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Verklärte Sicht. Daniel Frahn hielt im März 2019 beim Torjubel ein T-Shirt hoch, das häufig in Neonazi-Kreisen getragen wird. Später entschuldigte sich der damalige Kapitän des Chemnitzer FC für diese Aktion.
© imago images / HärtelPRESS

Kündigung des Chemnitzer FC unwirksam: Daniel Frahn meldet sich zurück

Daniel Frahn klagt sich beim Chemnitzer FC ins Training ein. Der Profi war wegen seiner angeblichen Nähe zur rechten Szene entlassen worden.

Als der Richter das Urteil zur beruflichen Zukunft von Daniel Frahn verkündete, war der Stuhl des Fußballspielers leer. Der ehemalige Kapitän des Chemnitzer FC nahm am Mittwoch nur den ersten Teil des Kammertermins persönlich wahr. Im vollbesetzten Sitzungsraum hatte Frahn noch verfolgt, wie der Richter die Hintergründe seiner Klage gegen den Chemnitzer FC erklärte. Der Urteilsverkündung blieb Frahn später fern. Dabei hätte er im Gerichtssaal jubeln können. Denn das Arbeitsgericht Chemnitz entschied, dass Frahn bereits ab diesem Donnerstag wieder beim Chemnitzer FC trainieren darf.

Das Urteil ist das vorläufige Ergebnis eines Konflikts, der im deutschen Profifußball einzigartig sein dürfte. Anfang August hatte der CFC seinem Spieler fristlos gekündigt. In einem Statement warfen ihm die Gesellschafter vor, mit der rechtsradikalen Gruppierung „Kaotic Chemnitz“ zu sympathisieren und damit dem Verein zu schaden. Frahn, 32, hatte gegen den Rauswurf geklagt – und bekam nun Recht. Das Arbeitsgericht erklärte die Kündigung für unwirksam, weil die Gründe dafür nicht ausreichten. Es habe keine offenkundig rechtsradikalen Äußerungen von Frahn gegeben. „Wir sehen unseren Mandanten als vollständig rehabilitiert“, sagte Christian Schößling, einer seiner Anwälte.

Frahn hat Kontakt zu bekanntem Rechtsextremen

Der Verein führte als Grund für die Kündigung vor allem den Kontakt mit Chris Junghänel an, einem stadtbekannten Rechtsextremen. Junghänel soll Anführer der Gruppierung „NS-Boys“ gewesen sein, die der Verfassungsschutz beobachtet hat. Mittlerweile hat sich die Gruppe aufgelöst. Nun soll er Teil von „Kaotic Chemnitz“ sein, jener Gruppierung, die im August 2018 zu den sogenannten Trauermärschen in Chemnitz aufgerufen hat.

Als Frahn wegen einer Verletzung ausfiel, reiste er gemeinsam mit Junghänel in seinem Privatauto zum Auswärtsspiel nach Halle. Anschließend saßen beide nebeneinander im Gästeblock. Für das Gericht war dieser Vorfall „unstrittig“.

Der CFC wollte dieses Verhalten nicht tolerieren. Frahn selbst sieht darin keine Verfehlung: Er sei nur als Zuschauer da gewesen und hätte nichts über den rechtsextremen Hintergrund von Junghänel gewusst. Junghänel hätte sich dem Fußballer nie so vorgestellt,sagte Frahns Anwalt.

Der Klub nannte in seiner Stellungnahme vor Gericht weitere Gründe: Frahn sei nach den Ereignissen vom 9. März 2019 bereits abgemahnt worden. Damals veranstalteten die Chemnitzer Fans vor dem Spiel gegen Altglienicke im Stadion eine Trauerfeier für den verstorbenen Neonazi Thomas Haller. Auf der Anzeigetafel wurde ein Porträt von Haller eingeblendet, der unter anderem die Hooligan-Gruppe „HooNaRa“ – „Hooligans Nazis Rassisten“ – gegründet hat.

Kein großer „Image-Schaden“ für den Verein

Nach einem Tor hielt Daniel Frahn ein Shirt mit der Aufschrift „Support your local hools“ hoch, das häufig in Neonazi-Kreisen getragen wird. Frahn entschuldigte sich später und erklärte, nichts über die Hintergründe des Slogans gewusst zu haben. Zudem soll Frahn beim Stadtfest 2018 mit Mitgliedern von „Kaotic Chemnitz“ gesehen worden sein. Der Verein erklärt, dass der damalige Sportdirektor, Thomas Sobotzik, danach mit Kündigung gedroht habe. Frahn bestreitet das. Auch das Gericht sah keine Beweise für ausreichende Warnungen an den Fußballspieler.

Außerdem sei kein großer „Image-Schaden“ für den Verein zu erkennen gewesen. Nach Frahns Auftreten mit Junghänel hätten sich beispielsweise keine Sponsoren zurückgezogen. Der Richter bezog sich in seiner Urteilsbegründung auch auf den generell eher entspannten Umgang des Chemnitzer FC mit rechtsextremen Fans.

Frahns Vertrag läuft noch bis 2021. Dass er schon bald wieder für den Klub spielen wird, ist aber trotz des Urteils unwahrscheinlich. Der Verein kündigte noch am Mittwochabend an, in Berufung zu gehen. „Das Urteil ist ein Skandal“, sagte Insolvenzverwalter Klaus Siemon.

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