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Urgestein. Verteidiger Christof Köhne (rechts) spielt seit fünf Jahren für den BFC Dynamo und bestreitet am Donnerstag das letzte Spiel seiner Karriere.
© imago/Sebastian Wells

Berliner Pokalfinale: Christof Köhne feiert Abschied auf großer Bühne

Zum Finale zwischen Viktoria 89 und BFC Dynamo werden am Donnerstag 7000 Zuschauer im Jahn-Sportpark erwartet. Es ist das letzte Spiel in der Karriere von Dynamos Urgestein Köhne.

Vielleicht sollte seine Mannschaft nur noch alle zwei Jahre antreten, sagt Christof Köhne und lacht. Im Fußball ist Aberglaube weit verbreitet. Manche Spieler betreten den Rasen zuerst mit einem bestimmten Fuß, andere ziehen stets die Glücks-Boxershorts an – und der BFC Dynamo gewinnt den Berliner Pokal nur in ungeraden Jahren. 1999, 2011, 2013, zuletzt 2015. Und nun 2017? „Das ist schon ein gutes Omen“, sagt Köhne.

Der Abwehrspieler ist mittlerweile das Urgestein beim Regionalligisten. Seit 2012 spielt Köhne für den ehemaligen DDR-Serienmeister. 2013 stand er beim Pokalsieg gegen Lichtenberg 47 auf dem Platz, vor zwei Jahren fiel er mit einem Kreuzbandriss aus und humpelte auf Krücken zur Siegerehrung. Am Donnerstag will Köhne seine Karriere mit dem dritten Triumph im Landespokal beenden. Im Jahn-Sportpark spielt der BFC im Endspiel gegen den Ligarivalen FC Viktoria 89 (17 Uhr, ARD und rbb-online.de). „Das wird etwas ganz Besonderes für mich. Das allerletzte Spiel auf Leistungsniveau und dann im Pokalfinale. Besser geht’s nicht“, sagt Köhne.

Mit 28 Jahren ist er noch im besten Fußballeralter, nach einigen Verletzungen und vielen Entbehrungen kehrt der Vermessungstechniker nach dem Saisonende aber in seinen erlernten Beruf zurück. „Ich will im Vollbesitz meiner Kräfte aufhören“, sagt Köhne.

Die letzte Spielzeit seiner Karriere verlief bisher durchwachsen – sowohl für ihn selbst als auch für die Mannschaft. Nach Platz vier in der Vorsaison landete der BFC in der Regionalliga Nordost nur auf Rang 15, hinter Mannschaften wie dem FC Schönberg und Union Fürstenwalde. „Das haben wir uns natürlich anders vorgestellt, der Umbruch vor der Saison war aber auch sehr groß“, sagt Köhne. Langjährige Leistungsträger wie Björn Brunnemann und Christian Preiß verließen die Hohenschönhauser, dafür kamen fast nur talentierte, aber noch sehr unerfahrene Spieler. Die Mannschaft wurde deutlich verjüngt, das machte sich in vielen Phasen der Saison jedoch auch negativ bemerkbar. „Wir haben an Rückschlägen zu lange geknabbert, mit einem Sieg im Pokal können wir aber viele Dinge wieder geraderücken“, sagt Köhne.

Trainer René Rydlewicz verteidigt seine Spieler gegen Kritik von außen. Die Mannschaft sei mit einem Schnitt von 22,8 Jahren die drittjüngste der Liga, sagte der ehemalige Profi der „Fußball-Woche“. „Wir wussten schon im Sommer, dass es eine andere Saison wird.“ Ein paar Punkte mehr haben sie beim BFC aber sicher erwartet.

Dynamo hat schon Elfmeterschießen trainiert

Nimmt man die Regionalliga-Tabelle als Maßstab ist Viktoria 89 klarer Favorit. Der Fusionsverein aus Lichterfelde und Tempelhof spielt die erfolgreichste Saison seit Jahren und ist als Vierter erstmals die Nummer drei in Berlin hinter Hertha und Union. „Viktoria hat eine sehr erfahrene Mannschaft, aber ich erwarte ein ganz enges Spiel“, sagt Rydlewicz. Auch Köhne rechnet mit einem Duell auf Augenhöhe. „Die Chancen stehen 50 zu 50. Alles was vorher war, ist Bockwurst“, sagt der Verteidiger.

Der Blick auf die letzten direkten Duelle deutet ebenfalls auf ein spannendes Finale hin. Nach einem 1:1 im Hinspiel siegte der BFC vor fünf Wochen, ebenfalls im Jahn-Sportpark, 1:0. Im Pokal entschieden sich die letzten Aufeinandertreffen im Halbfinale 2013 und 2014 jeweils erst im Elfmeterschießen – einmal siegte der BFC, einmal Viktoria. Diese Statistik kennt natürlich auch Rydlewicz. „Wir haben in letzter Zeit am Ende des Trainings immer mal wieder ein paar Elfmeter rangehängt. Für das Gefühl kann das nicht schaden“, sagt der Trainer. Wirklich simulieren könne man den Druck eines Finales aber nicht. Schließlich geht es um viel – neben dem prestigeträchtigen Landespokal auch um den Einzug in den DFB-Pokal und viel Geld.

Zumal die große Kulisse für die meisten jungen Spieler ungewohnt sein wird. Der Berliner Fußball-Verband erwartet zwischen 6000 und 7000 Zuschauern. Das scheint durchaus realistisch. Beim letzten Pokalfinale mit Dynamo-Beteiligung wurde mit 6914 Zuschauern ein Rekord aufgestellt. Dazu kommt die gesteigerte Medienpräsenz im Rahmen des vom Deutschen Fußball-Bund vor einem Jahr ins Leben gerufenen „Finaltag der Amateure“ mit einer Fernsehkonferenz von 19 Landespokalendspielen in der ARD. Die Nerven der Spieler werden daher sicherlich eine große Rolle spielen – und das nicht nur in einem eventuellen Elfmeterschießen.

Für Christof Köhne dürfte das kein Problem sein. Er spielte 2013 im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart und hat in seiner Karriere schon viel erlebt. „Ich habe für Magdeburg und den BFC gespielt, das sind echte Traditionsvereine und für mich eine große Nummer“, sagt Köhne. Das wäre auch ein dritter Triumph im Berliner Pokal. Nach dem Gesetz der Serie kann eigentlich nichts schiefgehen.

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