Claudia Pechstein läuft bis 2018: Im Schrank ist noch Platz für Medaillen
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein macht bis 2018 weiter – in einem neuen Team will sie sich auf die Spiele in Südkorea vorbereiten.
Ein alter Theatersaal in Berlin-Köpenick. Direkt an der Spree, Teil eines großen Gasthauses. Eine schöne „Location“, wie Ralf Grengel sagt. Der Sprecher von Claudia Pechstein sitzt neben Mathias Große, Lebensgefährte/Manager der besten deutschen Winter-Olympionikin der Geschichte. Hinter ihnen ein roter Vorhang. Die Eisschnellläuferin ist am Mittwochmorgen zunächst nicht im Saal. Gut für den Spannungsbogen, das mediale Interesse ist groß. Wäre ja möglich, dass Pechstein mit 44 Jahren verkündet, dass sie etwas anderes machen möchte, als im Eisoval zu laufen. Schließlich läuft der Termin unter der Überschrift „der neue Weg der Claudia Pechstein“.
Spannung. Erst Grengel, dann Große erzählen noch mal über den Kampf der jüngsten sieben Jahre. Mit Metaphern, Metaphern, Metaphern und Beben in der Stimme. Große sagt: „Stellen Sie sich vor, Sie haben keinen umgebracht, müssen aber beweisen, dass Sie keinen umgebracht haben.“ Pechstein und ihr Kampf gegen den (falschen) Verdacht ist immer noch im Gange. Die zweijährige Sperre durch den Weltverband ISU wegen angeblichen Blutdopings, wegen der sie Olympia 2010 verpasste und seine Folgen: Es ist längst bescheinigt, dass eine von ihrem Vater geerbte Blutanomalie ihre Werte zum Schwanken bringen und kein Dopingmittel. Der Kampf gegen die Ungerechtigkeit hat Kraft gekostet, war laut Große eigentlich nicht „überlebbar“. Aber jetzt ist der Fall beim Bundesgerichtshof, am 7. Juni wird das Urteil verkündet. Pechstein könnte eine hohe Entschädigung bekommen. Und wenn nicht? Dann wird weitergemacht, sagt Große. „Wir hören erst auf, wenn wir tot sind, oder gewonnen haben.“
Die lebende Eislauflegende ist noch nicht zu sehen. Nur noch sieben Minuten seien es, bevor der neue Lebensweg der Claudia Pechstein verkündet werde, heißt es vor dem Vorhang. Spannung.
Das neue Team von Claudia Pechstein heißt "The Internationals"
Dann. Der Vorhang lüftet sich. Fünf Menschen in Trainingsanzügen stehen auf der Bühne. In der Mitte, ja die Pechstein. Sie sagt: „Ich glaube, viele haben gedacht, ich würde heute das Ende meiner Laufbahn bekannt geben.“ Nee, natürlich nicht. Denn jetzt geht es richtig los. Die fünfmalige olympische Goldmedaillengewinnerin will sich nach den Winterspielen 2018 die Medaillen „in den Schrank“ hängen, die sie in Vancouver 2010 nicht holen durfte und in Sotschi 2014 knapp verpasste. Angeführt von US-Eisschnelllauflegende Peter Mueller als Trainer und drei jungen Läufern aus Ungarn, Japan und Norwegen geht sie das olympische Projekt in einer internationalen Trainingsgruppe an. Das „Team Pechstein“ trägt den Untertitel „The Internationals“.
Klingt wie der Name einer Ska-Band aus den Achtzigern. Aber die Pechstein-Combo will nicht spielen, sondern schnell laufen. Und so gut wie die Pechstein noch drauf ist auf dem Eis, kann 2018 viel passieren in Pyeongchang. Wenn es nicht klappt, sagt Claudia Pechstein, bliebe ja Olympia 2022. Sie sagt es lächelnd. Ein Scherz?
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