Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg: Borussia Dortmund gewinnt ohne "Gelbe Wand"
Der BVB schlägt schwache Wolfsburger vor einer leeren Südtribüne mühelos mit 3:0. Ein Eigentor der Gäste ebnet den Weg für die Dortmunder.
Der Anblick war äußerst gewöhnungsbedürftig. Die „Gelbe Wand“, größte Stehplatztribüne der Welt und laut BVB-Trainer Thomas Tuchel ein „Monument des Weltfußballs“, präsentierte sich als lebloses, graues Betongebilde. Es war ein tristes Bild, das Dortmunder Stadion mit 56.903 Besuchern ausverkauft zu wissen, obwohl 24.454 Fans ausgesperrt waren. „Die Stimmung mit der Süd ist immer Wahnsinn“, sagte Nationalspieler Erik Durm, „sehr schade, dass die diesmal nicht dabei sind.“
Was Dortmunder als herben Verlust werteten, nahmen die Gäste aus Wolfsburg als unverhoffte Chance wahr. Trainer Valérien Ismael sprach davon, „falls es jemals einen guten Zeitpunkt gab, in Dortmund zu spielen, dann vielleicht jetzt“. Es war so viel debattiert und berichtet worden über die Ausschreitungen und die unsäglichen Schmähplakate beim Spiel gegen Leipzig sowie die folgenden Sanktionen mit der Vollsperrung der Südtribüne, dass sich der Betrachter fragte, ob an diesem Nachmittag überhaupt noch Sport getrieben würde. Die Antwort lautete: ja, und aus Dortmunder Sicht sogar sehr erfolgreich. Im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg zeigte die Borussia trotz der gewöhnungsbedürftigen Begleiterscheinung eine überzeugende Leistung, gewann gegen einen Kontrahenten, der über 90 Minuten ein erschreckend schwaches Bild abgab, verdient mit 3:0 (1:0) und kletterte in der Tabelle auf Platz drei.
Es war ein wirklich ansehnlicher Vortrag von der heimischen Borussia, die im Angesicht der gähnend leeren Südtribüne sofort den Vorwärtsgang einlegte und dabei erstaunlich viel Unterstützung erfuhr, weil sich viele Ultras mit Karten auf der gegenüberliegenden Nordtribüne eingedeckt hatten. Der BVB stürmte und machte da weiter, wo er beim 0:1 in der Champions League bei Benfica Lissabon aufgehört hatte: viele Chancen, kein Ertrag. Die Gastgeber erspielten sich gegen hoffnungslos unterlegene Wolfsburger bereits in der Anfangsphase fünf erstklassige Möglichkeiten, die jedoch durch Bartra, zwei Mal Aubameyang und zwei Mal Reus vergeben wurden.
Eigentor als Dosenöffner
Beinahe folgerichtig fiel die längst überfällige Führung durch ein Eigentor des VfL. Manndecker Jeffrey Bruma bugsierte eine Hereingabe von Piszczek mit dem Kopf über die Linie. Überhaupt erwiesen sich die Gäste aus Niedersachsen als äußerst zuvorkommend, weil sie ihre Widersacher in der Rückwärtsbewegung lediglich begleiteten, anstatt sie mit Überzeugung zu attackieren. Der BVB agierte drückend überlegen, versäumte es jedoch, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Stattdessen hätte Yunus Malli in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit dem ersten vernünftigen Torschuss beinahe für den Ausgleich gesorgt und den Spielverlauf angesichts der krassen Unterlegenheit und einem Torschussverhältnis von 2:9 auf den Kopf gestellt.
Das änderte nichts daran, dass der knappe Rückstand für erschreckend harmlose Wolfsburger das Positivste an 45 Minuten waren, in denen sich die Gäste bis zur Unkenntlichkeit versteckt hatten. Doch selbst das änderte sich nach dem Seitenwechsel. Dortmund stürmte nun auf den Norden, wo sich ihre Fans versammelt hatten. Drei Minuten nach dem Wiederanpfiff kam Lukasz Piszczek nach einer Hereingabe von Ousmane Dembélé unbedrängt mit dem Kopf an den Ball und nickte zum 2:0 ein.
Spätestens jetzt war die vage Hoffnung des VfL auf null gesunken. Nach einer Stunde erhöhte Dembélé auf 3:0, längst ging es nur noch um die Höhe des Sieges. Der BVB beschränkte sich in der Schlussphase darauf, das Spiel zu kontrollieren und den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Auch das gelang ohne größere Gegenwehr, es war ein entspannter Nachmittag nach all den Verwerfungen der letzten Wochen. In Dortmund werden sie das mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen und hoffen, dass möglichst bald wieder der Alltag einkehrt.