Abschied als Handball-Bundestrainer?: Dagur Sigurdsson will sich im November entscheiden
Der Start der deutschen Handballer in die EM-Qualifikation wird von der Diskussion um Bundestrainer Sigurdsson überlagert. Der Isländer will sich im November entscheiden, ob er weitermacht.
Dagur Sigurdsson setzte ein Pokergesicht auf ließ sich bei den bohrenden Fragen zu seiner offenen Zukunft als Handball-Bundestrainer nicht in die Karten schauen. Lange zappeln lassen will er die Fans und den Deutschen Handballbund (DHB) mit der Entscheidung, ob er seinen bis 2020 laufenden Vertrag erfüllt oder zum Jahresende kündigt, aber nicht mehr. „Ich weiß, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Das wird in den nächsten zwei, drei Wochen geschehen. Im November werden wir Klarheit haben“, kündigte Sigurdsson am Montag auf einer Pressekonferenz in Wetzlar an.
Seit in der Vorwoche durchsickerte, dass Sigurdsson eine Ausstiegsklausel zum 31. Dezember besitzt, wird heftig über die Zukunft des Europameistertrainers spekuliert. In welche Richtung der 43-Jährige tendiert, ließ er offen. „Ich habe derzeit kein Angebot auf dem Tisch“, sagte der Isländer. Als Indiz für einen Verbleib darf dies allerdings nicht gewertet werden.
Immerhin stellte Sigurdsson vor dem Start der DHB-Auswahl in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2018 mit den Spielen gegen Portugal am Mittwoch in Wetzlar und die Schweiz am Samstag in Zürich klar: „Das sind nicht meine letzten Länderspiele. Ich werde mit Sicherheit bei der Weltmeisterschaft dabei sein. Das steht absolut fest.“
In Frankreich wollen die Bad Boys im Januar 2017 nach dem EM-Triumph und Olympia-Bronze ihren nächsten Medaillen-Coup landen. Zunächst gilt die Konzentration aber dem Auftakt der EM-Ausscheidung gegen Portugal. „Das ist ein sehr wichtiges Spiel. Die Mannschaft muss von Beginn an hellwach sein, die Zuschauer auch. Ich will eine kochende Atmosphäre“, forderte Sigurdsson.
Sorgen, dass durch die Diskussion um seine Person Unruhe in der Mannschaft aufkommen könnte, macht er sich nicht. „Die Spieler kennen das Geschäft. Sie haben die selbe Situation immer wieder in ihren Vereinen. Bei mir ist das nichts anderes. Das wird keinen Einfluss auf die Spiele haben“, erklärte Sigurdsson.
Steffen Fäth, der im Portugal-Spiel an seine langjährige Wirkungsstätte zurückkehrt, sieht es ähnlich. „Im Endeffekt müssen die Beteiligten das selbst entscheiden. Wir Spieler müssen unsere Aufgaben erfüllen“, sagte der Rückraumspieler von den Füchsen Berlin. Und Kreisläufer Jannik Kohlbacher ergänzte: „Man konzentriert sich auf die kommenden Spiele. Über den Rest macht man sich keine Gedanken.“
Dennoch würde ein Abschied Sigurdssons eine tiefe Zäsur bedeuten. „Es wird nicht leicht, Dagur zu ersetzen, wenn er wirklich geht“, sagte Torwart Andreas Wolff. „Er hat der Mannschaft ein Gesicht und Charakter gegeben, eine echte Einheit geschaffen.“
Die ist auch gegen Portugal gefragt, denn die Südeuropäer sind längst keine Laufkundschaft mehr. Zudem gehen einige DHB-Stars angesichts der hohen Belastung auf dem Zahnfleisch. Rückraumschütze Fabian Wiede ist angeschlagen, Linksaußen Rune Dahmke musste wegen Problemen im Sprunggelenk ganz passen. Für ihn rückte der Magdeburger Matthias Musche ins Aufgebot. Sigurdsson ist dennoch optimistisch: „Wir werden alles für einen Sieg investieren.“ (dpa)