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Skeptisch. Dedryck Boyata ist bei Hertha BSC auf dem Weg der Besserung.
© Soeren Stache/dpa

Dauerverletzter Dedryck Boyata: Das Phantom ist zurück bei Hertha BSC

Die Länderspielpause kommt den Berlinern gerade recht. Dedryck Boyata trainiert wieder – ein schnelles Comeback ist trotzdem schwer vorstellbar.

Ante Covic hatte nach dem Training erst einmal einen wichtigen Termin. Er ging an die Absperrung, begrüßte einen Zuschauer und umarmte ihn innig. Ein paar Sekunden verblieben sie im trauten Zwiegespräch. Ante Covic, der Trainer von Hertha BSC, und Ulli Wegner, der Boxtrainer aus dem Stall Sauerland. Weit entfernt, am anderen Ende des Trainingsgeländes, hatte ein anderer prominenter Besucher die Einheit des Berliner Fußball-Bundesligisten verfolgt: Gerald Vanenburg, 1988 Europameister mit der holländischen Nationalmannschaft und später Trainer bei 1860 München.

Alles schön und gut, aber Ante Covic dürfte sich weniger über die prominenten Gesichter jenseits des Platzes gefreut haben als über das prominente Gesicht auf dem Platz. Dedryck Boyata, der bereits Gefahr lief, Herthas neues Phantom zu werden, hat am Mittwochvormittag erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert – nach mehr als fünfwöchiger Verletzungspause. „Jetzt kommen langsam alle wieder zurück. Das ist wunderschön“, sagt Covic.

Boyata, belgischer Innenverteidiger, ist erst im Sommer ablösefrei vom Schottischen Meister Celtic Glasgow nach Berlin gewechselt. Nachdem er schon zum Saisonende wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel zwei Monate ausgefallen war, haben viele schon das Schlimmste befürchtet. Im Trainingslager in Stegersbach war er ab dem dritten Tag nicht mehr auf dem Platz zu sehen, erneut wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel. Covic klang anfangs nicht besonders besorgt, und Boyata selbst sah sein Mitwirken beim Saisonauftakt nicht in Gefahr. Doch dann wurde seine Ausfallzeit immer länger, ohne dass eine genaue Diagnose kommuniziert wurde. Man schaue von Tag zu Tag, hieß es zunächst; am Ende wurde es eher eine Sache von Wochen als von Tagen.

Jemanden wie Boyata könnte Hertha in der aktuellen Situation mit nur einem Punkt aus drei Spielen und nach dem Absturz auf Platz 17 gut brauchen. Zu Beginn der Vorbereitung hat er gezeigt, dass er ein kompromissloser Innenverteidiger ist, der noch dazu Fußball spielen kann. Nach den ersten Eindrücken war er durchaus ein Kandidat für die Startelf.

Die Länderspielpause kommt daher für Boyata genau zur rechten Zeit. Knapp zwei Wochen bleiben ihm, um sich wieder auf ein Niveau zu bringen, das Hertha hilft. Trainer Covic hat für die kommenden Tage „eine Art Mini-Vorbereitung“ angekündigt. „Wir werden sehen, wie er sich in der Woche präsentiert und wie es sein Körper verkraftet, wenn er jeden Tag zweimal trainiert“, sagt Herthas Trainer. „Er hat nicht viel verloren, weil er relativ viel im konditionellen Bereich gearbeitet hat.“ Dass Boyata am Samstag kommender Woche, wenn die Berliner beim Tabellenletzten Mainz antreten, schon wieder auf dem Platz steht, ist trotzdem schwer vorstellbar.

Für Boyata geht es um Koordination, nicht um Kondition

Bei der ersten Spielform im Training rollte ein harmloser Pass auf Boyata zu, doch mit dem ersten Kontakt verstolperte er den Ball. Für den 28-Jährigen wird es in den kommenden Tagen mehr um Koordination als um Kondition gehen. „Für einen lange verletzten Spieler besteht die größte Schwierigkeit darin, sich wieder an Zeit- und Gegnerdruck zu gewöhnen“ erklärt Covic. „Wir müssen Dedryck in den Spielformen in genau diese Situationen bringen, damit er schnellstmöglich ein Gefühl dafür bekommt.“

Nachdem in der vergangenen Woche schon Marvin Plattenhardt und Javairo Dilrosun ins Mannschaftstraining zurückgekehrt sind, fehlt jetzt nur noch Arne Maier, der sich ebenfalls schon seit dem Trainingslager mit Patellasehnenproblemen plagt. Am Mittwoch ist er erneut untersucht worden, laut Covic eine Routinemaßnahme, ab Donnerstag soll er erst einmal weiter individuell trainieren. Doch schon jetzt hat Herthas Trainer deutlich mehr Auswahl.

Dass es Veränderungen geben wird, liegt nicht nur an der Verpflichtung von Marius Wolf, der gute Chancen hat, in Mainz bereits in der Startelf zu stehen. „Wenn du in drei Spielen acht Gegentore bekommst, musst du auf das reagieren, was dir die Mannschaft angeboten hat“, sagt Covic. Mit Wolf bietet sich ein 3-5-2-System an, vor allem aber wird es um mehr defensive Stabilität gehen. „Du darfst nicht so egoman sein, das durchziehen zu wollen, was du vorhast“, sagt Ante Covic, der in diesem Sommer angetreten war, Herthas Offensive zu entfesseln. „Das rückt jetzt erst einmal in den Hintergrund.“

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