Mario Götze und André Schürrle: Borussia Dortmund und die Karrieren im Konjunktiv
Dortmund wieder mit mehr Risiko als Geschick? Die Transfers von Mario Götze und André Schürrle sind womöglich nicht ganz unproblematisch - ein Kommentar.
Borussia Dortmund hat in der jüngeren Vergangenheit immer dann Geschick bewiesen, wenn es darum ging, jungen, enorm talentierten Spielern den nächsten Karriereschritt zu ermöglichen. Das funktionierte mit Mats Hummels, Shinji Kagawa, Robert Lewandowski, Henrich Mchitarjan, Pierre-Emerick Aubameyang und zuletzt Julian Weigl ganz hervorragend. Vor diesem Hintergrund machen die Verpflichtungen von Mikel Merino, Emre Mor, Marc Bartra, Ousmane Dembele oder Raphael Guerreiro Sinn.
Anders, wenn es darum ging, fehlgeleitete Fußballer wieder auf den rechten Weg zu verhelfen. Die Rückholaktionen von Kagawa und Nuri Sahin verliefen nur bedingt erfolgreich, keiner von ihnen konnte nach Aufenthalten bei anderen Klubs an sein früheres Leistungsniveau herankommen. Ähnliche Zweifel sind auch im Fall von Mario Götze angebracht, der den BVB einst zwar zu zwei Meisterschaften schoss – aber das war unter einem anderen Trainer, der eine anderen Art des Fußballs bevorzugte. Gut möglich, dass Götze schon bald nur noch Trikot und Stadion vertraut vorkommen, wenn er wieder für Dortmund auf dem Platz steht.
Dass in Person von André Schürrle am Freitag nun einer geholt wurde, der den Klub noch mehr Geld kostet als Götze, mag von Letzterem etwas Druck nehmen, die Angelegenheit für Borussia Dortmund insgesamt aber komplizierter machen. Mor, Dembele oder Guerreiro lesen sich als hoffnungsvolle Versprechen, als Namen einer erfolgreichen Zukunft. Ihr Reiz liegt im „Vielleicht“ und wenn sie dann tatsächlich einschlagen, dann wird es wieder heißen, die in Dortmund, die haben ein Gespür für Talent.
Götze und Schürrle dagegen wecken Begehrlichkeiten. Ihre Hinzunahme schürt Erwartungen, die womöglich der Realität nicht standhalten. Auf einmal gilt Dortmund wieder als erster Anwärter auf den zweiten Platz, als Meister derjenigen, die hinter dem FC Bayern ins Ziel kommen. Dabei haben beide Spieler nie nachweisen können, dass ihre sportlichen Qualitäten ihrem vermeintlichen Potential entsprechen. Seit Jahren verlaufen ihre Karrieren im Konjunktiv. Erweisen sich die Risikotransfers von Götze und Schürrle als Fehlentscheidung, hätte Borussia Dortmund doppelt verloren. Weil der BVB dann viel Geld für zwei Spieler ausgegeben und die Entwicklung tatsächlicher Talente gebremst hätte.