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Seltene Freude: Christopher Trimmel ist bei Union bisher nicht als Torjäger bekannt.
© imago/kolbert-press

1. FC Union: Christopher Trimmel: Ein Volltreffer zur richtigen Zeit

Der österreichische Rechtsverteidiger schießt Union Berlin mit einem Traumtor zum Auftaktsieg beim FC Ingolstadt. Es ist erst sein zweiter Treffer für den Zweitligisten.

Christopher Trimmel stand beseelt in den Katakomben des Sportparks des FC Ingolstadt. Der Abwehrspieler des Zweitligisten 1. FC Union durfte das auch sein. Schließlich hatte der 30 Jahre alte Österreicher in der 59. Minute im Duell zweier vermeintlicher Aufstiegsanwärter den entscheidenden Treffer für die Unioner erzielt. Und das Tor des Tages war keinesfalls ein gewöhnlicher Treffer.

Trimmel köpfte den Ball am Samstagnachmittag nicht ein, wie das Verteidiger bisweilen tun, wenn sie bei Standardsituationen im gegnerischen Strafraum auftauchen. Der frühere Nationalspieler staubte auch nicht aus wenigen Metern ab. Nein, Trimmel traf im Stil eines begnadeten Offensivspielers. Nach einem Einwurf von Kristian Pedersen und einer Kopfballverlängerung von Sebastian Polter drosch er die kurz zuvor auftippende Kugel von der Strafraumgrenze ins rechte obere Eck. „Da fange ich nicht irgendwie an, mit der Innenseite zu schießen. Wenn er drüber geht, geht er drüber“, sagte Trimmel. „Der Ball ist nicht schön flach gekommen. Von daher ist man schon froh, wenn man gut trifft und sieht, dass er rein geht.“

Als sein strammer Volley hinter dem Ingolstädter Torwart Martin Hansen einschlug, gab es für Trimmel kein Halten mehr. Sein Torjubel fiel spontan unorthodox aus. Erst brüllte Trimmel die Freude heraus, dann rannte er auf den rund 25 Meter entfernten Block mit den 1000 Unioner Fans zu. Nachdem Trimmel freiwillig zu Boden gegangen war, wurde er von seinen Mitspielern rasch umringt.

Die sind Torerfolge von Trimmel nicht gewöhnt, schon gar nicht in dieser Attraktivität. „Es gehört in meiner Karriere schon zu meinen Top-Drei-Toren. Ich hoffe, dass ich mein Pulver noch nicht verschossen habe“, sagte Trimmel. „Selbstvertrauen benötige ich nicht unbedingt.“ So ein Tor tue aber jedem Spieler gut, das gelte natürlich auch für Verteidiger. Viel wichtiger sei jedoch der Auftaktsieg in der Zweiten Liga.

Sein bisher einziges Pflichtspieltor für Union liegt mehr als ein Jahr zurück. Am 5. März 2016 hatte er in der Nachspielzeit gegen den späteren Absteiger FSV Frankfurt zum 4:0-Endstand getroffen. Dem wuchtigen Schuss vom Ingolstadt ist weitaus größere Bedeutung beizumessen. Von einem Ausrufezeihen Unions am ersten Spieltag wollte Trimmel aber nicht sprechen. „Wir haben in Ingolstadt gut dagegen gehalten und gewonnen. Das nehmen wir sicher mit. Aber in den ersten 20, 25 Minuten hatten wir schon Probleme“, sagte Trimmel. Nach dem 1:0 hätte die Mannschaft die größer werdenden Räume in einigen Situationen allerdings besser nutzen müssen. Schon am Freitag im Heimspiel gegen Aufsteiger Holstein Kiel soll nachgelegt werden. In dieser Partie ist Union im Gegensatz zum Auftritt in Ingolstadt klarer Favorit. Einen hohen Sieg erwartet Trimmel aber nicht. Es werde eine schwierige Partie.

Für Trimmel selbst läuft es in diesem Jahr sportlich und privat. In der Sommerpause heiratete er Partnerin Arnela. Im Gegensatz zum ehemaligen Kapitän Benjamin Kessel, der zum Ligakonkurrenten 1. FC Kaiserslautern wechselte, wurde Trimmels Vertrag bei Union verlängert. Bis 2019 hofft er, in die Bundesliga aufzusteigen. Aktuell ist Trimmel unabhängig von seinem Traumtor quasi unersetzlich.

Es gibt für ihn keinen Ersatzmann. Deshalb wurde am Sonntag beim Training erneut Rechtsverteidiger Matthias Stingl getestet, der bis vor kurzem noch in der U 19 des FC Bayern München spielte. Ein weiterer Proband gesellte sich dazu. Offensivmann Felicio Brown Forbes kickte zuletzt beim russischen Erstligisten Antschi Machatschkala.

Sein Trikot vom Samstag kann sich Trimmel übrigens nicht zu Hause einrahmen. Das kassierte Pressesprecher Christian Arbeit gleich nach dem Abpfiff ein. Es wird zugunsten der Vereinskasse versteigert.

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