Start der Formel 1 in Österreich: Das ganze Sportwelt schaut auf Spielberg
Am Sonntag steigt das erste Rennen in der neuen Formel-1-Saison. Der Grand Prix von Österreich findet dabei unter besonderen Bedingungen statt.
Normalerweise ist der Grand Prix von Österreich ein Rennen mitten in der Saison, diesmal markiert es den Start in das wohl ungewöhnlichste Jahr der Formel-1-Geschichte. Interessierte aus aller Welt blicken auf das erste große internationale Sportereignis nach der Corona-Pause. Für die beiden Rennen in Spielberg (ein zweiter Grand Prix findet am 12. Juli statt) gelten strenge Auflagen. Ein Überblick.
Unter welchen Auflagen finden die Rennen statt?
Während im restlichen Österreich die Normalität (fast) wieder zurückgekehrt ist, wurde der Red-Bull-Ring zur Hochsicherheitszone. Zuschauer sind nicht zugelassen, insgesamt dürfen nur rund 3.000 Leute an die Strecke.
Jedes Team darf aus höchstens 80 Mitarbeitern bestehen. Soziale Interaktionen sind streng limitiert, die Mechaniker tragen Masken und müssen Abstand halten. Es gibt ein detailliertes Hygienekonzept, laufend Corona-Tests, die Teams bleiben in ihren „Blasen“ untereinander. Unterschieden wird in „Profil 1“-Personen (mit viel Interaktion) und „Profil 2“-Personen, die sich an Stellen aufhalten, wo weniger Menschen sind, etwa Streckenposten. Profil-1-Menschen sind besonders gefordert und dürfen etwa am Abend ihre Hotels nicht verlassen.
Und daran werden sich alle halten?
Davon ist auszugehen. „Die ganze Formel 1 ist sich ihrer Verantwortung bewusst“, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Die Formel 1 ist ein Millionenunternehmen, ein Fehler, wie bei der Adria-Tour der Tennisprofis wäre nicht nur ein PR-Desaster, sondern könnte die gesamte Saison gefährden.
Die Vorsichtsmaßnahmen gehen so weit, dass Wolff und die Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas fast zwei Wochen in ihren Motorhomes auf der Rennstrecke verbringen und den Red-Bull-Ring gar nicht verlassen werden.
Nach den beiden Rennen (5. und 12. Juli) reist der gesamte F1-Tross in Autos oder Charter-Flugzeugen nach Budapest, wo am 19. Juli das dritte Saisonrennen gestartet wird.
Was passiert, wenn es positive Fälle gibt?
Betroffene würde man isolieren, das Rennen trotzdem starten. Jedes Team hat Ersatzfahrer, die sofort einspringen könnten.
Wie viele Journalisten sind beim Rennen?
Normalerweise sind 500 bis 600 internationale Fotografen und Journalisten bei der Formel 1 in Spielberg. Diesmal wurden nur zirka 25 Fotografen und 20 Journalisten vom Automobilweltverband FIA akkreditiert.
Welche Chancen haben Zaungäste?
Geringe. Die Polizei legt besonderes Augenmerk auf Fans, die versuchen, auf das Gelände zu kommen. An den Checkpoints werden nur Anrainer und Akkreditierte durchgelassen. „Da wird nichts zu sehen sein“, sagt ein Sprecher der Polizei.
Es sind erst acht Rennen fixiert. Wie viele wird es in dieser Saison tatsächlich geben?
Es ist davon auszugehen, dass die Saison mit Rennen in Bahrain und danach in Abu Dhabi vermutlich am 29. November enden wird. Fix scheint, dass dazwischen der Große Preis von China in Schanghai ausgetragen wird.
Im Gespräch sind Rennen in Mugello und Imola (Italien), Hockenheim (Deutschland) und Portimão (Portugal). Die Grands Prix von Singapur und Japan sind bereits gestrichen, Mexiko, Brasilien und die USA wackeln.
Die Bosse der Formel 1 streben mindestens 15 Grands Prix an. Damit wären die Vertragspflichten erfüllt und der Großteil der vereinbarten Beträge von TV-Partnern und Sponsoren könne fließen.
Wird es wieder ein Solo zum Weltmeistertitel für Lewis Hamilton?
Das ist nicht anzunehmen. Zwar bleibt der Engländer Favorit und könnte mit seinem siebten WM-Titel mit Michael Schumacher gleichziehen.
Doch Red Bull scheint noch näher an Mercedes herangerückt zu sein, auch wenn beide Mercedes-Piloten in der Qualifikation schneller waren als Max Verstappen. Der Niederländer hat 2018 und 2019 auf dem Red-Bull-Ring gewonnen, wo sein Auto immer gut funktioniert hat.
Sollte Verstappen (22) den Titel holen, wäre er der jüngste Weltmeister der Formel 1 noch vor dem Deutschen Sebastian Vettel (23 Jahre und 134 Tage).
Und was ist mit Ferrari?
Charles Leclerc gilt als Weltmeister der Zukunft. Doch vorerst scheint die Scuderia hinter Mercedes und Red Bull nur die Nummer drei zu sein.
„Unser Ziel ist es, dass die Updates beim dritten Rennen auf dem Hungaroring eingeführt werden“, sagt Teamchef Matteo Binotto.
In der Qualifikation am Samstag lief wenig zusammen, Sebastian Vettel wurde nur Elfter.
Florian Plavec