Wintersport: Biathlon muss auch mal mit Kritik leben
Eine Sportart, die wie Biathlon auch durch Hilfe des Fernsehens groß geworden ist, muss es aushalten, wenn nicht immer nur Lobeshymnen über ihre Sportler gesungen werden. Ein Kommentar.
Biathlon-Bundestrainer Gerald Hönig übt vor dem Heim-Weltcup in Ruhpolding Kritik an den Medien. Die Kritik an Laura Dahlmeier sei zuletzt überzogen gewesen, findet er, das tue der Athletin nicht gut und sei in der Form völlig unangebracht. Nun ist es grundsätzlich gut, wenn ein Trainer seine Sportlerin in Schutz nimmt. Auch dass eine Athletin, die nach Krankheit zurückkommt, noch nicht wieder zu Höchstleistungen in der Lage ist, sollte jedem, der sich des gesunden Menschenverstands bedient, klar sein. Gleichzeitig ist es aber auch zu einer Unsitte im professionellen Sport geworden, bei jedem kritischen Wort gleich eine Medienschelte zu betreiben. Das kann nicht die Art sein.
Eine Sportart, die wie Biathlon in den vergangenen zehn Jahren wie keine andere durch Hilfe des Fernsehens groß geworden ist, darf, ja muss es auch aushalten, wenn nicht immer nur Lobeshymnen über ihre Sportler gesungen werden. Es muss erlaubt sein, Leistungen, die hinter den zweifelsohne hohen, aber eben auch in vergangenen Erfolgen begründeten Erwartungen zurückbleiben, kritisch zu betrachten. Das macht den Sport in jedem Fall auch glaubwürdiger.
Das wäre übrigens auch für jene Sender wünschenswert, die für die Übertragung der Live-Events Saison für Saison viel Geld bezahlen. Bei aller Zuneigung und Begeisterung für den spannenden Sport wäre manchmal etwas Distanz und ein kritisches Wort der Experten mehr sogar angebracht. Dann wäre auch die Schere zur unabhängigen Presse in der Wahrnehmung nicht so groß.