BR Volleys starten in die Saison: „Das kann kein Dauerzustand sein“
Die BR Volleys freuen sich, dass es bald losgeht. Manager Niroomand sorgt sich aber um die Zukunft. Die erlaubten 550 Tickets im Verkauf seien einfach zu wenig
So einen Start in die Bundesliga hat es noch nie gegeben. Natürlich nicht, so eine Zeit wie die aktuelle hat es ja auch noch nicht gegeben. „Es geht ums Überleben und darum zu zeigen, dass wir noch da sind“, sagt Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys. Deshalb gingen die Vorzeichen für die Saison und die Zielsetzung weit über den reinen sportlichen Erfolg hinaus. „Es geht darum, zu zeigen, dass der Sport noch lebt, dass der Volleyball noch lebt.“
Gemeinsam mit Cheftrainer Cedric Enard gibt Niroomand am Donnerstag erste Einblicke in die neuesten Entwicklungen und das aktuelle Vereinsgeschehen. Bereits in drei Tagen soll der Supercup in Frankfurt stattfinden und die Volleys gegen den Tabellenzweiten United Volleys Frankfurt spielen. Am darauffolgenden Samstag ist Saisonauftakt der Bundesliga. Das sei ein beruhigendes Zeichen, sagt Niroomand, denn das bedeute, dass die Saison starten könne. Dennoch: „Es ist für uns alle eine neue Situation.“
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Eigentlich sei der zehnmalige Deutsche Meister relativ früh in die Vorbereitungszeit gestartet, doch aufgrund eines Corona-Falls in der Mannschaft sei die Vorbereitung anders gelaufen als erhofft. „Die ganze Mannschaft musste in Quarantäne und der Spieler fiel zwei Wochen aus“, berichtet der Geschäftsführer, der im April selbst eine Infektion mit dem Coronavirus überstand. Den anschließenden Einstieg in den Trainingsbeginn bezeichnet er als „sehr schleppend“.
Er ist froh, dass die Mannschaft am nächsten Samstag hoffentlich wieder vor Zuschauern spielen könne – auch wenn die Zahl nicht annähernd an die sonstigen Teilnehmerzahlen heran reiche. Lediglich 550 Karten wurden frei verkauft; normalerweise würden rund fünf bis sechstausend Zuschauer erwartet.
Wirtschaftlich gesehen sei der derzeitige Zustand nicht ertragbar, sagt Niroomand, denn mit diesen Zuschauereinnahmen mache der Verein an jedem Spieltag Verluste. Ohne Unterstützung des Senats hätte die Saison nicht starten können. Aber: „Das kann kein Dauerzustand sein.“
Doch nicht nur die Gelder und Sponsorenleistungen bereiten dem 67-Jährigen Sorge, sondern auch die Fangemeinde, die der Verein über die letzten Jahre aufgebaut hat. „Ich habe Ängste, dass die Anhängerschaft, die Emotionen und die Begeisterung, die wir für Volleyball in dieser Stadt entfacht haben, verloren gehen.“
Der Supercup-Titel könnte ein erster wichtiger Schritt sein
Trainer Enard, der erst zu Beginn des Jahres seinen Vertrag mit dem Deutschen Meister vorzeitig um zwei Jahre verlängerte, versucht optimistisch zu bleiben: Für die Fans werde es nicht der gleiche Eindruck sein, doch das Team werde alles dafür tun, die gewohnte Leidenschaft mit den Fans zu teilen. Von dem kommenden Supercup Spiel in Frankfurt erhofft der ehemalige Co-Trainer des französischen Nationalteams sich einen Sieg. Ein erfolgreicher Start in die Bundesliga sei wichtig für eine „positive Stimmung“.
Der Supercup-Titel könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein. Dabei soll der russische Volleyballspieler Sergey Grankin die Berliner als Kapitän auf das Spielfeld führen. Grankin, der im vergangenen Jahr nach Berlin kam und nun bereits die dritte Saison bei den Volleys spielt, habe die Denkweise eines Gewinners und sei vom Typ her ein Führungsspieler. Niroomand hofft, dass zumindest die kommende Saison bis zum Finale gespielt werden könne, nachdem die letzte vorzeitig abgebrochen werden musste.
Denn der weitere Verlauf der Bundesliga scheint trotz umfangreicher Hygienekonzepte ungewiss: Wenn andere Mannschaften Coronafälle aufwiesen, könnten Spiele ausfallen und der enge Spielplan durcheinanderkommen. Dass im kommenden Jahr die Volleyball Champions League stattfinden wird, bezweifelt der Manager. Aber mit dieser Unsicherheit müsse man leben. Denn: „Die Volleyballfamilie muss durch diese schwere Zeit kommen und darf nicht zusammenbrechen.“