DFB-Pokal: BFC Preussen - 1. FC Köln: Ein Fünf-Klassen-Unterschied
Der Berliner Pokalsieger BFC Preussen empfängt in der Alten Försterei den Bundesligisten 1. FC Köln. Ein Sieg wäre mehr als unwahrscheinlich, aber manchmal ist Dabeisein schon fast alles.
Allein die Schiedsrichterkabine. Andreas Mittelstädt wird heute noch ganz anders, wenn er an deren geforderte Ausmaße denkt. „Etwa um die 40 Quadratmeter sollte die groß sein, mit separater Dusche versteht sich“, sagt der für den Bereich Fußball zuständige Abteilungsleiter des BFC Preussen. Als beim Berliner Pokalsieger Post vom Deutschen Fußball- Bund (DFB) eintraf, war die Vorfreude auf die erste Teilnahme am DFB-Pokal seit 1981 kurz getrübt. „Was der DFB an Auflagen fordert, ist für kleine Vereine wie uns gar nicht realisierbar“, sagt Mittelstädt.
So kommt es, dass die Preussen ihr Erstrundenspiel gegen den 1. FC Köln am Sonnabend (15.30 Uhr) im Stadion an der Alten Försterei, der Heimstätte des 1. FC Union Berlin, austragen müssen. Das Preussenstadion an der Malteser Straße in Lankwitz kommt aufgrund der Ansprüche des DFB nicht infrage. Mittelstädt findet das sehr schade, er versteht nicht, warum sich „die Herren Bundesliga-Profis“ nicht in einer Amateurkabine umziehen sollen. „Gerade das hätte doch Charme gehabt. Die kommen doch ursprünglich auch alle aus kleinen Vereinen“, sagt er.
Hinter Mittelstädt und allen anderen Mitarbeitern des BFC Preussen liegen anstrengende, arbeitsintensive Wochen, auch wenn in Sachen Organisation der 1. FC Union kräftig mitgeholfen hat. „Uns war früh klar, dass wir das allein nicht stemmen können. Deshalb haben wir uns an Union gewandt“, sagt Mittelstädt. Er hofft auf ungefähr 10 000 Zuschauer für das ungleiche Kräftemessen zwischen dem Sechstligisten und dem Bundesligisten.
Der BFC Preussen ist einer von zwei Sechstligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals
Der BFC Preussen ist neben dem FC 08 Villingen einer von zwei Sechstligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals, alle anderen Teilnehmer spielen in höheren Ligen. Qualifiziert haben sich die Preussen als Gewinner des Berliner Vereinspokals 2016. Das 1:0 im Finale gegen den Fünftligisten Lichtenberg 47 gilt als eine der größten sportlichen Überraschungen dieses Wettbewerbs seit vielen Jahren. Früh waren die Favoriten aus der vierten Liga, der Berliner AK oder der BFC Dynamo ausgeschieden, am Ende durfte ein Klub aus der Berlin-Liga jubeln.
Für den BFC Preussen bedeutet der Pokalsieg und das damit verbundene DFB- Pokal-Spiel womöglich einen finanziellen Segen. Vom DFB kommen 139 000 Euro, dazu die Zuschauereinnahmen vom Sonnabend. Abgegeben werden müssen insgesamt 20 000 Euro, die an Lichtenberg 47 und die anderen beiden Berlin-Pokal-Halbfinalisten, den SC Staaken und TuS Makkabi, gehen. So wollen es die Statuten. Dazu ist Stadionmiete an den 1. FC Union abzutreten, zu deren Höhe Mittelstädt sich nicht äußern will. Insgesamt hofft der Abteilungsleiter aber „auf eine positive Bilanz“. Das Geld soll größtenteils in die Mannschaft fließen,
Preussens Ziel in dieser Saison ist der Aufstieg in die Oberliga. Dort war der Klub zuletzt vor sieben Jahren vertreten, „dort wollen wir wieder hin“, sagt Mittelstädt. Dass es im DFB-Pokal ein weiteres Spiel gibt, so wie 1981, als die Preussen nach einem Sieg gegen Schwarz-Weiß Essen (2:0) die zweite Runde erreichten, ist mehr als unwahrscheinlich. Laut Mittelstädt müsste da schon enorm viel zusammenkommen. Preussens Fußballer trainieren drei Mal in der Woche, so oft, wie die Kölner an anderthalb Tagen. Ein Sechstligist, der einen Bundesligisten ausschaltet, wäre eine Sensation. Aber mit Sensationen kennen sie sich bei den Preussen seit dem Mai ja ganz gut aus.