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Neuer Bundestrainer? Christof Kreutzer.
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Nachfolger von Bundestrainer Marco Sturm: Christof und Daniel Kreutzer: Zwei Brüder für ein Land?

Beim Deutschland Cup läuft die Suche nach dem Nachfolger von Marco Sturm. Christof und Daniel Kreutzer sind Kandidaten für das Amt als Eishockey-Bundestrainer.

Als Christian Ehrhoff am späten Freitagabend vor ein Fernsehmikrofon gezerrt wurde, wirkte der einstige Eishockeyprofi darüber nicht gerade erfreut. Der Deutschland Cup findet dieser Tage in Krefeld statt, und da wohnt Ehrhoff um die Ecke. Somit schaute sich der erst im April zurückgetretenen Verteidiger die Spiele der einstigen Kollegen an. Aber wenn ein Ehrhoff schon da ist, bekommt er natürlich auch die Bundestrainerfrage gestellt – weswegen er so unglücklich dreinschaute. Der ehemalige Nationalspieler sagte: Nein, so ein Amt komme für ihn erst einmal nicht in Frage. Er habe schließlich noch keine Erfahrung als Trainer und genieße nach zwei Jahrzehnten Profisport nun erst einmal die freien Wochenenden mit der Familie.

Seitdem bekannt ist, dass Marco Sturm den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) verlässt und schon am Montag in die USA fliegt, um bei den Los Angeles Kings als Co-Trainer zu arbeiten, ist die öffentliche Suche nach einem Nachfolger in vollem Gange. Der DEB hat bekanntgegeben, dass es ein deutscher Trainer sein soll. Womit sich wiederum der Kandidatenkreis einengt. Bestenfalls sollte es sogar ein deutscher Trainer sein, der gute Kontakte in die National Hockey League (NHL) hat, so wie etwa Sturms Vorgänger Uwe Krupp und eben Sturm selbst. Damit die deutschen Spieler, die in der besten Liga der Welt spielen, auch kommen, wenn der Bundestrainer ruft. Und nicht alle lustlos ihre Teilnahme an einer WM absagen, weil sie den Bundestrainer nicht ernst nehmen oder kaum kennen – so geschehen bei Sturms Vorgänger Pat Cortina. Also war es logisch, dass Ehrhoff gefragt wurde, der war mit 862 Spielen in der NHL so oft auf dem Eis wie kein anderer deutscher Verteidiger und kennt die dort beschäftigten deutschen Stars wie Leon Draisaitl oder Tobias Rieder.

Die deutsche Mannschaft holte auch im zweiten Turnierspiel gegen die Schweiz nur einen Punkt

Einen anderen mit einem Profil wie Ehrhoff hat gibt es nicht, womit sich der Kreis der Kandidaten verkleinert. Dass Pavel Gross und oder Harold Kreis nun ins Spiel kommen, ist verständlich und unwahrscheinlich – die beiden erfahrenen Trainer haben Verträge in Mannheim und Düsseldorf und werden ihre guten Jobs kaum für das Amt des Bundestrainers aufgeben, zumal das wackelig ist: Marco Sturm hinterlässt mit dem Gewinn der olympische Silbermedaille ein schweres Erbe, da kann ein Trainer eigentlich nicht gewinnen. Auch wenn DEB-Präsident Franz Reindl einen Übergangstrainer aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht ausschloss.

Wieder nur ein Punkt. Der Münchner Boyle (vorn) im Spiel die Schweiz, das die Deutschen 3:4 nach Penaltyschießen verloren.
Wieder nur ein Punkt. Der Münchner Boyle (vorn) im Spiel die Schweiz, das die Deutschen 3:4 nach Penaltyschießen verloren.
© dpa

Dabei liegt die Lösung womöglich ganz nah beim Deutschland Cup – räumlich gesehen. Christof Kreutzer, ein gebürtiger Krefelder, könnte das Amt des Bundestrainers übernehmen. Aktuell ist der einstige Trainer der DEG, 2016 Trainer des Jahres in der DEL, beim Zweitligisten Bad Nauheim unter Vertrag. Kreutzer hat in Düsseldorf einigen jungen Spielern zum Durchbruch verholfen – wie etwa den Niederberger-Brüdern Mathias und Leon oder auch Bernd Ebner. Der ist wie Torwart Mathias Niederberger auch beim Deutschland Cup. Beim zweiten Turnierspiel am Sonnabend gegen die Schweiz (Deutschland verlor es 3:4 (1:0, 1:2, 2:0/0:1) nach Penaltyschießen) stand allerdings Danny aus den Birken (München) im Tor. Im ersten Turnierspiel hatten die Deutschen 3:4 nach Verlängerung gegen Russland verloren. Die Russen siegen 2:1 (1:1, 0:0, 1:0)  gegen die Slowakei und spielen somit am Sonntag gegen die Schweiz um den Turniersieg, die Deutschen haben damit keine Chance mehr auf den ersten Platz beim Deutschland Cup. Am Sonntag spielen sie zum Abschluss gegen die Slowakei (14.30 Uhr, live auf Sport 1).

Auch Christof Kreutzers Bruder Daniel, langjähriger Nationalspieler, war im Krefelder Stadion. Er könnte seinem Bruder künftig assistieren. Beide hätten zumindest einen guten Draht zu den deutschen Spielern. Sicher wird Franz Reindl mit ihnen Gespräche führen. Zwar sagte der DEB-Präsident am Rande des Deutschland Cups, dass sich die Entscheidung für einen neuen Trainer hinziehen werde („Wir haben keinen Zeitdruck“). Doch das darf nicht irritieren. Denn: Bislang scheinen sie beim Verband nicht nur keinen Zeitdruck, sondern auch keinen rechten Plan zu haben.

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