Fußballverband darf nicht entscheiden: Berliner Vereine pochen auf Saisonabbruch
Während der BFV die Saison fortsetzen will, votiert die Mehrheit der Vereine für einen Abbruch. Nun muss ein außerordentlicher Verbandstag entscheiden.
Damit hatte der Berliner Fußballverband (BFV) nicht gerechnet: Als sich der Verband am Wochenende ein Meinungsbild der Vereine einholen wollte, sprachen sich diese mehrheitlich für einen Saisonabbruch aus. Dabei hatte der BFV noch Tage zuvor eindringlich dafür geworben, die Saison fortzusetzen und sogar ein konkretes Szenario vorgeschlagen – aufgrund von nicht überschaubaren Haftungsrisiken.
Es gab sogar ein Rechtsgutachten, das die Landesverbände gemeinsam mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) in der Coronavirus-Krise beauftragt hatten. Dieses rät den Verbänden deutlich von einem Saisonabbruch ab. Da aber das Präsidium des BFV nicht entscheiden darf, das hat es bis zu einer Sitzung am Mittwoch nochmals juristisch prüfen lassen, wird nun ein außerordentlicher Verbandstag nötig.
„Saisonabbruch ist das schlechteste Szenario für alle Beteiligten“
Auf diesem hat jeder der Berliner Fußballvereine am 20. Juni eine Stimme – die Mehrheit entscheidet. In einer unverbindlichen Abstimmung hatte sich der Großteil zuletzt für einen Saisonabbruch ausgesprochen, bei dem die Hinrundentabelle gewertet wird und bei dem es nur Aufsteiger, aber keine Absteiger gibt.
Der BFV begründet den späten Termin des außerordentlichen Verbandstages damit, dass er die Entscheidungen der übergeordneten Spielklassen des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abwarten müsse. „Bis 30. Juni werden wir leider keinen Amateurfußball in Berlin sehen“, stehe laut Präsident Bernd Schultz aber schon jetzt fest.
„Wir müssen das respektieren und zur Kenntnis nehmen“, sagt BFV-Geschäftsführer Kevin Langner. Allerdings werden er und seine Kollegen in den kommenden Wochen weiter kräftig die Werbetrommel rühren. Denn, das sagt Langner auch: „Der Saisonabbruch ist das schlechteste Szenario für alle Beteiligten.“
Es seien am Mittwoch bereits Mails beim BFV eingegangen von Vereinen, die auf jeden Fall gegen einen möglichen Saisonabbruch klagen wollen, berichtet Langner. Sogar der Gang bis vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas, sollte er nötig werden, drohte ein Verein dem Verband an.
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Auch deshalb wird der BFV ein externes juristisches Gutachten in Auftrag geben, das sich mit möglichen Änderungen der Spielordnung für einen Saisonabbruch oder der Saisonfortsetzung befasst. Dieses Gutachten soll die Haftungsrisiken, auf die der Verband seit Wochen hinweist, den Vereinen zudem nochmals aufzeigen.
Am 27. Mai will das Präsidium des Berliner Fußballverbands dann den Vereinen einen Vorschlag unterbreiten, was er unter den gegebenen Umständen für geboten hält. In welche Richtung dieser Vorschlag gehen wird, sollte kein Geheimnis sein. „Wir zerschießen uns die kommende Saison, wenn wir diese abbrechen“, sagt Langner. „Wir hätten durch die Fortsetzung eine größtmögliche Flexibilität.“
In den vergangenen Tagen hatte sich eine bundeseinheitliche Lösung der Landesverbände, die sich der BFV gewünscht hatte, zerschlagen. Der Bayrische Fußballverband hatte sich beispielsweise für eine Saisonfortsetzung ab dem 1. September ausgesprochen, während der Westdeutsche Fußballverband die Saison abbrechen wird.