Champions League: Gladbach unterliegt Barcelona 1:2: Borussia Mönchengladbach: Viel Applaus, keine Punkte
In ihrem "Spiel des Jahrhunderts" verkaufen sich die Mönchengladbacher achtbar gegen den FC Barcelona und gehen sogar in Führung. Am Ende steht eine 1:2-Niederlage.
Der Ball rollte über die Seitenlinie - lauter Jubel. Ibrahima Traoré drosch den Ball auf die Ränge - ein Aufschrei vor Glück. Verteidigen kann so schön sein. Die Fans von Borussia Mönchengladbach konnten sich beim Champions-League-Spiel gegen die Übermannschaft vom FC Barcelona auch an den kleinen Dingen erfreuen - nachdem sie lange auf das ganz große Ding hatten hoffen dürfen. Bis Mitte der zweiten Halbzeit führte ihre Mannschaft im ausverkauften Borussia-Park 1:0, dann drehten die Gäste mit zwei Toren binnen zehn Minuten das Spiel. Bis zum Ende blieb es beim 1:2 (1:0).
Lange Zeit hatte sich Barça im Spiel gegen den Ball erstaunlich gnädig gezeigt. Aber meistens spielten sie ohnehin mit dem Ball, weil die Borussen den Spaniern die Initiative überließen und auf Konter lauerten. Trainer Andre Schubert hatte von seinen Spielern „den Mut, gegen diese Mannschaft Fußball zu spielen“ eingefordert. Zumindest boten sie, angefeuert von ihrem dankbaren Publikum, eine starke kämpferische Leistung.
Als „Spiel des Jahrhunderts“ war die Begegnung in und um Mönchengladbach angekündigt worden. Da dessen erstes Jahrzehnt für die Gladbacher in der Regel aus Abstiegskampf bestanden und auch Ligaspiele gegen den Chemnitzer FC und den SV Wehen Wiesbaden bereitgehalten hatte, handelte es sich vermutlich wirklich um das größte Spiel der Gladbacher Neuzeit, die im Mai 2011 mit der erfolgreichen Relegation gegen den VfL Bochum begonnen hat.
An das Tor von Igor de Camargo denken die Fans der Borussia noch heute mit Gänsehaut zurück, mit dem Treffer von Thorgan Hazard gegen den FC Barcelona und den gebürtigen Gladbacher Marc-André ter Stegen zehn Minuten vor der Pause dürfte es künftig ähnlich sein. Das 1:0 entsprang einem perfekten Konter. Mahmoud Dahoud entwand Sergio Busquets im Mittelkreis den Ball, über den starken Raffael landete der Ball erneut bei Dahoud, und dessen perfektes Zuspiel musste Hazard nur noch über die Linie bringen. Ter Stegen, der bei seiner Rückkehr mit herzlichem Beifall empfangen worden war, hatte bis dahin kein einziges Mal eingreifen müssen.
Zumindest im Fach Effizienz waren die Gladbacher in der ersten Hälfte damit deutlich überlegen. Alle drei Stürmer der Gäste hatten vor Hazards 1:0 je eine große Chance vergeben. Neymar schoss Borussias Torhüter Yann Sommer den Ball direkt in die Arme, Luis Suarez verfehlte das Tor deutlich und Pablo Alcacer, der den verletzten Lionel Messi ersetzte, ließ sich den Ball noch von Julian Korb vom Fuß spitzeln, als er das leere Tor vor sich hatte. Im ersten Gruppenspiel bei Manchester City (0:4) hatten die Gladbacher noch hoffnungslos überfordert gewirkt. Diesmal behaupteten sie sich besser, sie waren energischer in den Zweikämpfen, gedanken- und handlungsschneller. Trotzdem kamen die Spanier immer wieder zu Möglichkeiten, auch weil die Abstimmung in Borussia Dreierkette nicht immer perfekt funktionierte. Ivan Rakitic scheiterte mit einem Distanzschuss an Sommer, und noch vor der Pause verhinderte Borussias Torhüter mit einem glänzenden Reflex gegen Suarez den Ausgleich.
Nach der Pause trat der FC Barcelona forscher auf, Gladbach zog sich noch weiter zurück. Dazu musste Raffael, gerade nach einer Adduktorenverletzung zurückgekehrt und in der ersten Halbzeit einer der Besten bei Borussia, schon wenige Minuten nach der Pause ausgewechselt werden. Bis Mitte der zweiten Halbzeit hielten die Gladbacher dem Druck stand, dann eroberten die Gäste tief in Borussias Hälfte den Ball, Arda Turan, kurz zuvor eingewechselt, reagierte etwas schneller als Nico Elvedi und traf aus spitzem Winkel unter die Latte zum 1:1-Ausgleich.
Und es kam noch schlimmer für die tapferen Borussen: Nach einer Ecke kam Suarez am Strafraum frei zum Schuss, Sommer ließ den Ball vor die Füße von Gerard Piqué prallen, und der vollendete zum 2:1. Der Ball lag noch nicht wieder am Anstoßkreis, da begannen Borussias Fans, ihrem Team zu applaudieren.