CEV-Cup gegen Surgut: BR Volleys gewinnen Finalhinspiel 3:2
Die BR Volleys haben das Hinspiel im CEV-Pokalfinale gegen das russische Team aus Surgut 3:2 gewonnen. Am Samstag kommt es in Sibirien zum Rückspiel.
Kaweh Niroomand war auch nach dem Spiel noch überwältigt von der Physis des Gegners. „Das Kreuz von diesem Kostyantin Bakun, das ist der Wahnsinn“, sagte der Manager der BR Volleys. Ein bisschen erinnerte das Setting am Dienstagabend in der Berliner Max-Schmeling-Halle an die politisch-ideologisch aufgeladenen US-Sportfilme aus den Achtziger Jahren. Hier die Russen, muskelbepackt und finster dreinblickend, und dort die andere Seite aus dem Westen, schmächtiger, zerbrechlicher und deswegen irgendwie freundlicher wirkend. Der Stärkere muss aber im Sport und schon gleich gar nicht im Volleyball immer der Bessere sein. Die Schlakse der BR Volleys jedenfalls gewannen das Hinspiel des CEV-Pokalfinales gegen das russische Team aus Surgut mit 3:2 (28:26, 16:25, 25:17, 20:25, 15:11).
Nun müssen die BR Volleys am Samstag (15 Uhr deutscher Zeit) im westsibirischen Surgut bestehen, um den ersten europäischen Pokalsieg der Vereinshistorie zu erreichen. Die Berliner müssen dort mindestens zwei Sätze für sich entscheiden, um zumindest den sogenannten Golden Set, den Entscheidungssatz, zu erreichen. Das dürfte allerdings ein schwieriges Unterfangen werden, zumal die Mannschaft von Surgut für ihre Heimstärke bekannt ist. „Das wird natürlich kein Spaziergang. Aber das war uns schon vorher klar“, sagte Niroomand.
Lotman brachte die Volleys zurück ins Spiel
Im ersten Satz wirkten die Volleys über ausgedehnte Phasen beeindruckt von dem kraftvollen Spiel der Gäste. Die Mannschaft von Trainer Roberto Serniotti lag schon 14:18 in Rückstand, ehe Paul Lotman die Volleys mit einer Aufschlagserie zurück ins Spiel brachte. Plötzlich hatten die Volleys ihre Scheu vor den physisch übermächtigen Gegnern abgelegt und entschieden den Satz noch mit 28:26 für sich.
Den Volleys war im Vorfeld der Begegnung natürlich klar gewesen, dass die Russen zwei der weltbesten Spieler in ihren Reihen haben und dass diese beiden, der elegante Zuspieler Aleksa Brdjovic sowie der brachiale Bakun, Spiele auch zu zweit entscheiden können. Und manchmal, wenn die Qualität zweier Spieler derart ausgeprägt ist wie in diesem Fall, hilft selbst das Wissen darum nur wenig. Brdjovic suchte immer wieder den Diagonalangreifer Bakun und der schlug den Ball mit Wucht und Präzision meist vorbei an den Händen der Volleys. So dauerte es gerade einmal 24 Minuten, ehe der zweite Durchgang mit 25:16 an die vom Erdgasriesen Gazprom gesponserte Russen ging.
Volleys haben Spaß am Krimi
Aber als die knapp 6000 Zuschauer schon Zweifel bekamen, ob die Russen nicht vielleicht doch eine Nummer zu groß sein könnten für die Volleys, spielten diese einen grandiosen dritten Satz. Volleys-Zuspieler Tsimafei Zhukouski streute seine Bälle geschickt, plötzlich punkteten auch die bis dahin blass gebliebenen Nicolas Le Goff oder Felix Fischer. Hinzu kam, dass Brdjovic auf einmal vermehrt im Zuspiel patzte und die Volleys sich langsam auf den brachialen Bakun eingestellt hatten. Der überragende Carroll war es dann, der den dritten Satz mit einem Ass zum 25:17 abschloss.
Dieser dritte Satz dürfte einer der besten in der gesamten Volleys-Saison gewesen sein, und er war auch ein Fanal dafür, dass die Volleys nicht nur auf einer Augenhöhe mit dem scheinbar übermächtigen russischen Gegner sind, sondern spielerisch vielleicht sogar über mehr Möglichkeiten verfügen. Im vierten Satz schien sich über lange Zeit das variantenreiche Spiel der Berliner durchzusetzen. Gegen Ende aber kam Surgut immer besser auf und die Kräfte der Volleys schienen zu schwinden. Nach langer Führung erzwangen die Gäste doch noch den entscheidenden fünften Satz. Die Volleys hatten in dieser Spielzeit schon häufig gezeigt, dass sie Spaß am Krimi haben, weil sie ihn häufig für sich entscheiden. Und das war dieses Mal nicht anders, getragen von den begeisterten Zuschauern setzten sie sich mit 15:11 durch.
Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter: