Volleys-Manager Niroomand zu Geisterspielen: „Wir sind alle abhängig von Zuschauern“
Kaweh Niroomand, Sprecher der Berliner Profiklubs, über drohende Geisterspiele, klamme Finanzen und viel, viel Arbeit.
Kaweh Niroomand, womöglich finden bis 31. Dezember im Berliner Profisport Geisterspiele statt. Was bedeutet das?
Es ist noch nichts entschieden. Positiv ist, dass ein einheitlicher Umgang mit Zuschauern bei bundesweiten Sportveranstaltungen angestrebt wird. Nur so kann Chancengleichheit gewahrt bleiben.
Und was ist das Negative?
Dass unsere Bemühungen hinsichtlich eines Hygienekonzepts wohl ad absurdum geführt worden sind. Das Ziel der Berliner Profiklubs war es, ein Konzept auszuarbeiten, das mehrere Tausend Zuschauer in den nächsten Monaten möglich macht. Das scheint jetzt weit weg zu sein. Aber wir werden es trotzdem vorbereiten, um für bessere Tage gewappnet zu sein.
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Bessere Tage scheinen mit Blick auf die Pandemieentwicklung erst einmal nicht bevorzustehen.
Das ist leider richtig. Für die Profiklubs kommt noch die Ausweitung der Risikoländer hinzu. Die Volleys zum Beispiel spielen international viel im Osten. Sollen wir dann nach der Rückreise aus bestimmten Ländern 14 Tage in Quarantäne? Das wäre eine große Belastung.
Wie lange können die Berliner Profivereine ohne Zuschauer auskommen?
Wir alle sind abhängig von Zuschauern. Für eine gewisse Zeit kann man das kompensieren. Aber eben nicht ewig. Für die Volleys wäre das Ende der Fahnenstange schon erreicht, würden wir keine öffentlichen Zuwendungen bekommen. Die Situation ist für alle Klubs sehr hart. Wenn wir keine Dauerkarten verkaufen, geht eben die Bindung der Fans zum Klub verloren. Es ist wie bei einem Unternehmen, dass keinen Kundenkontakt mehr hat. Da bricht dann langsam alles weg. Im Sport sind das die Sponsoren.
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Aber es gibt doch bestimmt Einsparmöglichkeiten?
Sicher gibt es die. Aber man kann auch alles kaputtsparen, was man sich über viele Jahre aufgebaut hat.
Können Sie die Maßnahmen der Politik verstehen?
Das kann ich; und mit dieser Aussage stehe ich stellvertretend für viele im Sport. Wir haben immer gesagt, dass die Gesundheit der Bevölkerung über allem steht und wir aufpassen müssen, dass das Virus nicht weiter um sich greift. Aber natürlich ist die Situation auch im Sportmanagement kräftezehrend.
Können Sie das erläutern?
Durch die sich ständig verändernden Bedingungen müssen Entscheidungen immer wieder umgeworfen beziehungsweise angepasst werden. Ich kann Ihnen sagen, so viel wie in den letzten Monaten habe ich im Sport schon viele, viele Jahre nicht mehr gearbeitet. Hinzu kommt, dass man sonst immer auch mit einer freudigen Anspannung in die Saison geht und sich fragt, ob es wohl gut oder schlecht läuft. In diesem Jahr gibt es dagegen fast nur Fragezeichen.
Kaweh Niroomand, 67, ist neben seinem Engagement als Geschäftsführer der BR Volleys Sprecher der Berliner Profiklubs sowie Präsidiumsmitglied beim Deutschen Olympischen Sportbund.