Debatte über Impfungen im Sport: Bundesligafußballer sollten nicht die Letzten sein
Keine Blase schützt vor dem Coronavirus. Auch nicht im Profifußball. Deswegen macht eine zügige Impfung Sinn. Ein Kommentar.
Der Profifußball werde sich beim Impfen artig hinten anstellen, sagt der Kölner Manager Horst Heldt und gibt damit die Meinung vieler in der Branche wieder. Das klingt nobel, oder auch gönnerhaft. Wäre ja noch schöner, wenn sich die wohl privilegierteste Berufsgruppe im Veranstaltungsbereich hier nach vorne drängeln würde. Zumal die Kicker wahrlich nicht zur Risikogruppe zählen.
Und dennoch sollte man mit dem Impfen im Profifußball nicht allzu lange warten. Die Politik hat dem Druck der Klubs und vielleicht auch dem gesellschaftlichen Verlangen nach Bundesligafußball nachgegeben und den Spielbetrieb auch in finstersten Coronazeiten erlaubt. Das kann man durchaus kritisieren, aber offenbar soll daran nicht gerüttelt werden.
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Nun stehen täglich im Training und wöchentlich bei den Spielen viele Menschen in den drei Profiligen in engstem Kontakt. Die Deutsche Fußball Liga spricht gerne von einer Blase, in der sich der Profifußball befindet. Aber Ansteckungen, das haben die vergangenen Monate gezeigt, sind unvermeidlich. Und nicht nur einmal drängte sich der Gedanke auf, dass die Teams es mit den Quarantäneverordnungen vielleicht doch nicht so streng genommen haben, weil sie konkurrenzfähig bleiben wollten.
Wenn also der ganze Zirkus schon stattfindet, dann macht es aus epidemiologischer Sicht großen Sinn, dass sich die kompletten Abteilungen des aktiven Fußballprofibetriebs zügig impfen lassen. Nicht vor den Alten, den Risikogruppen sowie dem Pflege- und dem medizinischen Personal. Aber schnell danach. Viele dürfte die erneute Vorrangstellung der Fußballer stören. Aber vielleicht kann man es so sehen: Der Bundesligafußball gaukelt trotz leerer Stadien Normalität vor. Für viele Menschen ist das in diesen Zeiten eine Menge wert.
Martin Einsiedler