Eisschnelllauf-EM: Claudia Pechstein trainiert für die WM
Nach ihrem zweiten Rang im Weltcup will Claudia Pechstein nun in Heerenveen auch bei der EM auftrumpfen. Während für sie eine Medaille im Mehrkampf allerdings außer Reichweite ist, will Nico Ihle bei der EM-Premiere der Sprinter möglichst auf dem Podest landen.
Claudia Pechstein ließ es bei der Silvesterparty auf dem Berliner Müggelturm richtig krachen, Nico Ihle rutschte bei einer kleinen Fete mit Freunden und Familie eher beschaulich ins vorolympische Jahr. Gleich am ersten Wochenende des neuen Jahres wollen die beiden besten deutschen Eisschnellläufer nun im niederländischen Eis-Mekka Heerenveen ihr Können unter Beweis stellen.
Mit der Reformierung des EM-Programms wird es nun erstmals auch den Eissprintern möglich, um kontinentales Edelmetall zu kämpfen. „Es wird spannend, ich freue mich auf diese zusätzliche Chance mich mit den besten Männern des Kontinents zu messen“, sagte der 31-jährige Chemnitzer. „Ich habe mich Silvester bewusst ein wenig zurückgehalten, denn in Heerenveen soll eine Top-Platzierung herausspringen“, meinte der Weltcupsieger von Nagano.
Die Top Sechs hat er sich als Minimalziel gestellt. Damit es für ihn nach vierten Plätzen bei Olympia und den zurückliegenden zwei Sprint-Weltmeisterschaften zum ersten Edelmetall bei einer internationalen Meisterschaft reicht, werden seine Frau und die Töchter Emma (4 Jahre) und Maxi (7 Monate) dem Sachsen an der Thialf-Eisbahn die Daumen drücken. Sein Bruder Denny rundet das Familienfest der Ihles mit seinem Premierenstart ab.
Mit Bestzeiten in der Inzeller Arena und dem dritten nationalen Sprint-Titel in Serie hatte Ihle nach einer schwächeren Weltcupsaison im vorigen Winter vor dem Jahreswechsel erneut seine Fortschritte unterstrichen, die beim Weltcupsieg über 500 Meter in Nagano deutlich wurden.
Claudia Pechstein hat gute Chancen, bereitet sich aber gleichzeitig auf die WM im Februar vor
Noch mehr als für den Chemnitzer, der im Sommer rund fünf Kilo abspeckte und damit jetzt besser durch die Innenkurven kommt, sind die Europameisterschaften für Dauerbrennerin Claudia Pechstein eher eine Vorbereitung auf den Saison-Höhepunkt bei der Einzelstrecken-WM im Februar auf der Olympia-Bahn im südkoreanischen Gangneung. Sechs Wochen vor ihrem 45. Geburtstag erlebt die älteste Teilnehmerin der EM-Geschichte in der berühmtesten Eisschnelllauf-Arena der Welt ihre 21. Teilnahme an kontinentalen Meisterschaften.
Auf die insgesamt zwölfte EM-Medaille - bisher erkämpfte sie dreimal Gold, sechsmal Silber und zweimal Bronze sowie 18 Top-10-Platzierungen - schielt die Berliner Olympiasiegerin aber nicht. „Da mir die 500 Meter überhaupt nicht liegen, geht es für mich darum, das Finale über 5000 Meter zu erreichen. Dort will ich mindestens in die Top-Vier kommen“, gab sie als Devise aus. Angesichts ihres überraschenden zweiten Platzes auf ihrer Spezialstrecke beim Weltcup an gleicher Stelle Anfang Dezember mag das fast wie ein Understatement klingen. In 7:00,82 Minuten musste sie sich dort schließlich nur Olympiasiegerin und EM-Topfavoritin Martina Sablikova aus Tschechien geschlagen geben.
In der Mehrkampf-Konkurrenz der Herren sind die Deutschen nach dem Verzicht des Erfurters Patrick Beckert nicht vertreten, im Sprint-Vierkampf der Damen dürfte das Inzeller Duo Gabriele Hirschbichler und Roxanne Dufter chancenlos sein. Nicht dabei sind überraschend zwei prominente Russen: Der fünfmalige Sprintweltmeister Pawel Kulischnikow sagte wegen Leistenproblemen ebenso ab wie Langstrecklerin Natalja Woronina wegen Erkrankung. (dpa)
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