zum Hauptinhalt
Eier, wir haben Eier! Cristiano Ronaldos Jubel nach dem 3:0 war eine Antwort auf die Geste von Atletico-Trainer Diego Simeone im Hinspiel.
© Antonio Calanni/AP/dpa

Ronaldo schießt Juve ins Viertelfinale: „Cristiano ist nicht von dieser Welt"

Nach seinem Hattrick beim 3:0 gegen Atletico Madrid ist Cristiano Ronaldo der gefeierte Mann bei Juventus Turin – und polarisiert mit seinem obszönen Jubel.

Als das kleine Wunder geschafft und Juventus Turin durch ein 3:0 (1:0) gegen Atletico Madrid doch noch ins Viertelfinale der Champions League eingezogen war, ließ der Mann des Tages seinen Emotionen freien Lauf. Mit beiden Händen griff sich Cristiano Ronaldo in den Schritt und es war nicht schwer zu erraten, wem der obszöne Jubel galt. Im Hinspiel hatte Atletico Madrids Trainer Diego Simeone das 2:0 seiner Mannschaft mit eben jener Geste gefeiert. Wir haben cojones, Eier, sollte das heißen. Und es war sehr schade, dass die Champions League nicht mehr im ZDF übertragen wird, denn dessen Experte Oliver Kahn hätte sicherlich seine Freude an dem machohaften Schlagabtausch zwischen Simeone und Ronaldo gehabt.

Dem Portugiesen gehörten nach seinem achten Dreierpack in Europas wichtigstem Vereinswettbewerb mal wieder die Schlagzeilen. Im Hinspiel war Ronaldo, der Atletico mit Real schon so viel Kummer bereitet hatte, vom Madrider Publikum noch verhöhnt worden, doch seine Reaktion ließ die Spanier verstummen. Ihren Traum vom Endspiel im eigenen Stadion zerstörte der Weltfußballer. „Der Zorn Gottes“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ am Mittwoch.

„Dafür hat Juve mich geholt“, sagte der Portugiese, der im vergangenen Sommer für 112 Millionen Euro vom im Achtelfinale kläglich gescheiterten Titelverteidiger Real Madrid gekommen war. „Ich hatte eine magische Nacht angekündigt – und es wurde eine magische Nacht. Nicht wegen meiner Tore, sondern für das gesamte Team. Das ist die Mentalität von Champions.“

Ronaldo soll Juve zum ersten Champions-League-Titel seit 1996 führen

In der Tat zeigten die Italiener eine fast perfekte Leistung. Im gesamten Spiel ließen sie keinen einzigen Schuss aufs Tor zu und kauften dem sonst so kampfstarken Atletico den Schneid ab. Trainer Massimiliano Allegri, der nach dem Hinspiel massiv in die Kritik geraten war, traf einige überraschende Entscheidungen – und die zahlten sich aus. Emre Can spielte auf ungewohnter Position rechts in der Dreierabwehrkette ausgezeichnet und Federico Bernadeschi, der Paulo Dybala auf die Bank verdrängt hatte, war an zwei Toren direkt beteiligt. Der Matchwinner war aber natürlich Ronaldo. „An Abenden wie diesen wird der Unterschied zwischen guten und Weltklasse-Spielern gemessen“, schrieb die Turiner Sportzeitung „Tuttosport“. „Die Champions League ist wieder das Wohnzimmer von Ronaldo.“

Mit seinen Treffern Nummer 122, 123 und 124 in der Champions League verwandelte Ronaldo das mit 40.000 Fans ausverkaufte Turiner Stadion am Dienstagabend in ein Tollhaus. Ronaldos Teamkollegen stimmten nach dem Abpfiff Lobeshymnen auf den 34 Jahre alten Ausnahmekönner an. „Er ist unglaublich. Wir sind glücklich, solch einen Spieler zu haben“, sagte Can. Und Abwehrchef Giorgio Chiellini stellte fest: „Cristiano ist nicht von dieser Welt. Er ist außergewöhnlich und macht den Unterschied.“

Selbst Atlético-Trainer Simeone zollte Ronaldo Respekt. „Er ist der Beste der Welt. Wir haben gelitten wie Juve im Hinspiel. Sie sind weiter, und das ist verdient“, sagte der Argentinier. Die Nachahmung seines anstößigen Jubels nahm Simeone locker. „Ich bin sicher, dass er die gleiche Intention hatte wie ich vor drei Wochen. Ihm ging es genau wie mir darum, Charakter zu zeigen.“

Simeone musste für seine obszöne Geste 20.000 Euro Strafe zahlen, an Geld mangelt es Ronaldo aber bekanntlich nicht. Über seinen Jubel wollte er danach dann auch gar nicht reden und blickte lieber nach vorn. Nach fünf Titeln in der Champions League – vier mit Real, einen mit Manchester United – will Ronaldo Juve zum ersten europäischen Triumph seit 1996 führen. „Dieses Ergebnis ist ein großer Push für die Zukunft. Unsere Reise ist noch nicht beendet.“ (Tsp/dpa)

Zur Startseite