Torparty gegen Estland: Das 8:0 ist eine Ansage
Wie die deutsche Nationalmannschaft im letzten Spiel vor der langen Pause auftrat, nötigt großen Respekt ab. Ein Kommentar.
So ein Unfall im Fitnessstudio ist immer dumm. Wenn der Chef dann aufgrund des Missgeschicks so angeschlagen ist, dass seine Mannschaft ohne ihn auskommen muss, ist das doppelt bitter. Aber es wird dem Fußball-Bundestrainer natürlich gefallen haben, was er da am Dienstagabend auf dem Fernseher verfolgen durfte. Joachim Löws Mannschaft rauschte in Mainz unter Aushilfstrainer Marcus Sorg 8:0 über Estland hinweg.
Nach zwei Telefonaten mit Löw am Spieltag ließ Sorg mit offensiverer Aufstellung als zuvor gegen Weißrussland agieren. Natürlich war Estland kein Gegner für diese deutsche Mannschaft, aber das hohe Ergebnis war trotzdem eine Aussage und vor allem eine Ansage von Wert.
Es war ein Beleg für den Willen einer jungen Mannschaft. Sie untermauerte mit ihrem Auftritt die Notwendigkeit des von Löw sehr spät eingeleiteten Umbruchs einmal mehr. Es war das schöne Ende der Saison nach der Chaos-WM, die nach dem Aus in der Vorrunde ein kaum erträgliches und mitunter wenig reinigendes Nachspiel und dann noch verkorkste Auftritte in der neuen Nations League nach sich zog.
Aber das lässt sich nun verdrängen nach diesen jüngsten drei EM-Qualifikationsspielen im neuen Gewand. Das 3:2 in den Niederlanden war schön, das 2:0 am Sonnabend in Weißrussland war schön notwendig und die Torparty gegen Estland war wunderschön.
Die Einstellung stimmt in der Mannschaft nach dem Umbruch und das Talent auch. „Wir haben eben Bock auf Fußball“, sagte Bayern-Profi Joshua Kimmich. Und das sehe man, das übertrage sich auf die Zuschauer im Stadion. Und genauso wichtig ist natürlich die neue Qualität der neuen Mannschaft. Da wird am Ende nicht eingewechselt, damit Timo Werner noch mal auf den Rasen darf, sondern da wird beim Stand von 6:0 ein Torschütze eingewechselt.
Spannende Fortsetzung nach der Sommerpause
Selbstverständlich mag dem ein oder anderen Betrachter nun der Gedanke durch den Kopf schießen, dass Löw gar nicht so sehr vermisst wurde am Abend von Mainz.
Aber das ist natürlich Unsinn, Löw ist ja ein später Vater des Umbruchs und so ein Spiel gewinnt seine Mannschaft auch ohne ihn, und bei der spannenden Fortsetzung nach der langen Sommerpause ist Löw dann ja wohl längst wieder fit: Am 6. September geht es gegen die Niederlande, drei Tage später treten die Deutschen bei den in der EM-Qualifikation schon viermal siegreichen Nordiren an. Es ist der Mannschaft eindeutig zuzutrauen, dass sie nach diesen Spielen fünf Siege auf ihrem Konto hat.