Nordische Kombination: Johannes Rydzek krönt sich mit dem WM-Titel
Johannes Rydzek gewinnt überraschend in Falun den WM-Titel in der Nordischen Kombination. Eric Frenzel enttäuscht nach zwischenzeitlicher Führung mit Platz vier.
Johannes Rydzek riss nach dem Gold-Coup die Arme in den sonnenüberfluteten Abendhimmel von Falun und schrie seine Freude heraus. Mit dem Sieg im ersten Wettbewerb der Nordischen Kombination bescherte der Oberstdorfer dem deutschen Team am zweiten Tag der Nordischen Skiweltmeisterschaften den ersten Titel. Erster Gratulant im Ziel am Freitag war Olympiasieger Eric Frenzel, der als Vierter diesmal leer ausgegangen war.
Nur Minuten später übermannten Rydzek die Emotionen noch einmal. Bei der Blumenzeremonie musste er sich eine Träne aus dem Gesicht wischen, ehe er die Deutschland-Fahne ausgelassen schwenkte. Das gesamte deutsche Kombinierer-Team stand dabei und feierte den Überraschungs-Weltmeister, der gleich für zwei Jubiläen sorgte: Es war das zehnte deutsche WM-Gold der Kombinierer bei Wettbewerben von der Normalschanze und die insgesamt 20. Medaille in diesem Wettkampf.
„Ich habe versucht, meine Chance zu nutzen. Ich bin am letzten Berg davon gesprungen, genauso wie wir es am Dienstag im Training geübt hatten“, sagte Rydzek. Schon auf der Schanze hatte er mit 93 Metern und Rang fünf den Grundstein gelegt. „Es war der beste Sprung von ihm im ganzen Winter“, lobte Bundestrainer Hermann Weinbuch und hob das taktische Geschick des Allgäuers hervor. „Er hat alles richtig gemacht. Er hat am Anfang nicht das Tempo für die anderen gemacht und später zur richtigen Zeit Verantwortung übernommen. Er ist ein verdienter Weltmeister“, sagte der Erfolgscoach.
Der Tag hatte mit einer Geduldsprobe begonnen. Stürmische Winde sorgten immer wieder dafür, dass das Springen verschoben werden musste. Schließlich begann der Wettkampf mit dreieinhalbstündiger Verspätung. Eric Frenzel gewann mit der Tagesbestweite von 99 Metern und ging mit 21 Sekunden Vorsprung in die Loipe. Am Ende musste sich der Olympiasieger aber mit Platz vier begnügen.
„Ich tu mich generell schwer, wenn der Schnee so tief ist wie hier.
Ich hatte zum Schluss nicht mehr so viel zum Zusetzen wie erhofft“, sagte Frenzel. Dafür sprang Rydzek in die Bresche. Er beteiligte sich in seiner starken Gruppe nicht an der Jagd auf Frenzel, sondern sparte Kräfte. In der letzten Runde hielt er sich lange zurück, beobachtete die Konkurrenten, von denen der Italiener Alessandro Pittin den stärksten Eindruck machte und die vorentscheidende Attacke setzte. Die konnte nur Rydzek parieren.
„Als ich mit ein paar Metern Vorsprung auf die Zielgeraden ging, wusste ich, dass es reichen könnte. Aber ich habe alles aus mir rausgeholt, weil ich diese Chance nicht verspielen wollte“, bemerkte der 23-Jährige, wohl auch in Erinnerung an die Olympischen Spiele vor einem Jahr in Sotschi. Da blieb er im Einzel nach einem Rempler mit Fabian Rießle medaillenlos. „Wahrscheinlich bekommt man doch im Leben noch eine zweite Chance“, sagte Weinbuch.
Er verordnete seinen Jungs, die neben Rydzek und Frenzel mit den Plätzen neun für Rießle und 20 für Edelmann ein sehr gutes Gesamtergebnis lieferte, nur eine kleine Feier. „Wir wollen mehr“, betonte Weinbuch mit Blick auf den Team-Wettbewerb am Sonntag. „Wir müssen die Jungs heiß machen, damit sie gierig bleiben. Mit dem Weltmeister im Rücken wollen wir nun mit der nötigen Lockerheit und Angriffslust auch da den Titel holen.“ Das gelang deutschen Kombinierern seit 1987 nicht mehr. (dpa)
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