Handball-Bundestrainer: Dagur Sigurdsson oder Kandidat X?
Bis Ende November soll geklärt sein, ob Erfolgstrainer Sigurdsson weitermacht oder geht. DHB-Vizepräsident Hanning arbeitet aber schon an einem Alternativplan.
Vor dem näherrückenden Tag X hat Bob Hanning keine Angst. In der heißen Debatte um die offene Zukunft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson bewahrt der mit dem Isländer befreundete Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes kühlen Kopf. Emotionen kann und will sich Hanning nicht leisten, denn hinter den Kulissen arbeitet er längst an einem Plan B. „Es wäre nicht professionell, sich keine Gedanken zu machen, wenn man von der anderen Seite hört, dass sie sich mit einer Veränderung beschäftigt“, sagte Hanning in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Deshalb sondiert er in Gesprächen mit Managern und Trainern aus der Bundesliga - darunter aber keine Kandidaten für den Job des Bundestrainers - die Lage. Sollte Sigurdsson, wie von vielen angenommen, seinen bis 2020 laufenden Vertrag zum Jahresende kündigen, will der im Verband für den Leistungssport zuständige Hanning vorbereitet sein. Er wird daher aus rund 15 Namen eine Wunschliste von drei bis fünf Kandidaten erstellen, mit denen dann Gespräche geführt werden sollen.
Unter Zeitdruck sieht er sich dabei nicht. „Wenn es denn eine Veränderung geben muss, muss die genauso sitzen, wie sie mit Dagur Sigurdsson gesessen hat. Dafür lasse ich mir so viel Zeit, bis ich hundert Prozent überzeugt bin, dass ich dem Präsidium den richtigen Vorschlag machen kann“, betonte er.
Ein Abschied von Sigurdsson, dem Architekten des Aufschwungs, wäre für den deutschen Handball ein Verlust. Doch Hanning sieht der bevorstehenden Entscheidung des 43-Jährigen gelassen entgegen. „Dagur hat der Mannschaft neues Selbstbewusstsein gegeben, er hat das System verändert und die Eisenbahn wieder auf die Gleise gesetzt. Aber der deutsche Handball braucht keine Angst zu haben, wenn Dagur Sigurdsson geht. Ich würde das bedauern, weil ich einen guten Trainer verlieren würde. Aber es würde nichts an der Gesamtsituation verändern“, sagte er.
Auf die Entscheidung seines Freundes Einfluss nehmen will Hanning nicht. „Es gibt Lebenssituationen, die sich verändern. Das ist bei ihm jetzt so. Wenn man die kennt, so wie ich, weiß man, wann man auch mal den Mund halten sollte“, erklärte er.
Bis Ende November soll Klarheit herrschen. Dabei gibt es vier Varianten. Entweder macht Sigurdsson bis 2020 weiter, was Hanning am liebsten wäre. Kündigt Sigurdsson, sieht Hanning folgende Optionen: „Es gibt die Möglichkeit, er bleibt bis Sommer. Es gibt die Möglichkeit, wir besetzen ab Februar neu. Und es gibt die Möglichkeit, wir machen eine Übergangslösung.“
Dass sich Sigurdsson intensiv mit einem Abschied vom DHB beschäftigt, hält Hanning für legitim. Die Schlagzeilen, der Bundestrainer würde ein Projekt im Stich lassen oder mehr Geld wollen, kann er nicht nachvollziehen. „Wer Dagur kennt, der weiß, dass dies nicht stimmt“, sagte Hanning. Die bereits laufende Nachfolgedebatte lässt ihn dagegen völlig kalt: „Erst wenn ich Namen nenne, wird es interessant.“ (dpa)