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Hansi Flick hat sich als perfekte Lösung entpuppt.
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Hansi Flick als Meistertrainer: Das Erfolgsgeheimnis der Bayern ist die Zwischenlösung

Auch ein Titelgewinn des Trainers: Unter Hansi Flick stimmen Klima und Mentalität in München wieder. Wie er das geschafft hat.

Es war ein denkwürdiger 19. Januar dieses Jahres. Ein gewisser Jürgen Klinsmann war noch Trainer bei Hertha BSC und empfing zum Rückrundenauftakt der Bundesliga den FC Bayern mit Hansi Flick. Das Interessante an beiden Trainern war, dass sie lediglich befristete Arbeitspapiere besaßen, jeweils bis zum Saisonende.

Wenig später türmte Klinsmann über Nacht und via Facebook aus seinem Amt. Flick, der nach dem 4:0-Sieg seines Teams in Berlin von einem „perfekten Auftakt in die Rückrunde“ sprach, startete nun erst richtig durch. 16 von 17 Pflichtspielen wurden von da an gewonnen (bei einem 0:0 gegen Leipzig).

Es war eine gewaltige Aufholjagd, die am Dienstag mit einem weiteren Sieg in Bremen in die deutsche Meisterschaft gemündet ist. Robert Lewandowski traf zum etwas zittrigen 1:0-Erfolg bei Werder Bremen, der den Münchnern vorzeitig am 32. Spieltag den Titel sicherte.

Zwei Monate vor jenem Berliner Januarsonntag stand es nicht so gut um den FC Bayern. Niko Kovac war als Cheftrainer gerade entlassen worden, alles sah nach einer vermaledeiten Spielzeit für die Bayern aus. Ohne Aussicht, auch nur in einem der drei Wettbewerbe etwas holen zu können. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Münchner von möglichen 30 Punkten historisch wenige 18 geholt.

Der Traum vom Triple lebt

Das muss man wissen, um zu erkennen, was Flick in kürzester Zeit erreicht hat. Meister sind sie nun doch wieder geworden, die Bayern, diesmal zwei Spieltage vor dem Ende. Zum achten Mal hintereinander, zum 30. Mal insgesamt. Und dann lebt da noch der Traum vom Double, ja selbst vom Triple. Flick steht mit den Bayern noch im DFB-Pokalfinale und nach dem Achtelfinal-Hinspielsieg beim FC Chelsea (3:0) auch in der Champions League aussichtsreich im Rennen. Vor einem halben Jahr sah es genau danach nicht aus.

Für Hansi Flick, 55, ist es der erste große Titel als Cheftrainer. Das letzte Mal, dass der ewige Assistent, in vorderster Front als Chef unterwegs war, liegt 15 Jahre zurück. Als Trainer der TSG Hoffenheim – in der Regionalliga Süd. Eine größere Fallhöhe zu heute gibt es im deutschen Profifußball nicht.

Mann für die große Rolle. Hansi Flick.
Mann für die große Rolle. Hansi Flick.
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Sicher, 2014 war der gebürtige Heidelberger Weltmeister geworden, als Assistent von Joachim Löw. Flick schien der geborene Co-Trainer. Er wolle „dem Jogi nicht in der Sonne stehen“, hat er einmal gesagt. Er sei als Mann dahinter, quasi in der zweiten Reihe, zufrieden und glücklich. Angesehen für seine Fachlichkeit und seine Zurückhaltung wurde er schon damals; bescheiden und verbindlich im Auftreten ist er bis heute.

Der FC Bayern tat sich im Spätherbst noch schwer, an Flick zu glauben. Manche trauten ihm das große Ding einfach nicht zu, er sei zu leicht für die Bayern mit ihren omnipräsenten Alphatieren in der Chefetage und den vielen kurzbehosten Stars. Da sich rasch die Leistungen und die Stimmung verbesserten, sicherte man dem als Übergangslösung installierten Flick kurz vor Weihnachten einen weiteren Verbleib bis in den Sommer zu.

Übergangskandidat entpuppt sich als perfekter Trainer

Im Fußball ist es oft so, dass große, ins Straucheln geratene Vereine mit Übergangslösungen auf dieser neuralgischen Position nur Zeit verlieren. In diesem Fall aber glaubte der FC Bayern mit Flick Zeit gewonnen zu haben. Für einen großen Trainer mit einem großen Namen, für den perfekten Trainer.

Erst allmählich stellten die Bayern fest, dass sie ihn schon längst gefunden hatten. Im April unterschrieb Flick schließlich einen Dreijahresvertrag.

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Bei den Spitzenklubs des Weltfußballs ist es mehr als ungewöhnlich, einen Co-Trainer zum Cheftrainer zu befördern. Große Lösungen müssen her, wie auch seit Menschengedenken beim FC Bayern. Rehhagel, Trapattoni, van Gaal, Guardiola oder Ancelotti. Und auch im vorigen November wurde Kontakt zu Arsenals Trainerikone Arsene Wenger aufgenommen. Spätestens im Sommer 2020, so hieß es, sollte dann entweder Thomas Tuchel aus Paris kommen oder Erik ten Hag aus Amsterdam.

Abflug zur Meisterschaft. Robert Lewandowski hat für die Bayern in Bremen getroffen, Leon Goretzka umarmt ihn so am Rande des momentan Erlaubten.
Abflug zur Meisterschaft. Robert Lewandowski hat für die Bayern in Bremen getroffen, Leon Goretzka umarmt ihn so am Rande des momentan Erlaubten.
© Peter Byrne/dpa

Dabei war es bei den Bayern doch oft genug der eingesprungene Jupp Heynckes, der sich als ideale Lösung entpuppte. So wie jetzt Flick. Der hatte als Spieler drei Jahre lang in den Achtzigern in München unter Heynckes gespielt. Vieles von Heynckes färbte auf Flick ab. Neben der fachlichen Kompetenz bringt er eine ganz wichtige Komponente ein, die selten geworden ist in dieser Branche: menschliche Kompetenz.

Die Qualitäten des Hansi Flick

Flick ist einer, der bei allem Leistungsdruck ein Team auch mal umarmen kann. So hat er eine im Herbst noch verunsicherte, zerrissene, genervte und erschöpfte Mannschaft eingefangen, ihr neues Leben eingehaucht und sie aufgerichtet.

Er tat das mit Empathie und einfachen, klaren taktischen Maßnahmen, die rasch Wirkung zeitigten. Spieler wie die zwischenzeitlich abgeschriebenen Thomas Müller und Jerome Boateng konnte er erfolgreich reanimieren. Nachwuchstalente wie Joshua Zirkzee und Alphonso Davies führte er ans Profiteam heran. Sie gehören zu den positiven Entdeckungen der Liga.

Die Mannschaft, die am Dienstag Deutscher Meister geworden ist, wirkt stabil und inspiriert, Spielweise und Resultate passen. Vor allem aber stimmen wieder Klima, Geist und Mentalität im Team. Das ist mehr, als sich der FC Bayern in so kurzer Zeit wünschen konnte.

Jürgen Klinsmann übrigens, der im Sommer 2008 auch mal beim FC Bayern das Traineramt übernommen hatte, sollte das Saisonende nicht erreichen. Im April 2009, fünf Spieltage vor Schluss, wurde er entlassen. Der FC Bayern blieb in dieser Spielzeit titellos.

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