Champions League: Cristiano Ronaldos Mission droht zu scheitern
Der Portugiese sollte die lange internationale Durststrecke von Juventus Turin beenden. Doch gegen Atletico stehen die Italiener mit dem Rücken zur Wand.
Der Auftrag an Cristiano Ronaldo war eindeutig und fast so gewaltig wie das Selbstvertrauen des portugiesischen Weltfußballers. Als er im vergangenen Sommer in Turin ankam, kannte die Euphorie der Juventus-Fans keine Grenzen und vor dem Trainingszentrum wurde immer wieder ein Gesang angestimmt: „Oh Ronaldo, hol uns die Champions League!“
Beinahe acht Monate ist das her und der Auftrag droht krachend zu scheitern. Im Heimspiel gegen Atletico Madrid am Dienstag (21 Uhr, live bei Dazn) braucht Juve einen klaren Sieg, um nach dem 0:2 vor drei Wochen nicht schon im Achtelfinale des wichtigsten europäischen Klubwettbewerbs auszuscheiden. Bei negativem Ausgang wäre die Saison der Italiener praktisch gelaufen – und die Zukunft von Trainer Massimiliano Allegri unsicher. Zwar ist der achte Meistertitel in Folge bei 18 Punkten Vorsprung auf Neapel nur noch Formsache, nationale Erfolge animieren in Turin jedoch schon länger nicht mehr zu großen Feierlichkeiten. Erst recht nicht in der aktuellen Saison.
Mit der Verpflichtung des 34 Jahre alten Ronaldo sowie der Rückkehr von Leonardo Bonucci (31) hat der italienische Rekordmeister seine internationalen Ambitionen sehr deutlich gemacht. Der Klub hat viel Geld für erfahrene Spieler ausgegeben und dabei bewusst auf kurzfristigen Erfolg gesetzt. Seit 1996 wartet Juve nun schon auf einen Triumph in der Champions League und zwei Finalteilnahmen unter Allegri haben den Hunger, der zu einer Obsession zu werden droht, noch wachsen lassen.
Ronaldo hat gegen Atletico schon 22 Tore erzielt
Ronaldo sollte das letzte Puzzleteil sein in einer Entwicklung, die 2011 mit dem Amtsantritt von Antonio Conte begann und Juve sportlich sowie finanziell zurück in die kontinentale Elite geführt hat. Der Plan ist bisher nur teilweise aufgegangen. Während der Portugiese die Trikotverkäufe in neue Höhen katapultiert hat und in der Serie A regelmäßig trifft, hat er in seiner einstigen Domäne, der Champions League, erst ein Tor erzielt. Am Sonntag wandte sich Ronaldo mit einem Video an die zuletzt zerstrittene Fanszene. „Ich glaube daran. Wir können es schaffen, aber wir brauchen euch“, sagte er, schaute dabei allerdings nicht sonderlich überzeugt drein. Er sieht sich schließlich lieber in der Rolle des Helden als in der des Bittstellers.
Gegen die Mannschaft von Diego Simeone kann Juve aber alle Unterstützung gebrauchen. Atletico ist sicher nicht das beste Team im Wettbewerb, wahrscheinlich aber das unangenehmste. Ronaldo hat gegen die Spanier schon 22 Tore erzielt, ihn erwartet mit dem zuletzt angeschlagenen Diego Godin und José Gimenez jedoch eines der besten Innenverteidiger-Duos der Welt. Im Hinspiel machte Atletico seine Arbeit so gut, dass Ronaldo irgendwann genervt reagierte. Er hielt die offene Hand in Richtung der Gegner und wackelte mit seinen fünf Fingern – ein klarer Hinweis auf seine fünf Titelgewinne in der Champions League, zwei davon in Endspielen gegen Atletico. Um die Chance auf einen sechsten Triumph am Leben zu halten, muss er wie für Real Madrid in den entscheidenden Spielen glänzen. Denn seinen Auftrag kennt Cristiano Ronaldo nur zu gut.