1. FC Union Berlin: Cohen bedankt sich für Unterstützung nach antisemitischem Tweet
Die üble Twitter-Attacke gegen Ingolstadts Almog Cohen während eines Spiels beim 1. FC Union beschäftigt nicht nur den Fußball. Der Staatsschutz ermittelt.
Der antisemitische Hass-Beitrag im Internet gegen Ingolstadts Almog Cohen sorgt für Entsetzen über den deutschen Fußball hinaus. Nach der Attacke eines Twitter-Nutzers erhält der jüdische Profi, der seit neun Jahren in Deutschland lebt, breite Unterstützung. Der Deutsche Fußball-Bund forderte konsequentes Handeln gegen den Verfasser und schaltete den Kontrollausschuss ein, der 1. FC Union Berlin verurteilte jede Form von Diskriminierung. Auch in Israel und beim Internationalen Auschwitz-Komitee herrscht Bestürzung. Der Berliner Staatsschutz ermittelt.
„Vielen Dank für den großen Zuspruch in den vergangenen Stunden sowie die damit verbundene Unterstützung von allen Seiten“, schrieb der 30 Jahre alte Israeli Cohen am Samstagabend. „Als jüdischer Fußball-Profi in Deutschland möchte ich nur sagen: Ich bin sehr stolz auf meine Abstammung und darauf, mein Land in der 2. Bundesliga zu repräsentieren und den FC Ingolstadt 04 als Kapitän anzuführen.“
Nach seiner Roten Karte in der zweiten Halbzeit beim 0:2 bei Union war Cohen am Freitagabend via Twitter von einem User aufs Übelste beleidigt worden. „Diesen widerlichen, antisemitischen Tweet verurteilen wir in aller Schärfe und fordern, dass dem konsequent nachgegangen wird“, schrieb DFB-Vizepräsident Rainer Koch in einer Verbandsmitteilung vom Samstag. Zugleich teilte der Verband mit, dass sein Kontrollausschuss Ermittlungen aufnehmen werden.
Auch in Israel sorgte der Vorfall für Bestürzung. „Wir sind entsetzt über den antisemitischen Tweet“, sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums auf Anfrage. „Wir hoffen, dass die deutschen Behörden auf strengste Weise mit dieser Angelegenheit umgehen werden.“
Nachdem der Hass-Beitrag veröffentlicht worden war, hatte Union nach eigenen Angaben direkt die Polizei informiert und Anzeige erstattet. Diese habe Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt und den Tweet an den Staatsschutz weiter geleitet, sagte eine Polizeisprecherin.
Klubpräsident Zingler: "Ich schäme mich für solche Unioner"
Union bat seine Fans zudem um Unterstützung im Kampf gegen Diskriminierung. Es habe immer wieder Berichte über Fälle von rassistischen Übergriffen auf der Tribüne im Stadion An der Alten Försterei gegeben. Diese seien jedoch nur selten beim Ordnungsdienst gemeldet und angezeigt worden. „Ich schäme mich für solche Unioner. Wir werden alles daransetzen, sie zu isolieren und strafrechtlich verfolgen zu lassen“, sagte Vereinspräsident Dirk Zingler. „Union steht für humanistische und demokratische Werte. Wer diese nicht teilt, hat in unserem Verein und in unserem Stadion nichts verloren.“ Oliver Ruhnert äußerte sich am Samstag ebenfalls zu dem Vorfall. Idioten sterben nie aus. "Es entbehrt jeglicher Vorstellungskraft, so einen Scheiß zu verfassen", sagte Unions Manager. "Es ist schlimm, dass solche Dinge überhaupt im Gedankengut von Menschen existieren."
Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, erklärte, dass solche „Hassausbrüche“ keine Einzelfälle seien. „Sie triefen von Gewaltfantasien, Hass und Aggression und sind nicht nur für Überlebende des Holocaust gerade wegen ihres direkten Verweises auf die Gaskammern von Auschwitz ekelhaft und alarmierend“, teilte Heubner mit. Die Auschwitz-Überlebenden seien dem DFB und Union für die „schnelle und öffentliche Reaktion“ dankbar. (dpa,Tsp)