die große Chance, dem Spiel den passenden Weg zu weisen. Im Strafraum der Schalker kam er in aussichtsreicher Position an den Ball. Er versuchte es selbst, anstatt auf den besser postierten Sturmkollegen Vedad Ibisevic in der Mitte zu passen – und scheiterte schließlich am Bein des Schalker Verteidigers Matija Nastasic.

Selke kommt bisher nur auf ein Tor in 17 Spielen

Davie Selke ist Stürmer durch und durch, er braucht Tore wie ein Pandabär seine tägliche Portion Bambus, aber seit einiger Zeit schon durchlebt Selke einen kalten Entzug. Anfang November, beim 1:4 in Düsseldorf, hat der 24-Jährige zuletzt für Hertha getroffen – es war sein einziges Tor in dieser Saison in nunmehr 17 Einsätzen. Eine derart dürftige Quote hatte er in seinen vier kompletten Spielzeiten in der Bundesliga noch nie. Natürlich liegt das auch daran, dass Selke nach seiner Lungenverletzung aus der Vorbereitung in den ersten Wochen der Saison gar nicht gespielt hat und später oft erst in der Schlussphase eingewechselt wurde. Aber selbst in seinem zweiten Jahr in Leipzig, als er fast nur Ersatz war, hatte er nach 17 Einsätzen zumindest schon zweimal getroffen.

„Momentan habe ich eine Phase, in der das Toreschießen ein bisschen verzwickt ist“, sagte Selke. „Aber solche Phasen sind für einen Stürmer ganz normal. Ich nehm’s, wie es ist.“ Vom Glück wird er beim Abschluss derzeit definitiv nicht verfolgt. Vor einer Woche, beim Rückrundenauftakt in Nürnberg, traf er den Pfosten. Am Freitag gegen Schalke sah er sich in der zweiten Halbzeit einem Duell mit Alexander Nübel ausgesetzt – und scheiterte am Torhüter der Gäste. Trainer Dardai konferierte anschließend kurz mit Selke, trug ihm auf, „ganz locker“ zu bleiben und es weiter zu versuchen. Wenn es schief gehe, werde er ganz sicher nicht sauer sein. Doch eine weitere Chance hielt die Partie für den Stürmer nicht mehr bereit. „So eine Phase akzeptieren wir“, sagte Dardai. Irgendwann pralle ihm der Ball dann eben vom Ohr ins Tor.

Ärgerlich für Hertha war allein die Szene in der fünften Minute, als Selke die falsche Entscheidung getroffen hatte und Hertha damit womöglich um das 1:0 brachte. „Wenn wir gegen Schalke in Führung gehen, hätten wir eine Riesenchance gehabt zu gewinnen“, sagte Dardai. Stattdessen erzielten die Gäste das 1:0 und später auch das 2:1. „Zweimal hinterherzulaufen und dann mit 2:2 nach Hause zu gehen, das ist eine großartige Sache“, fand Herthas Trainer.

Im Moment funktioniert die Zusammenarbeit von Selke und Ibisevic gut

Wie wichtig das erste Tor für die Berliner ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Nach einer 1:0-Führung hat Herthas Mannschaft in dieser Saison nur einmal verloren (beim 1:2 in Stuttgart), sechsmal gewann sie, zwei Begegnungen endeten unentschieden. Von 27 möglichen Punkten holten die Berliner also 20. Nach einem 0:1-Rückstand sprang hingegen nur ein Sieg heraus (gegen Gladbach) und lediglich sieben Punkte (von 24 möglichen). „In der Bundesliga werden viele Spiele durch das erste Tor entschieden“, sagt Vedad Ibisevic.

Der Bosnier ist Herthas Spezialist fürs 1:0. 17 Mal ist ihm das bereits gelungen, zuletzt vor einer Woche in Nürnberg. Die Vorarbeit leistete Davie Selke, der auch am Freitag zu Ibisevics achtem Saisontor den Assist gab. Insgesamt kommt Selke in dieser Saison bereits auf sieben Vorlagen. Das sind schon jetzt mehr, als ihm jemals zuvor in einer Spielzeit gelungen sind. Für Trainer Dardai kommt das nicht überraschend. „Das ist langfristige Arbeit“, sagt er. In Nürnberg schickte Selke den Ball nach einem Doppelpass genau in den Lauf von Ibisevic. „Es ist ein Riesenfortschritt, dass er so einen sauberen Pass spielt“, sagt Dardai. „Früher wäre er mit seinen Gedanken schon einen Schritt weiter gewesen.“

Herthas Trainer hält ein 4-2-3-1 mit nur einem Stürmer weiterhin für das beste System für seine Mannschaft, aber im Moment funktioniert die Zusammenarbeit von Selke und Ibisevic im Angriff. „Ich bin froh, dass beide Stürmer harmonieren“, sagt Dardai. „Wir haben genug Torchancen. Das ist schön.“ Und wenn dann irgendwann auch noch Davie Selke trifft.

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