Formel 1 in Deutschland vor dem Aus: Bessere Werbung als Hockenheim gibt es kaum
Ein Formel-1-Rennen ist eigentlich die ideale Gelegenheit für Baden-Württemberg, um mit seiner Autobranche zu protzen. Da macht die Landesregierung jedoch nicht mit. Ein Kommentar.
Die Zukunft der Formel 1 sieht düster aus, jedenfalls in Deutschland. Als am Sonntag gegen 17 Uhr auch die langsameren Autos über den Zielstrich am Hockenheim-Ring brummten, könnte dies bis auf Weiteres der Abschiedsgruß gewesen sein. Weder die Betreiber im Badischen noch jene auf dem Nürburgring wollen die hohen Gebühren bezahlen, die Formel-1-Eigentümer Liberty Media abruft. Das finanzielle Risiko sei zu hoch, heißt es hier wie dort. Und Unterstützung – etwa vom Land oder solventen privaten Sponsoren – sei nicht ausreichend in Sicht.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann nahm nicht einmal die aus Hockenheim geschickte Einladung zum Rennen an, eine „gelingende Veranstaltung“ wünschte er stattdessen. Und Weltkonzern Mercedes scheint genauso wenig Lust zu haben, das kleine Hockenheim zu päppeln.
Mit brummenden Motoren wollen die Grünen wenig zu tun haben
Das ist schon merkwürdig. Einerseits gilt insbesondere Baden-Württemberg, wo der Hockenheimring ansässig ist, als Kernland der Automobilindustrie; andererseits lässt man diejenigen im Stich, die das Image von der hohen deutschen Ingenieurskunst nach außen tragen. Eine bessere Werbefläche als das Formel-1-Rennen gibt es für Baden-Württembergs Autobranche kaum. An mehreren Standorten werden Autos gebaut und an noch mehr Standorten werden die dafür nötigen Teile hergestellt. Das Rennen in Hockenheim symbolisiert auch die Wirtschaftsstärke im Südwesten.
Vor allem dem Land müsste – eigentlich – daran gelegen sein, die Formel 1 am Standort Hockenheim zu halten. Erst Anfang der 2000er Jahre ausgebaut, wirkt sich die Strecke positiv auf Steuern und Tourismuszahlen aus.
Wahr ist aber auch: Dass ein Formel-1-Rennen mit öffentlichen Geldern subventioniert wird, muss eine Landesregierung erstmal rechtfertigen. Einer Millionenbranche noch Millionen hinterher zu schieben, erfordert hohe Erklärungskünste – und kann eigentlich nicht Sinn der Sache sein.
Und dann ist da noch das Image: Mit brummenden Motoren wollen insbesondere die Grünen qua Herkunft wenig zu tun haben. Zwar sind auch sie der Automobilindustrie im Südwesten hörig, bloß: Dies offen zugeben? Besser nicht. Dabei weiß jeder, dass gerade Ministerpräsident Kretschmann als Autoversteher gilt. Vom Strukturwandel, den manche in grüne Landespolitik gesetzt haben, ist wenig zu spüren. Baden-Württemberg bleibt ein reiches Autoland – mit der Formel 1 würde dies entsprechend gewürdigt.