zum Hauptinhalt
Lukas Dauser bei seiner Bodenübung in Berlin.
© dpa

Turnfest in Berlin: Dauser und Seitz sind Mehrkampfmeister

Zum zweiten Mal nach 2005 kostet Lukas Dauser die Turnfest-Atmosphäre in Berlin aus. Bei den Frauen schafft Elisabeth Seitz Historisches.

Fabian Hambüchen spendete kräftig Applaus, Lukas Dauser klopfte sich kräftig auf die Brust und heizte das Publikum an. Trotz Patzern am Pauschenpferd und am Reck hat der Wahl-Berliner bei seinem Heimspiel im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfestes am Montag erstmals den nationalen Mehrkampf-Titel erkämpft.

Vor 6000 Zuschauern siegte der Vize-Europameister nach spannender Aufholjagd mit 81,75 Punkten vor seinem stark auftrumpfenden Trainingsgefährten Philipp Herder (81,70) und Pauschenpferd-Spezialist Ivan Rittschik aus Chemnitz (79,70).

Seine Stärken spielte Dauser vor allem am Boden und am Barren aus, an dem er vor sechs Wochen in Rumänien Vize-Europameister geworden war. Mit 14,95 Punkten war er an seinem Spezialgerät auch stärker als Marcel Nguyen (14,10). Der zweimalige Olympia-Zweite Nguyen hatte sich in Berlin erneut nur auf zwei Geräte beschränkt und war insofern kein Gegner für Dauser im Kampf um die Turner-Krone.

„Ich habe mir die Favoritenrolle ja hart erkämpft. Also wollte ich ihr auch gerecht werden“, sagte Dauser. In Gefahr geriet sein Erfolg aber, als er seinen Reckabgang nicht perfekt stehen konnte. Die Winzigkeit von 0,05 Punkten brachte ihn dann aber doch ans Ziel.

"Es ist einfach gigantisch"

Bereits vor zwölf Jahren hatte der für den TSV Unterhaching startende Dauser die besondere Atmosphäre bei einem Turnfest genossen, als er mit seinen Eltern noch im Wohnmobil aus seiner bayerischen Heimat in die Hauptstadt gereist war. „Bis dahin hatte ich ja keine Ahnung, was für ein Riesenevent so ein Turnfest ist: Einfach gigantisch“, sagte Dauser.

Fabian Hambüchen, der Turnfest-Botschafter, der mit insgesamt 40 nationalen Titeln eine kaum zu knackende Bestmarke aufstellte, wird am Dienstag bei der Stadiongala im Olympiastadion verabschiedet. Inzwischen betreut der Reck-Olympiasieger seinen Freund Dauser auch in Marketingfragen.

Vorjahresmeister und Olympia-Held Andreas Toba hatte sich schon bei der Eröffnung vor 70 000 Zuschauern am Brandenburger Tor wieder an das Pauschenpferd gewagt. Er wird nach drei Knie-Operationen in zwei Wochen in der Bundesliga sein Comeback feiern.

Tags zuvor hatte Elisabeth Seitz mit ihrem sechsten Mehrkampf-Titel bei deutschen Turn-Meisterschaften Historisches geschafft. Noch nie zuvor in Ost oder West war dies einer deutschen Turnerin gelungen. Die Stuttgarterin holte am Sonntag vor 6000 Turn-Fans in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle in Berlin den Titel.

Die 23-jährige Olympia-Vierte setzte sich wie schon vor vier Jahren in Mannheim bei den Titelkämpfen im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfests durch und holte sich ihren insgesamt 17. nationalen Titel. Damit zog sie mit der Leipzigerin Charlotte Scholz gleich und liegt nun in der Meister-Rangliste auf Rang drei hinter den Berlinerinnen Karin Janz (20) und Ingrid Föst (18).

Die EM-Dritte am Barren trat erstmals seit ihrer Fuß-Operation nach Olympia wieder in einem Vierkampf an und setzte sich mit 54,00 Punkten vor der Chemnitzerin Pauline Schäfer (53,90) und Vereinsgefährtin Kim Bui (53,45) durch. Weltcupsiegerin Tabea Alt (Ludwigsburg) verzichtete wegen schulischer Verpflichtungen auf einen Start, Vorjahrs-Meisterin Sophie Scheder (Chemnitz) ist nach einer Knie-Operation noch nicht wieder fit und arbeitete als Co-Kommentatorin für das Fernsehen.

Weiter geht ihre Jagd nach Rekorden nun am Mittwoch in den Gerätefinals, wo die EM-Dritte klare Favoritin auf den Titel am Stufenbarren ist, den sie in der Vergangenheit schon fünfmal gewinnen konnte. Am Sonntag entschied Seitz an ihrem Spezialgerät das spektakuläre Duell gegen die EM-Fünfte Kim Bui (14,20) trotz kleinerer Fehler mit 14,50 Punkten klar zu ihren Gunsten und sorgte für die Tages-Höchstnote.

Begeisterung löste beim fachkundigen Publikum auch die Schwebalken-Übung von Pauline Schäfer aus. Die WM-Dritte von 2015 erhielt für den perfekten Vortrag inklusive des „Schäfer-Saltos“ 14,15 Zähler. Im Mehrkampf wurde sie schon zum dritten Mal Zweite.

Cheftrainerin Ulla Koch lobte die stimmungsvolle Kulisse beim Turnfest. „Ich hatte Gänsehaut. Diese emotionale Kulisse ist für die Mädchen große Motivation, bis zu den Weltmeisterschaften in Montreal im Oktober intensiv weiter zu trainieren“, sagte Koch. (dpa)

Zur Startseite