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Was können diese Spiele leisten?
© REUTERS

Olympische Spiele in Pyeongchang: Das Feuer ist noch nicht erloschen

Viele haben die Lust verloren an Olympischen Spielen. Doch die Wettkämpfe in Südkorea könnten überraschen - sportlich wie politisch. Ein Kommentar.

Wie schön ist dieses Symbol und wie schön durchdacht ist diese Symbolik. Die fünf bunten ineinander verschlungenen Ringe auf weißem Grund, die sich Pierre de Coubertin vor mehr als einhundert Jahren ausgedacht hat, erkennt auch heute jeder sofort wieder. Sie stehen für Verbundenheit, für Verständigung, für ein Volksfest; oder besser gesagt: ein Fest der Völker. Ab heute werden sie wieder ausgetragen, die Olympischen Spiele.

Es ist nur leider, und hier ist der schöne Gedanke auch schon zu Ende, viel zerstört worden von der so noblen Idee Coubertins. Olympische Spiele der Neuneuzeit sind kein unbeschwertes Fest aller Nationen mehr, an dem sich die Zuschauer bedingungslos erfreuen. Sie trauen weder den Sportlern noch den Veranstaltern, weil sie schon zu oft betrogen worden sind und sich ganz echt mit zu vielen falschen Siegern gefreut haben.

Auch vor diesen Winterspielen in Südkorea konnte einem so richtig die Lust vergehen. Die Diskussionen um den Ausschluss russischer Athleten wegen mutmaßlicher Dopingsünden, den es dann zunächst doch nicht gab, haben eine Vorfreude auf die Wettbewerbe erst gar nicht aufkommen lassen. Das Feuer wird bei der Eröffnungsfeier am Freitag nur noch buchstäblich entfacht.

Und trotzdem könnte es am Ende kommen wie so oft. Sobald der erste Athlet durch die Schneespuren Pyeongchangs pflügt, ist all das vorherige Gegreine und Geklage vorbei. Wenn Deutschland die erste Goldmedaille gewonnen hat, sind die Zweifel vergessen. Statt zu zetern, sitzen doch wieder Millionen Menschen vor dem Fernseher und fiebern mit Sportlern mit, die sie bis dahin vielleicht noch gar nicht kannten.

Verbinden diese Spiele die Länder?

Plötzlich interessieren sich Menschen für Curling, Shorttrack oder die Nordische Kombination. Auf einmal bekommen andere etwas von der Aufmerksamkeit, die sonst vor allem dem Fußball gilt. Es ist ein Ausbruch aus der Sportroutine, ein Seitenwechsel, ein neuer Blickwinkel.

Der Glaube an das Gute, ja die Illusion, dass der Mensch für unmenschlich Gehaltenes zustande bringt, lässt sich eben nicht komplett verdrängen. Was wäre das sonst für eine Welt? Tatsächlich vermag der Sport zu leisten, woran Politik und die Gesellschaft manchmal scheitern. Vielleicht schaffen diese Olympischen Spiele diesmal sogar etwas, was kein Diplomat zustande gebracht hätte. Es mag vermessen klingen, aber ausgeschlossen ist es nicht, dass sich Nordkoreaner und Südkoreaner durch den Sport einander wieder mehr öffnen. Auf dem Eis von Pyeongchang soll erstmals eine vereinte Mannschaft von Süd- und Nordkoreanerinnen gemeinsam gegen den Rest der Welt auflaufen. Und Politiker beider Länder nutzen das Großereignis für einen Austausch.

1980 und 1984 hat Olympia gespalten. In Moskau boykottierte die westliche Welt, in Los Angeles nahm der Osten nicht teil. Jetzt könnte Olympia die Länder und Menschen einander näherbringen. Verständnis wecken. Neue alte Verbindungen aufbauen. Das wäre dann wirklich im Sinne der olympischen Idee.

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