0:7 im DFB-Pokal gegen Köln: BFC Preussen: Einmal gegen Profis arbeiten
Sechstligist BFC Preussen hält das Pokalspiel gegen den 1. FC Köln lange offen, aber unterliegt doch 0:7.
Pfiffe und Buh-Rufe des gegnerischen Publikums sind beim Fußball immer auch eine Form der Respektsbekundung. Nur wer sportlich ernst genommen wird, den lohnt es auch auszupfeifen. In dieser Hinsicht hatten die Spieler des BFC Preussen ihr Ziel nach 25 Minuten erreicht. Bei jedem Freistoß aus halbwegs gefährlicher Position pfiffen die Fans des 1. FC Köln nach Leibeskräften. Die Schmähungen hatten sich die Berliner Hobby-Fußballer verdient. Vor allem in der ersten Halbzeit des DFB-Pokalspiels war der Unterschied zwischen Bundes- und Sechstligist nicht so groß, wie er aus Kölner Sicht eigentlich hätte sein müssen. Dass Köln am Ende doch standesgemäß 7:0 (2:0) gewann und in die zweite Runde einzog, konnte die Leistung und die Euphorie der Preussen nicht trüben. Zumal sich der Klub über 139 000 Euro Antrittsprämie freuen darf.
Alle Berliner rannten und spielten, wie nur Menschen rennen und spielen, die gerade den sportlichen Wettkampf ihres Lebens bestreiten. Und nicht weniger war es für Preussen. In der sechsten Liga, auch Berlin-Liga genannt, spielt der BFC. Drei Mal in der Woche wird trainiert, kein Vergleich zu den Profis des 1. FC Köln, die dieses Pensum mitunter an einem Tag bestreiten.
Als Gewinner des Berliner Vereinspokals hatte sich der Klub aus Lankwitz für den DFB-Pokal qualifiziert, nicht der BFC Dynamo oder der Berliner AK, die Seriengewinner der vergangenen Jahre. Eine echte Überraschung, wie sie auch im Amateurfußball nicht mehr allzu oft vorkommt. Da war es nur konsequent, dass Trainer Andreas Mittelstädt neun Pokalhelden von Beginn an aufbot und ihnen so die Möglichkeit gab, ihr Hobby vor einer einmalig großen Kulisse ausüben zu können. Unterhalb der Profimannschaften Hertha BSC und Union findet Fußball in Berlin größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zu den Spielen der Preussen verlieren sich nur selten mehr als 100 Zuschauer. An diesem Tag aber war alles anders, was natürlich in erster Linie am Gegner lag. Wie immer war dem 1. FC Köln ein stimmgewaltiger Anhang hinterher gereist, von den 6318 Zuschauern im Stadion an der Alten Försterei war rund die Hälfte den Kölnern zugeneigt. Wegen diverser Auflagen durch den DFB hatte der BFC Preussen von Lankwitz nach Köpenick in die Heimstätte des 1. FC Union umziehen müssen.
So war es genau genommen ein Spiel auf neutralem Platz und gefühlt eine Auswärtsbegegnung wegen der lauten Kölner Fans, aber das machte den Preussen nicht im Geringsten etwas aus. Den Kölnern erlaubte der Berliner Pokalsieger lange nur ein Freistoßtor durch Konstantin Rausch. Kurz vor der Pause traf dann der ansonsten enttäuschende Anthony Modeste zum 2:0. Preussen blieb trotzdem bemüht und wäre durch Angreifer René Robben, dem Siegtorschützen aus dem Berliner Pokalfinale, beinahe zu einem eigenen Treffer gekommen. Robben aber zögerte zu lange, als er den Kölner Torwart schon ausgespielt hatte, und so konnte Kölns Verteidiger Dominic Maroh noch klären. Maroh erzielte wenig später das 3:0.
Was dann folgte, war die logische Konsequenz aus einer Stunde Spielzeit, die die Preussen über ihrem Limit bestritten hatten. Die Kräfte ließen nach, jeder Schritt fiel den Berlinern immer schwerer, während die Kölner immer leichtfüßiger wurden. Marcel Risse, Artjoms Rudnevs und Doppeltorschütze Yuja Osako trieben das Ergebnis mit ihren Toren noch in die Höhe.
Sebastian Stier