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Startbereit. Der 19 Jahre alte Franzose Ousmane Dembélé ist einer von zahlreichen vielversprechenden Neuzugängen der Dortmunder.
© AFP/Thissen

Bundesliga-Saisonvorschau (17): Borussia Dortmund: Jetzt auch mit Führerschein

Am Freitag startet die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison. In unserer Serie testen wir die Stärken und Schwächen der Vereine. Folge 17: Borussia Dortmund.

Was hat sich verbessert?

Wer in der Sommerpause den Überblick behalten wollte, was sich in Dortmund personell alles getan hat, der musste ganz schön auf Zack sein: Teilweise wurde dem Beobachter schwindelig, so rasant rotierte das Personalkarussell: Mikel Merino (CA Osasuna), Marc Bartra (FC Barcelona), Sebastin Rode (Bayern München), Ousmane Dembélé (Stade Rennes), Raphael Guerreiro (FC Lorient), Emre Mor (FC Nordsjelland) und zuletzt die Königstransfers von Mario Götze (Bayern München) und André Schürrle (VfL Wolfsburg).

Acht neue Spieler, für die der BVB ungefähr die 110 Millionen Euro reinvestiert hat, die er beim Verkauf von Mats Hummels (FC Bayern), Ilkay Gündogan (Manchester City) und Henrich Mchitarjan (Manchester United) eingenommen hatte. In Dortmund wurde also ganz schön viel Kohle umgewälzt, und dabei hat die Borussia vieles richtig gemacht. Sicher, die drei Schlüsselspieler sind nicht so leicht zu ersetzen, dafür hat der BVB unheimlich viel Talent eingekauft. Eine solch breit gestreute Qualität im Kader hatten die Dortmunder nicht einmal in Meisterjahren zu bieten.

Wer sind die Stars?

Bei einer solchen Ansammlung von Hochkarätern ist es schwer, Einzelne herauszufiltern. Von Ousmane Dembélé werden wahre Wunderdinge berichtet, seitdem er das Training aufgenommen hat und durch die Reihen tänzelt. Ähnlich verhält es sich mit Emre Mor, der in der Türkei schon „türkischer Messi“ genannt wird und dessen Tempodribblings tatsächlich mitreißend sind. Aber in der medialen Betrachtung steht Mario Götze natürlich über allen. Der verlorene Sohn versucht, mit einer Charmeoffensive zu punkten. Wenn sich einer den Status als Hochverräter erwirbt, weil er zu den Bayern geht, und dann zurückkehrt, steht er nun mal unter besonderer Beobachtung. Bislang hat Götze zwar noch nicht gespielt, einen guten Eindruck hat er dennoch hinterlassen. Der 24-Jährige hat seine Schnösel-Attitüde mit Solarium-Bräune und Goldkettchen weitgehend abgelegt, blieb im Trainingslager bei jedem Fan für Autogramme und Selfies stehen und servierte seinen Kollegen sogar mit Schürze und Kochmütze bekleidet das Essen. Wenn es so mannschaftsdienlich weitergeht, kann es was werden mit einer zweiten Liebesbeziehung.

Wer hat das Sagen?

Ganz klar Hans-Joachim Watzke. Unter dem Geschäftsführer hat der BVB nach der Beinahe-Pleite vor zehn Jahren ein florierendes, börsennotiertes Unternehmen etabliert, das über das größte Stadion in Deutschland verfügt, den besten Zuschauerschnitt Europas hat und Jahr für Jahr Rekordumsätze vermeldet. Das reicht, um den Fans eine überaus spielstarke Mannschaft zu präsentieren, aber wenn die Global Player mit dem Scheckheft wedeln, muss die Borussia Dortmund KGaA regelmäßig klein beigeben. Zuletzt traten die Riesen aus München und Manchester (City und United) in den Ring und sicherten sich die Dienste von drei Leistungsträgern. Wer dabei allerdings solche Reichtümer auf das Konto bekommt, dass er ausgiebig shoppen gehen kann, hat sicherlich Probleme, mit denen sich die überwiegende Mehrzahl der Konkurrenz nur allzu gerne auseinandersetzen würde.

Was ist in dieser Saison möglich?

Das Bild entbehrte nicht einer gewissen Komik: Dortmunder Profis in gelben Leibchen auf dem Dach eines chinesischen Hotels mit einem ganz in weiß gekleideten Großmeister bei einer Einweisung in die asiatische Kampfkunst des Tai-Chi. Die Szene während des PR-Auftritts in Fernost kann durchaus als Metapher für die Situation des BVB herangezogen werden: Vieles ist neu seit dieser Sommerpause, in der es beim Vizemeister so viele personelle Umwälzungen gab. Doch wenn Trainer Thomas Tuchel auf das Thema angesprochen wird, wie kompliziert es doch sei, das neue Ensemble einzuspielen, lächelt er nur vielsagend. Der 42-Jährige ruht in sich, weiß er doch, dass es wesentlich angenehmer ist, so viel Qualität auf den Rasen zu bringen, als den Mangel zu verwalten. Ein Porsche-Fahrer wünscht sich doch auch keinen Trabbi, wenn er mit qualmenden Reifen anfährt, weil er so viele PS unter der Haube hat. Selbst wenn in Dortmund niemand ernsthaft daran glaubt, den Bayern mit dem neuen Sportwagen die Rücklichter zeigen zu können, gehen alle von einer starken Saison aus. Will heißen: Der BVB wird mal wieder Zweiter.

Und sonst?

Neben dieser Meldung verblasst jeder Transfer-Knaller – und sei er auch noch so spektakulär: Marco Reus hat seinen Führerschein! Wofür eine längere Verletzungspause doch alles gut sein kann. „Ich bin froh, dass ich das Kapitel damit abgeschlossen habe“, verkündete der Nationalspieler, als er den Führerschein endlich in den Händen hielt. Jetzt kann Reus eine seiner Luxuskarossen also legal zum Training kutschieren. Und wer weiß, vielleicht darf er sogar den goldenen Lamborghini von Kumpel Pierre-Emerick Aubameyang mal ausleihen – wenn er ganz lieb bittet.

Morgen letzte Folge: Bayern München

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